Tierverleih an Berliner Schule Nimm mich mit!

Lebende Tiere werden im Unterricht immer beliebter, einige Schulen gönnen sich sogar einen regelrechten Zoo. Eine Berliner Schule toppt das noch: Dort gibt es Haustiere zum Ausleihen.
Schüler bestaunen eine Riesendornschrecke, die in der Biologiestation lebt.

Schüler bestaunen eine Riesendornschrecke, die in der Biologiestation lebt.

Foto: Dathe-Gymnasium Berlin

Ein Hund, ein Pony oder ein Kaninchen: Viele Kinder wünschen sich nichts sehnlicher als ein eigenes Haustier. Viele Eltern wollen dagegen alles, nur kein Tier im Haus. Denn sie fürchten, dass Gassi gehen und Stall ausmisten bald an ihnen hängenbleibt. Oft genug heißt es also: nein.

Für die Schüler an der Dathe-Oberschule in Berlin gibt es da einen Ausweg. Sie können sich ein Tier in der Biologiestation der Schule ausleihen. Insgesamt leben dort 400 Exemplare, die die Schüler im Unterricht, in der Pause oder eben auch Zuhause kennenlernen, beobachten und pflegen können. Bio-Lehrerin Birgit Weidemann über die Gründe für den Schul-Zoo.

SPIEGEL ONLINE: Frau Weidemann, welchen Schülern geben Sie Ihre Tiere mit nach Hause?

Weidemann: Zunächst müssen die Eltern einverstanden sein. Und wir verleihen natürlich auch nicht an jeden: Meistens sind die Schüler vorher in einer unserer Arbeitsgemeinschaften, kennen das Tier schon und leihen es sich dann erst einmal über das Wochenende, später über die Ferien aus.

SPIEGEL ONLINE: Und wofür soll das gut sein?

Weidemann: So können die Schüler Erfahrungen mit Tieren sammeln. Sie können den Eltern, die oft gegen ein Haustier sind, zeigen: "Guck mal, ich kann mich um ein Tier kümmern". Die Kinder sind in einer Großstadt wie Berlin kaum noch in der Natur und sitzen viel vor dem Computer. Mit den Tieren wollen wir ihre Empathie schulen und ihnen Artenschutz näherbringen.

Ebenfalls Leihware: Axolotl in der Biologiestation

Ebenfalls Leihware: Axolotl in der Biologiestation

Foto: Dathe-Gymnasium Berlin

SPIEGEL ONLINE: Was machen die Tiere denn die restliche Zeit?

Weidemann: Wir haben nur Tiere, die wir auch für den Unterricht benutzen: zum Beispiel Mäuse, Schnecken, Insekten oder auch ein Chamäleon. Unser Stachelschwanzwaran ist leider vor kurzem gestorben. Mit ihm konnten wir im Unterricht die Evolution der Schlange erklären. Jetzt suchen wir einen neuen. Die Kinder können auch eigene Forschungsprojekte entwickeln. Außerdem gibt es sechs AGs, in denen sich die Schüler um die Tiere kümmern, sie pflegen, beobachten und forschen.

SPIEGEL ONLINE: Das klingt spannend für die Schüler, aber auch aufwendig und teuer. Wer bezahlt das alles?

Weidemann: Die Biologiestation konnten wir nur mit viel Ausdauer und Kampf retten, sie stand schon mehrmals vor dem Aus. Der Schulträger unterstützt unser Profil mit 2000,00€ für ein Kalenderjahr, welche nie ausreichen. Den Rest stemmen etwa die Schule, Eltern und der Förderverein. Ausrangiertes Gemüse gibt uns der Supermarkt um die Ecke, und beim Tierarzt müssen wir nur die Medikamente zahlen. Vor kurzem haben wir endlich ein Ziel erreicht: Ein eigener Tierpfleger, bezahlt von der Senatsverwaltung.

SPIEGEL ONLINE: Die Station ist das Aushängeschild Ihrer Schule. Nutzen auch andere Ihre Tiere?

Weidemann: Die Station ist nicht nur für uns gedacht. Andere Schulen leihen unsere Tiere, Terrarien und Materialboxen oft aus, externe Schüler besuchen die Station. Wir bieten Fortbildungen für Lehrer an und haben mit der FU Berlin ein praxisnahes Semester für Lehramtsstudenten entwickelt.

SPIEGEL ONLINE: Welche Tiere leihen die Schüler besonders gern aus?

Weidemann: Die Klassiker: Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen. Wir hatten aber auch schon Kinder, die sich Stabheuschrecken und Mäuse ausgeliehen haben. Eine Schülerin hatte einen ganz besonderen Zugang zu unserer Vogelspinne. Beim Tag der offenen Tür saß das Tier drei Stunden lang ganz ruhig auf ihrer Hand. Diese Ausdauer haben wir damit belohnt, ihr die Spinne zu leihen.

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