Kita-Vergleich In diesen Bundesländern gibt es am meisten Betreuung für Ihre Kinder
Windeln wechseln, beim Basteln helfen, Tränen trocknen: In einer Krippe in Baden-Württemberg übernimmt diese Aufgaben rein rechnerisch eine Fachkraft für 3,1 Kinder. Der Kollege oder die Kollegin in Sachsen kümmert sich dagegen um 6,4 Kinder - ein eklatanter Unterschied.
Wie gut die Kita-Qualität gemessen am Personalschlüssel ist, hängt in Deutschland immer noch stark vom Wohnort ab. Das belegt der "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme", den die Bertelsmann-Stiftung an diesem Dienstag vorstellt. Das Fazit ihres Vorstands Jörg Dräger: "Die Kita-Qualität hat sich bundesweit zwar verbessert, die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland ist allerdings geblieben." In vielen Regionen gehe zu wenig voran.
Der Studie zufolge hat sich der Personalschlüssel in Krippen seit 2015 in elf Bundesländern nicht verbessert. Dabei ist gerade die Zahl der betreuten unter Dreijährigen deutlich gestiegen, so wie es sich viele Eltern, Arbeitgeber und Politiker gewünscht hatten. Mehr als 760.000 Kleinkinder gehen inzwischen bundesweit in eine Krippe. Das ist jedes dritte Kind unter drei Jahren.
Der "Ländermonitor" wird jährlich aktualisiert und basiert auf amtlichen Statistiken. Stichtag für die jüngste Erhebung war der 1. März 2017.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Der Personalschlüssel in Krippen hat sich im bundesweiten Durchschnitt verbessert: Im Jahr 2012 kümmerte sich eine Fachkraft im Schnitt um 4,8 Kinder, nun sind es 4,3 Kinder pro Betreuer.
- Auch in Kindergärten müssen sich Erzieher um weniger Kinder kümmern: Auf einen Betreuer kommen im Schnitt 9,1 Kinder, im Jahr 2012 waren es noch 9,8.
- 2014 gaben 17 Prozent der Kitas an, keine Zeit für Leitungsaufgaben zu haben. 2017 waren es nur noch rund elf Prozent.
- In Deutschland werden insgesamt immer mehr unter Dreijährige in Kitas betreut. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Zahl um mehr als 36 Prozent.
Trotz dieser Verbesserungen gibt es laut Studie weiterhin "immense Qualitätsunterschiede" innerhalb Deutschlands, insbesondere im Vergleich von Ost und West.
- In ostdeutschen Krippen ist jeder Erzieher im Schnitt für 6,0 Kinder zuständig, in westdeutschen Krippen nur für 3,6. Eine ähnliche Kluft gab es auch schon fünf Jahre zuvor: Damals waren es in Ostdeutschland durchschnittlich 6,4 Kinder, im Westen 3,9.
- Nicht anders sieht die Situation in Kindergärten aus: Während in Ostdeutschland im Jahr 2012 noch 12,8 Kinder auf eine Fachkraft kamen, waren es in Westdeutschland 9,2 Kinder. Fünf Jahre später gibt es noch fast den gleichen Unterschied: Im Osten kommen auf jeden Betreuer 11,9 Kinder, im Westen 8,4.
- Aber auch innerhalb einzelner Bundesländer gibt es große Unterschiede beim Personalschlüssel, beispielsweise in Rheinland-Pfalz. In Altenkirchen ist eine Krippenkraft im Schnitt für 2,8 Kinder zuständig, in Landau für 4,5.
- In einigen Bundesländern entwickelt sich die Betreuung deutlich besser als in anderen: Baden-Württemberg ist schon seit 2014 bundesweiter Spitzenreiter beim Personalschlüssel, und zwar sowohl in Krippen (ein Erzieher für 3,1 Kinder) als auch in Kindergärten (ein Erzieher für 7,1 Kinder). In Sachsen ist der Personalschlüssel in Krippen und Kindergärten dagegen seit Jahren fast unverändert schlecht. Bundesweites Schlusslicht bei der Betreuung von Kindergartenkindern ist seit 2012 Mecklenburg-Vorpommern (ein Erzieher für 13,4 Kinder).
Angesichts der Ergebnisse übt Bertelsmann-Vorstand Dräger scharfe Kritik am Entwurf der Bundesregierung für ein sogenanntes Gute-Kita-Gesetz. Das Gesetz soll Anfang 2019 in Kraft treten und dafür sorgen, dass der Betreuungsschlüssel in Kitas verbessert, Eltern von Gebühren befreit und Erzieher besser qualifiziert werden. 5,5 Milliarden Euro sollen dafür bis 2022 vom Bund fließen.
Dräger moniert, dass der Entwurf keine bundeseinheitlichen Standards definiere. Zudem berücksichtige die derzeit geplante Verteilung der Bundesmittel nicht die Zahl der jeweils betreuten Kinder in den Bundesländern. Länder mit vielen Kindern in Kitas und Kindertagespflege würden dadurch benachteiligt, traditionell treffe dies vor allem Ostdeutschland. Die Mittel seien insgesamt zu knapp bemessen, und es müssten längerfristige Finanzzusagen erfolgen.
Um einen qualitativ hochwertigen Ausbau der Kitas zu stemmen, sind laut Bertelsmann-Stiftung jährlich insgesamt 8,7 Milliarden Euro nötig. Grundlage für die Berechnungen ist unter anderem die Annahme, dass es für eine kindgerechte frühkindliche Bildung in Krippen einen Personalschlüssel von 1 zu 3 und in Kindergärten von 1 zu 7,5 geben sollte.
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