Britische Schule mit neuem Konzept
Mehr als 60 Grundschüler in einer Klasse
Es sind so viele Kinder, dass sie im Hörsaal sitzen müssen: Die Größe einer Grundschulklasse sorgt in Großbritannien für Aufregung. Der Schulleiter verteidigt die Maßnahme als zukunftsorientiert.
Zwei Lehrer, zwei Assistenten, ein Hörsaal - für mehr als 60 Schüler. An der Broadclyst Community Primary School in der englischen Stadt Devon sitzen alle Sechstklässler in einem einzigen Klassenraum, wie unter anderem der britische Sender BBC berichtete. In vielen Medien und sozialen Netzwerken wurde danach hitzig über die angemessene Größe einer Klasse diskutiert.
Der "Times" zufolge werde die Klasse manchmal sogar nur von einem Lehrer unterrichtet - entgegen den Angaben der Schule, für die Schüler seien immer zwei Lehrer und zwei Assistenten verantwortlich. Die würden die Kinder nur in Mathe, Englisch und Geschichte zusammen unterrichten - jeden Tag für mindestens drei Stunden, schreibt die "Times". Für spezialisierte Fächer wie Kunst, Sport oder Musik teilen sich die Klassen der Schulleitung zufolge in Gruppen mit ungefähr 15 Schülern auf.
Die Idee mit der Riesenklasse sei nicht etwa aus finanzieller Not entstanden, sagt Schulleiter Jonathan Bishop gegenüber der BBC. Stattdessen biete der Hörsaal ein "futuristisches Umfeld, dass angemessen für das 21. Jahrhundert ist". Nach Angaben der BBC gibt es in Großbritannien für Schüler in dem Alter keine Begrenzung dafür, wie groß eine Klasse sein darf.
"Passenderes Konzept für die Bedürfnisse von Kindern"
Die Schule betont, das Riesenzimmer der Sechstklässler sei hochmodern: Die Lehrer benutzen ein Mikrofon, jedes Kind hat einen Laptop. So könnten sie den Unterrichtsstoff und die Notizen der Lehrer jederzeit auf ihrem eigenen Bildschirm anschauen.
Kleinere Klassen würden nicht zwangsläufig die Qualität steigern, sagte Schulleiter Bishop gegenüber der BBC: "Ein flexibler Raum, die Unterstützung von erfahrenen, qualifizierten Pädagogen - das ist doch viel passenderes Konzept für die Bedürfnisse von Kindern als eine kleinere Klasse mit 30 Kindern."
Dass Kinder und Jugendliche in kleineren Klassen nicht automatisch besser lernen, betonen Experten seit Jahren. Auch Bishop ist davon überzeugt: Im letzten Jahr hätten fast 90 Prozent seiner Schüler die erwarteten Standards beim Lesen, Schreiben und Rechnen erreicht. Das sei weit über dem nationalen und regionalen Durchschnitt, teilte die Schule mit.