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Berufsporträt Büchsenmacher: Feilen, Drehen, Einschießen

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Lehrberuf Büchsenmacher "Zeig mal dein Bedürfnis"

Gerrit, 21, schießt schon sein halbes Leben lang. Jetzt hat der begeisterte Sportschütze und Jäger eine Lehre als Büchsenmacher begonnen. Für reine Trophäenjäger hat er wenig übrig.
Von Lena Steenken

Ein gesplitterter Schaft? Das Gewehr schießt nur bei jedem zweiten oder dritten Druck auf den Abzug? Oder das Ding will einfach nicht treffen? Wenn ein Schusswaffe einen technischen Schaden hat, müssen Büchsenmacher wie Gerrit, 21, ran.

Er ist Auszubildender im ersten Lehrjahren zum Büchsenmacher in einem Betrieb in Garlstorf in Niedersachsen. Die Firma gibt es seit mehr als hundert Jahren, viele Teile der Waffen werden dort noch in Handarbeit hergestellt.

Gerrit hat schon in seiner Schulzeit viel geschossen. Mit 14 nahm ihn sein Onkel zum ersten Mal zum Schießen mit. 2011 gewann er mit 17 Jahren die Bronzemedaille im Tontaubenschießen bei der Weltmeisterschaft in Belgrad. Seit sechs Jahren schießt Gerrit für die Nationalmannschaft.

Ein Büchsenmacher stellt Waffen nicht nur her und repariert sie. Es sei auch sehr wichtig, die Waffen der Kundschaft einzuschießen um eine hohe Treffgenauigkeit zu garantieren - "damit das Wild kein unnötiges Leid ertragen muss", sagt Gerrit.

Als Erstes lernte er Grundlagen über die Materialien, begann dann aber schon relativ früh damit, Ersatzteile selbst herzustellen und leichtere Montagearbeiten zu erledigen. "Es ist viel zu tun und wir sind ein kleiner Betrieb. Man macht das, was gerade ansteht."

"Kontrollen verhindern, dass Waffen in falsche Hände fallen"

Gerrits Lehrbetrieb besteht nicht nur aus einer Büchsenmacherwerkstatt. Dazu gehört auch ein Geschäft für Jagdwaffen, Messer aber auch Jagdbekleidung. Aus diesem Grund wird Gerrit nicht nur zum Büchsenmacher ausgebildet, sondern lernt auch wie man die Kunden richtig berät.

Ist Gerrit nicht auf dem Schießstand oder beim Basketballtraining, geht er auf die Jagd. Auch sein Vater ist Jäger, und die haben genau wie Sportschützen neben vieler Bräuche und Traditionen auch eine eigene Sprache: Die zu verstehen sei für jeden wichtig, der mit ihnen arbeiten wolle, sagt Gerrit.

Das geht beim sogenannten Schussbuch los, in dem Wettkämpfe und Trainings dokumentiert werden. Dieses muss bereit gehalten werden, da es jeder Zeit mit den Worten: "Zeig mal dein Bedürfnis" eingesehen werden kann. Ein Sportschütze muss nämlich das "Bedürfnis", eine Waffe zu besitzen, nachweisen können. Haben sie zu wenig Übungsstunden im Schussbuch, wird davon ausgegangen, dass keine Notwendigkeit für eine Waffe mehr besteht. Dann kann die Erlaubnis, eine Waffe zu besitzen, erlöschen.

Neben Fingerfertigkeit brauche es für den Büchsenmacherberuf vor allem Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Waffen, sagt Gerrits Lehrmeister. Und der Lehrling Gerrit bringe alle diese Voraussetzungen mit. Wie geht er als angehender Büchsenmacher damit um, dass mit den Waffen Tiere und Menschen getötet werden können? Gerrit sagt, er vertraue auf die strengen Vorschriften in Deutschland. "Es gibt sehr strenge Kontrollen und Richtlinien, die verhindern sollen, dass Waffen in die falschen Hände geraten." Er selbst sei mit der Jagdtradition aufgewachsen und verbinde Waffen nicht mit dem Töten von Menschen, sondern mit Sportschießen oder mit der Jagd. "Es gibt immer mehrere Betrachtungsweisen."

Einen Jagdschein bekomme man nicht, wenn es einem darum gehe "wild rumzuballern", und der Sportschein sei sehr teuer. Gerrit sagt, den mache nur jemand, der ernsthaft am Sport interessiert sei. Außerdem müsse der Sportschütze ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, und es werde überprüft, ob derjenige mental bereit sei, eine Waffe besitzen.

"Mehr Bio geht nicht"

Kritik an der Jagd komme außerdem von denen, die sich damit nicht auskennen, findet Gerrit. "Die Menschen verbinden das Töten von Tieren mit etwas Schlechtem." Es gehe aber auch darum, verletzte Tiere von ihrem Leid zu befreien und die Bestände zu regeln. Außerdem habe das von Jägern geschossene Wild ein Leben in Freiheit und werde nicht in Massentierhaltung gemästet. "Dort werden die Tiere abgeschlachtet, nicht von Jägern", sagt er. "Mehr Bio geht nicht."

Allerdings gibt es auch Jäger, denen es nur um die Trophäen gehe, die dann in Massen an der Wand und über dem Kamin hängen. "Das finde ich teilweise übertrieben, da gibt es für mich eine Grenze."

Die Lehre hat Gerrit nach seinem Wirtschaftsabitur begonnen. Mit der Ausbildung will er vor allem die technische Seite hinter seinem Hobby kennenlernen. Ob er später auch als Büchsenmacher arbeiten oder den Meister machen will, kann er im ersten Lehrjahr noch nicht sagen. Dem Schießen als Sport wird er aber auf jeden Fall treu bleiben.

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