Abi-Betrug in Frankreich
52-Jährige gibt sich als ihre Tochter aus
Alles für den Erfolg des Nachwuchses: Eine übereifrige Mutter in Paris wollte für ihre Tochter das Englisch-Abi schreiben. In Hüfthosen und Turnschuhen mogelte sie sich in die Schule - doch der Rollentausch flog auf.
"Le Bacb: Französische Schüler brüten über den Abschlussprüfungen, die am Montag begonnen haben
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FREDERICK FLORIN/ AFP
Am Mittwochnachmittag wollte eine Mutter in einer Pariser Schule für ihre Tochter die Abiturprüfung in Englisch schreiben. Der Betrug flog jedoch auf, für die Mutter endete der Tag auf einem Polizeirevier.
Dabei hatte sich die 52-Jährige laut Rundfunksender Europe1 bestens vorbereitet. Am Eingang des Privatgymnasiums Bossuet Notre-Dame mischte sie sich noch unbemerkt unter die Schüler, als Teenager verkleidet: mit Sportschuhen, engen Hüftjeans und sorgfältig aufgetragenem Make-up.
Sie setzte sich auf den Platz ihrer 19-jährigen Tochter, sortierte ihre Stifte auf dem Tisch und wartete auf den Beginn der dreistündigen Prüfung.
Trotz Tarnung blieben die 33 Jahre Altersunterschied zwischen Mutter und Tochter nicht unbemerkt. Eine Aufseherin wunderte sich, ihr war zwei Tage zuvor die richtige Schülerin bereits in einer Philosophie-Prüfung aufgefallen. Dort bat die offenbar gestresste Schülerin mehrmals um einen Gang zur Toilette. "Es wurde schnell klar, dass das nicht dieselbe Person ist." Gewissheit bekam eine zweite Aufseherin dann bei der Kontrolle der Ausweise.
Wie die 19-Jährige - und ihre Mutter - schreiben insgesamt 664.709 Schüler in diesem Jahr die französische Abschlussprüfung, die am Montag begann und eine Woche lang dauert. Das Baccalauréat, kurz "le bac", ist das französische Zentralabitur und gilt als erster akademischer Grad in Frankreich, ähnlich der Allgemeinen Hochschulreife in Deutschland.
Der Frauentausch im Lycée fliegt auf
Nachdem die Täuschung am Mittwoch aufgeflogen war, hatte der Schulleiter die Polizei alarmiert und "eine Mogelei" gemeldet. Die Mutter wurde von vier Polizisten abgeführt und auf ein Revier gebracht.
Dort beteuerte die 52-Jährige zunächst weiterhin, nicht älter als 19 Jahre alt zu sein. Erst danach räumte sie ein, ihre angeblich kranke Tochter vertreten zu haben. Der Täuschungsversuch könnte die Familie teuer zu stehen kommen. Der wahren Kandidatin droht ein Ausschluss von den Abiturprüfungen für fünf Jahre. Mutter wie Tochter riskieren eine Strafverfolgung, laut französischen Medien können bis zu 9000 Euro Bußgeld oder eine dreijährige Gefängnisstrafe für den Betrug anfallen.