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Elfjähriger Holländer: Jurre Hermans und sein Rettungsplan für Griechenland

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Wirtschaftspreis für Schüler Elfjähriger schreibt Rettungsplan für Griechenland

Jurre Hermans ist elf Jahre alt, er mag Tiere und tobt gern draußen mit seinen Freunden. Und er sorgt sich um den Euro. Mit einer Rettungsidee für Griechenland bewarb sich der Schüler aus Holland um einen hochdotierten Wirtschaftspreis - und erstaunte die Juroren.

Jurre Hermans würde lieber spielen, mit seinen Freunden oder seinem Hund Jeka. Doch stattdessen muss der elfjährige Schüler aus Holland Interviews geben, die Telefone der fünfköpfigen Familie in dem 500-Seelen-Ort Breedenbroek nahe der deutschen Grenze stehen nicht mehr still. Fernsehsender und Zeitungen aus Europa wollen wissen, wie der Junge dazu kam, sich um einen hochdotierten Wirtschaftspreis zu bewerben - und damit die Jury derart zu begeistern, dass sie ihm eine lobende Erwähnung zukommen ließ.

In nicht einmal zwanzig Sätzen und einer simplen Zeichnung erklärte Jurre dem Komitee des mit 250.000 Pfund dotierten "Wolfson Economic Prize" seine Lösung für die Euro-Krise und die Entschuldung Griechenlands. "Ich bin ziemlich besorgt über die Euro-Krise", schrieb Jurre in seinem Brief an die Juroren. Die Fragestellung der Ausschreibung lautete: "Wie kann im Falles des Austritts eines Mitgliedslandes aus der Euro-Zone weiterhin Stabilität und Wachstum gewährleistet werden?"

Jurre las in einer Zeitung von dem Preis. Laut den Initiatoren ist nur der Nobelpreis höher dotiert. Der Schüler, der mit seinen Eltern und seinen zwei älteren Schwestern regelmäßig die Nachrichten im Fernsehen schaut, dachte eine Woche lang nach. Das Geld war verlockend, und schließlich sorgte er sich doch schon seit längerem um die Währungskrise. Wie kann Griechenland auf bestem Wege die Euro-Zone verlassen, überlegte er sich. Er malte zwei oder drei Skizzen, dann stand die Idee.

"Das ist nicht deine Kragenweite", sagte der Vater

Und die geht so: Alle Griechen tragen ihre Euros zur Bank. Dort tauscht eine Maschine die gemeinsame Währung in Drachmen um, das ehemalige griechische Zahlungsmittel. Die dringend benötigten Euros gehen direkt an die Regierung, die damit ihre Gläubiger bezahlt - jeder Kreditgeber, ob Firmen oder Banken, soll laut dem Plan des Schülers "ein Stück von der Pizza erhalten". Dass den Bürgern Griechenlands dieser Tausch nicht schmeckt, ist Jurre bewusst, die Strichmännchen vor der Bank verziehen ob des drohenden Wertverlusts der Drachme die Gesichter.

Doch es hilft nichts, Jurre hat sich sogar einen Trick ausgedacht, wie die Griechen überzeugt werden sollen: Wer sein Geld aus dem Land schafft und erwischt wird, muss doppelt so viel abgeben. "Ich hoffe, meine Idee hilft Ihnen!!!!", endet der elfjährige Euro-Skeptiker seine Ausführungen und legt das selbstgezeichnete Schaubild und ein Foto von sich dazu.

Sein Vater wollte ihn von der Bewerbung abbringen. "Das ist nicht deine Kragenweite", versuchte er Jurre, der ein mittelmäßiger Schüler ist, zu überzeugen. Doch der war hartnäckig. Dabei ist sein Lieblingsfach in der Schule eigentlich Geschichte und herausragende Wirtschaftswissenschaftler kennt er auch nicht. "Wir reden in der Familie über die Nachrichten. Aber eigentlich wünsche ich mir wie jeder Vater, dass meine Kinder noch interessierter wären", sagt Julius Hermans.

Familie Hermans erlebt den "kompletten Wahnsinn"

Jetzt, wo die Familie von Anfragen und Anrufen überrollt wird, ist es Vater Hermans, der den kühlen Kopf behält. Er übersetzt für die ausländischen Journalisten, manchmal übernehmen die 14- und 16-jährigen Töchter oder die Mutter, eine Kinderkrankenschwester, für ein paar Minuten das Telefon. "Es ist der komplette Wahnsinn für Jurre", sagt der Vater zu SPIEGEL ONLINE, während sein Sohn für einen TV-Auftritt zurechtgemacht wird. Gleich soll der Junge in den holländischen Abendnachrichten auftreten.

Für die Initiatoren ist Jurre die beste PR überhaupt. Zum ersten Mal lobt Policy Exchange, ein als konservativ geltender, laut Website unabhängiger Think Tank aus London, den Preis aus. 452 Bewerber aus der ganzen Welt sendeten ihre Ideen ein, Ökonomen, Banker, Wissenschaftler - und der Junge aus Holland. "Die Jury war beeindruckt von seiner Sachkenntnis", sagt Pressesprecherin Jennifer Powers. Auf die Shortlist der besten fünf schaffte es Jurre zwar nicht, aber einen Geschenkgutschein in Höhe von hundert Euro soll er bekommen.

Und den Griechen gewährt Jurre am Ende seines Austrittplans doch noch einen kleinen Lichtblick: "Sobald ein Land all seine Schulden bezahlt hat, darf es natürlich wieder in die Euro-Zone zurückkehren. Grüße aus Holland."

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