Streit zwischen den Bundesländern Hamburg droht mit Ende der Sommerferien-Absprache

Bayern genießt seit Jahren eine Sonderregelung für die Sommerferien - und will daran zum Ärger anderer Bundesländer festhalten. Hamburg reagierte mit einem besonderen Gruß an den Freistaat.
Bei den Schülern sorgen die Sommerferien für Freude - bei den Bundesländern lösen sie derzeit eher Streit aus

Bei den Schülern sorgen die Sommerferien für Freude - bei den Bundesländern lösen sie derzeit eher Streit aus

Foto: Getty Images

Nach der Absage Bayerns an eine Neuordnung der Sommerferien droht Hamburg nun mit dem Ende aller Absprachen zwischen den Bundesländern. "Dieser Schuss aus Bayern wird nach hinten losgehen: Jetzt wird jedes Land genau wie Bayern die Sommerferien im Alleingang festlegen", sagte Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) der "Süddeutschen Zeitung"  und fügte hinzu: "Viel Spaß auf den langen bayerischen Autobahnen."

Rabe reagierte damit auf einen Satz des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der im Streit um Bayerns Ausstieg aus dem geplanten Nationalen Bildungsrat fast untergegangen wäre: "Das bayerische Abitur bleibt bayerisch, übrigens genauso, wie die Ferienzeiten bleiben, wir wollen auch die nicht angleichen", hatte Söder am Sonntag gesagt - eine Absage an die Neuordnung des komplexen Ferienkalenders in Deutschland, um die sich derzeit Hamburg und andere Bundesländer bemühen.

Auf einer Veranstaltung der "Bild"-Zeitung  am Mittwochabend verteidigte er die Sonderregelung erneut: "Wir haben unseren Biorhythmus mit den Ferien - den wollen wir gern behalten."

Um Staus auf den Autobahnen zu vermeiden und Hotels eine gleichmäßige Auslastung zu verschaffen, haben sich die Bundesländer bei den Ferien auf ein sogenanntes rollierendes System verständigt. Es teilt die Länder in Gruppen ein, die nacheinander in die Sommerferien starten und sich mit frühem und späterem Ferienbeginn abwechseln - jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt.

Nur Bayern und Baden-Württemberg beteiligen sich bisher nicht an diesem Wechsel, dort beginnen die Sommerferien traditionell immer Ende Juli/ Anfang August.

Allerdings stehen die Ferientermine nach dieser Aufteilung nur bis 2024 fest. Seit Oktober verhandeln die Bundesländer über die Jahre 2025 bis 2030. Neben Hamburg hatten auch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angekündigt, sich für eine Neuordnung einsetzen zu wollen.

Das bayerische Beharren auf den späten Sommerferien stößt auch in Nordrhein-Westfalen auf Kritik: "Jedes Gesetz und jede Regelung sollte von Zeit zu Zeit daraufhin überprüft werden, ob es noch sachgerecht, zeitgemäß und zwischen den Ländern eine faire Lösung ist", sagte Yvonne Gebauer (FDP), Bildungsministerin in NRW. Bei der komplizierten Sommerferienregelung gebe es offenbar Gesprächsbedarf.

Auch in Niedersachsen sehe man keinen Grund für einen bayerischen Sonderweg: "Nur gemeinsam können wir die beste Lösung finden", teilte das Bildungsministerium auf Anfrage mit. Die Sommerferien seien von der Kultusministerkonferenz einvernehmlich festzulegen - "nach pädagogischen Gesichtspunkten".

Aus Sicht von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) greifen Bayern und Baden-Württemberg mit ihren neuen Vorstößen den Föderalismus an: "Es kann nicht sein, dass einige glauben, Föderalismus ist dazu da, dass sie einfach ihre Eigeninteressen durchsetzen können, sondern es ist ein Geben und Nehmen", sagte der Berliner Regierungschef dem Deutschlandfunk . Er sei sauer, so wie alle anderen vermutlich auch.

Vor allem Berlin und Hamburg hatten sich dafür eingesetzt, die Sommerferien künftig zeitlich weniger zu strecken. Den Vorschlägen zufolge sollen die Sommerferien grundsätzlich nicht vor dem 1. Juli beginnen, die unterschiedlichen Termine der Länder enger zusammenrücken und die jährlichen Verschiebungen möglichst gering ausfallen.

Zuletzt zog sich der Zeitraum, in dem die ersten Länder ihre Sommerferien beginnen und die letzten Länder ihre Schüler zurück in den Unterricht schickten, über 85 Tage. Einige Bundesländer sahen darin Nachteile für ihre Schüler: So verkürzten Sprünge von einem späten Ferientermin auf einen frühen Ferientermin das dazwischen liegende Schuljahr. Das wirke sich negativ auf die Lernzeit der Schüler, die Belastung der Lehrkräfte und den Zeitraum der Abschlussprüfungen aus.

faq/afp
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