Debatte um Sommerferien
"Schüler sollen auch mal richtig durchhängen"
Politiker der CDU und FDP wollen die großen Ferien kleiner machen und haben eine Verkürzung der Sommerpause von sechs auf vier Wochen gefordert. Lehrer- und Elternvertreter allerdings halten davon gar nichts. Sie warnen vor einem "totalen Chaos".
Vier Wochen Sommerferien müssen reichen, meint der CDU-Politiker Günther Oettinger. "Die Zahl der Schulunterbrechungen durch Ferien- und Brückentage ist sehr hoch, und wir müssen uns fragen, ob dies aus pädagogischen Gründen noch sinnvoll ist", sagte der CDU-Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag in einem SPIEGEL-Interview.
Eltern- und Lehrervertretungen indes sind strikt gegen eine Verkürzung der Sommerferien. "Ich gönne den Schülern die sechs Wochen Ferienzeit, damit sie mal richtig durchhängen können", sagte Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, am Montag in Berlin. Neben dem mangelnden Erholungseffekt für die Schüler würden kürzere Ferien den touristischen Betrieb ins "totale Chaos" stürzen, warnte Kraus.
Zugleich wies er darauf hin, dass Deutschland im europäischen Vergleich hinsichtlich der Ferienlänge keinesfalls Spitzenreiter sei - in Südeuropa hätten die Schüler bis zu drei Monate Sommerpause. Mit diesem Argument lehnte auch Renate Hendricks, Vorsitzende des Bundeselternrates, kürzere Sommerferien ab: "Im Ausland sind die Ferien teilweise sehr viel länger."
Hendricks hält das Schuljahr für "lang genug". Vier Wochen reichten für Schüler und Lehrer nicht aus, um sich zu erholen. Außerdem seien die Ferientermine bis 2007 festgelegt, und daran sollte "nicht mehr gerüttelt" werden.
CDU-Politiker Günher Oettinger hatte auch auf "organisatorische Probleme" von allein Erziehenden und Familien hingewiesen und vorgeschlagen, dass Lehrer nach den vier Wochen in der übrigen Zeit der bisherigen Sommerferien Freizeitangebote sowie Nachbereitung des Unterrichtsstoff ermöglichen sollen.
"Schulen dürfen nicht sechseinhalb Wochen komplett dicht machen", sagte auch die Bundestagsabgeordnete Gudrun Kopp (FDP) der "Bild"-Zeitung". Die Wirtschafts- und Verbraucherexpertin sprach sich dafür aus, bereits im kommenden Jahr einen Probelauf zu starten, um mit Betruungsangeboten in den Ferien Eltern zu entlasten.