Lange Schulwege Schon Schüler sind vom Pendeln gestresst

Je länger der Weg, desto mehr Stress: Nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Schüler leiden unter täglichem Pendeln, zeigt eine Studie.
Schüler warten auf den Schulbus

Schüler warten auf den Schulbus

Foto: imago/Michael Schick

Nicht nur die Schule selbst macht Stress, auch der Weg dahin. Pendelstress beginnt schon im Schulalter - das zeigt eine neue Studie des Forschungszentrums Demografischer Wandel (FZDW) der University of Applied Science in Frankfurt. "Jugendliche, die einen langen Schulweg zurücklegen müssen, klagen signifikant häufiger über mentale Gesundheitsprobleme", sagt Andreas Klocke, Leiter des FZDW.

Im Rahmen einer Langzeitstudie  befragen die Frankfurter Forscher jedes Jahr rund 10.000 Jugendliche an weiterführenden Schulen in 14 Bundesländern. Im vergangenen Schuljahr gab es dabei an die Siebtklässler auch einen ausführlichen Frageteil zum Schulweg.

Das Ergebnis: Im Schnitt brauchen die Schüler 27 Minuten von ihrer Haustür bis zur Schule - inklusive Fußweg. Doch die Dauer variiert erheblich:

  • 14,4 Prozent der Schüler brauchen höchstens zehn Minuten bis zur Schule.
  • 30 Prozent sind zwischen zehn und 20 Minuten unterwegs.
  • 14,9 Prozent gehen und fahren 45 Minuten oder länger.

Und die Länge des Weges wirkt sich direkt auf das Gesundheitsempfinden der Kinder aus: Von zehn Schülern, die jeden Tag pro Weg mindestens 45 Minuten brauchen, geben vier an, mehr als einen Tag pro Woche gereizt zu sein, und drei, dass sie an mehr als einem Tag pro Woche Probleme haben, sich zu konzentrieren. Zudem schätzen sie ihren Gesundheitszustand schlechter ein als Schüler mit kürzerem Schulweg.

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Die Ergebnisse entsprechen dem, was Stressforscher auch bei erwachsenen Pendlern festgestellt haben: Mit steigender Pendelstrecke nimmt das subjektive Stressempfinden deutlich zu, die Lebenszufriedenheit sinkt. Die Frankfurter Forscher plädieren deshalb dafür, bei der Diskussion über Schulschließungen auch das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen.

Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der weiterführenden Schulen in Deutschland seit 1990 von damals rund 15.500 auf heute unter 12.000 gesunken - ein Minus von 24 Prozent. "Das Thema Pendeln wird häufig allein auf die Gruppe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bezogen", sagt FZDW-Forscher Sven Stadtmüller, "wir sollten aber bedenken, dass auch Schülerinnen und Schüler zum Teil sehr weite Wege zur Schule zurücklegen müssen."

him
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