China Erstklässlerin will "korrupter Beamter" werden
Peking - Jetzt ist sie beinahe ein Star - und das gleich an ihrem ersten Schultag. Eine chinesische Erstklässlerin hat vor laufender Kamera mit ihrem Berufswunsch überrascht: Wenn sie mal groß ist, würde sie gern "korrupte Beamtin" sein.
In der südchinesischen Millionenstadt Guangzhou rückte ein Fernsehteam zum Schulstart am 1. September aus und befragte kleine Chinesen nach ihren Berufswünschen. Es wirkte ein bisschen wie eine berufsbezogene "Dingsda"-Sendung. Brav am Tisch sitzend, in weißen Hemden mit schwarz-roten Schulterklappen gaben die Erstklässler Auskunft: Einer kratzte sich ratlos am Kopf und wusste es noch nicht so genau, andere sagten "Malerin", "Pilotin" oder "Musiklehrerin", einer will Fotograf werden und ein anderer Feuerwehrmann.
Und dann war da dieses kleine Mädchen mit den rechts und links abstehenden Zöpfen und einer Brille am gelben Band. "Wenn ich groß werde, möchte ich Beamter werden", sagte die Sechsjährige in die Kamera. "Was für ein Beamter?", fragte der Interviewer und bekam eine glasklare Antwort: "Ein korrupter Beamter, denn die besitzen ganz viele Sachen." Dabei grinste das Mädchen zaghaft.
Das Interview war laut Berichten staatlicher Medien vom Freitag zunächst nur auf einer Internet-Website zu sehen. Inzwischen ist es aber im ganzen Land bekannt und läuft auch bei YouTube . In Blogs wird die Äußerung der Sechsjährigen als "realistische Einschätzung des Lebens" gelobt. "Der Sozialismus hat eine neue Version von 'Des Kaisers neue Kleider' hervorgebracht", kommentierte ein Blogger. Ein anderer schrieb: "Die Hässlichkeit des Lebens hat unsere Kinder verdorben - wie werden wir die nächste Generation erziehen?"