Aktueller Vergleich Welches Bundesland hat die beste Bildung?

Wie werden Schüler betreut? Wie viele Jugendliche brechen die Schule ab? Und welche Chancen haben Ausländer? Eine wirtschaftsnahe Studie lobt und tadelt die Bundesländer.
Schülerinnen in Dresden

Schülerinnen in Dresden

Foto: Arno Burgi/ dpa

Kinder und Jugendliche, die in Sachsen zur Schule gehen sowie Studenten an sächsischen Hochschulen können sich glücklich schätzen: Ihr Bundesland verfügt über das beste Bildungssystem in Deutschland.

Zu diesem Schluss kommen das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in einem aktuellen Vergleich der Bundesländer, dem Bildungsmonitor 2016,  der an diesem Donnerstag zum 13. Mal erscheint.

Auch Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg und Hamburg schneiden wie im vergangenen Jahr gut im Bildungsmonitor ab.

Laut der Studie zeichnet sich Sachsens Bildungssystem vor allem durch seine hohe Forschungsorientierung, durch gute Förderungen und eine hohe Schulqualität aus. Unter anderem

  • werden in Sachsen viele Kinder in Kindergärten und Grundschulen ganztags betreut,
  • je Professor werden die meisten Drittmittel eingeworben,
  • sind viele Schüler in der Berufsvorbereitung sehr erfolgreich,
  • zieht Sachsen viele Studierende aus anderen Bundesländern an.

Allerdings zeigt der Bildungsmonitor auch auf, wo jedes einzelne Bundesland noch Nachholbedarf hat. In Sachsen werden demnach viele Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst, und auch die Bologna-Reform wird nur zögerlich umgesetzt. Zudem brechen ausländische Jugendliche vermehrt ihre Ausbildung ab.

Platz 2: Thüringen

Hier sind die Bildungsausgaben je Schüler hoch, zudem werden Kinder und Jugendliche in der Schule gut betreut, das heißt auf eine Lehrkraft kommen vergleichsweise wenige Schüler und Studenten. Allerdings gibt es in Thüringen sehr viele ältere Lehrer, die laut des Bildungsmonitors in den nächsten Jahren nur schwer ersetzt werden können.

Platz 3: Bayern

Das Bundesland kann vor allem bei der beruflichen Bildung punkten: Das Angebot an Ausbildungsstellen ist sehr hoch. Zudem investiert Bayern viel in Schulen und Hochschulen, und nur wenige Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss. Allerdings muss Bayern vor allem jüngere Kinder besser betreuen. Der Anteil der Kindergarten- und Grundschulkinder in Ganztagseinrichtungen ist im bundesweiten Vergleich sehr niedrig.

Platz 4: Baden-Württemberg

Hervorzuheben ist in diesem Bundesland die Internationalisierung. Laut der Studie werden Grundschüler hier früh in Fremdsprachen unterrichtet, und die Hochschulen sind attraktiv für internationale Studierende. Außerdem werden nur wenige Lehrer vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit pensioniert. Hochschulabsolventen sind jünger als in anderen Bundesländern, und weniger Jugendliche brechen ihre Ausbildung ab. Dennoch: Wie in Bayern besuchen weniger Kinder Kitas oder Ganztagseinrichtungen von Grundschulen.

Platz 5: Hamburg

Der Stadtstaat erhält ebenso wie Baden-Württemberg in der Internationalisierung gute Noten: Grundschüler beginnen in der ersten Klasse mit dem Fremdsprachenunterricht, und ein hoher Anteil der Berufsschüler wird in Fremdsprachen geschult. Viele Grundschüler und Schüler können zudem Ganztagseinrichtungen besuchen. Aufholen müssen Hamburgs Schüler allerdings im Fach Mathematik, da erreichen viele Schüler nicht die Mindeststandards.

Zwei Flüchtlingsmädchen in Duisburg

Zwei Flüchtlingsmädchen in Duisburg

Foto: Monika Skolimowska/ dpa

Berlin belegt wie im vergangenen Jahr den letzten Platz im Bildungsmonitor. Hier werden viele Ausbildungsverträge vorzeitig abgebrochen, viele Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss, und die soziale Herkunft wirkt sich besonders stark auf den Werdegang aus. Auch Brandenburg (Platz 15) und Nordrhein-Westfalen (Platz 14) schneiden wie im vergangenen Jahr schlecht ab.

Seitdem das IW und INSM den Ländervergleich im Jahr 2004 gestartet haben, konnten die Institute deutliche Unterschiede im Fortschritt der Bildungssysteme der Länder ausmachen. In den vergangenen drei Jahren haben zum Beispiel das Saarland und Hamburg die Qualität der Bildung steigern können. Nur im Vergleich zum vergangenen Jahr hat keines der Bundesländer sein Bildungssystem verbessern können.

"Zum ersten Mal in 13 Jahren Bildungsmonitor haben die Länder im Durchschnitt keine Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr erreicht", sagt Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM. Vor allem bei der Integration ausländischer Schüler habe es Rückschritte gegeben. So hätten mehr ausländische Jugendliche die Schule abgebrochen. "Dies gibt Anlass zur Sorge, denn mit der Bildungsintegration der Flüchtlinge steht die Bildungspolitik vor einer neuen, riesengroßen Herausforderung", sagt Pellengahr.

3,5 Milliarden Euro mehr für Bildung

Die Verantwortlichen des Bildungsmonitors sehen hier einen Handlungsbedarf. Sie fordern, dass die jährlichen öffentlichen Bildungsausgaben um 3,5 Milliarden Euro erhöht werden. Studienleiter Axel Plünnecke sagt: "Im Jahr 2017 werden allein rund 98.500 zusätzliche Kita-Plätze für die Flüchtlingskinder benötigt. Dazu braucht es Lehrkräfte für rund 200.000 zusätzliche Schulkinder."

Die Studienmacher werteten 93 Einzelindikatoren aus, darunter etwa die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen, die Betreuungsrelationen an Schulen und Schulabbrecherquoten. Sie werteten Daten aus den Jahren 2014 und 2015 aus. Aktuellere statistische Daten liegen laut der Studie nicht vor.

kha
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