Die Schulverbesserer Teil 3 Sollten Handys in der Schule verboten werden?

Schüler mit Handys: Harmlose Alltagsrealität oder akute Konzentrationsgefahr?
Foto: CorbisErst wandert die Hand langsam in Richtung Hosentasche oder Rucksack, dann folgt der Blick - und mit ihm die Aufmerksamkeit. Immer wieder lesen und schreiben, so berichten es Pädagogen, Schüler im Unterricht SMS, surfen im Internet, filmen oder fotografieren ihre Mitschüler.
"Bei unseren Musikproben lesen die Schüler immer wieder auf ihren Handys und bekommen dann nicht mit, wo sie im Musikstück einsetzen müssen", erzählt ein Lehrer. Während der Pausen zwischen den Unterrichtsstunden chatten und spielen sie sowieso längst digital.
Und auf Schulausflügen oder Klassenreisen fährt kaum noch ein Kind oder Jugendlicher ohne sein Handy - auch die Eltern wollen, dass ihr Kind erreichbar ist. "Ich kann nicht ohne mein Handy! Ich schlafe die ganze Nacht nicht, das haben Sie dann davon!", bekam eine Lehrerin während einer Klassenfahrt zu hören.
Sollten die Mobiltelefone ganz zu Hause bleiben? Oder wo gehören sie hin während der Schulzeit?
Lesen Sie die Argumente von Bildungsministern, Wissenschaftlern, Lehrern und Schülern aus der großen Schulumfrage zur Frage: Sollten Mobiltelefone in der Schule verboten werden?
Ja, Mobiltelefone haben in der Schule nichts zu suchen, sagen:

Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes:
"Ja. Schule setzt Konzentration und Besinnung voraus. Ablenkungen gibt es außerhalb von Schule schon genug."

Kerstin Gleine, Friedrich-Ebert-Gymnasium Hamburg, Lehrerin der Jahres 2013 beim Klaus-von-Klitzing-Preis:
"Ja, wenn es sich um Smartphones handelt. Denn: Ein klingelndes Mobiltelefon stört immer den Unterricht. Spiele und Musik auf Smartphones lenken Schüler ab. Schüler können mit Smartphones bei Klassenarbeiten leichter betrügen. Wenn Schüler in den Pausen nur mit ihrem Handy beschäftigt sind, kümmern sie sich nicht mehr um ihre Mitschüler und ihre Beziehungen untereinander. Und: Teure Smartphones sind ein Statussymbol. Einfache Mobiltelefone, mit denen nur telefoniert beziehungsweise SMS versendet werden können, sollten eine Ausnahme sein. Sie ermöglichen Schülern einen leichten Kontakt mit ihren Eltern, insbesondere bei längeren Schulwegen. Während der Schulzeit einschließlich der Pausen sollen jedoch auch diese Mobiltelefone unbedingt ausgeschaltet bleiben."

Johann Beichel, Leiter des Landeslehrerprüfungsamts beim Regierungspräsidium Karlsruhe:
"Ja. Persönliche Kommunikation hat Vorrang. Für den Notfall kann das Handy in der Tasche sein."

Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung:
"Das kommt darauf an: Für Schulen, die das Potenzial der Digitalisierung nutzen möchten, kann es sinnvoll sein, elektronische Geräte der Schüler in den Unterricht zu integrieren. Für die private Nutzung sollte die Schule aber klare Regeln vereinbaren."
Nein, ein generelles Handyverbot wäre realitätsfern, sagen:

Waltraud Wende (parteilos), ehemalige Bildungsministerin von Schleswig-Holstein:
"Die Schulen müssen diese Frage gemeinsam mit den Lehrkräften, Eltern und Schülern regeln. Akuten Handlungsbedarf sehe ich, wenn das Bedürfnis, permanent erreichbar zu sein, und das Verlangen, sich pausenlos in sozialen Netzwerken aufhalten zu müssen, eine größere Bedeutung bekommen als die Face-to-Face-Kommunikation."

Ties Rabe (SPD), Schulsenator von Hamburg:
"Durch ein grundsätzliches Verbot werden Schüler kaum einen vernünftigen Umgang mit Mobiltelefonen lernen. Besser wären vernünftige Verhaltensregeln und die Auseinandersetzung mit Risiken. Im Leben sind Mobiltelefone schließlich auch erlaubt."

Richard David Precht, Bestseller-Autor:
"Wie sollte das gehen? Die digitale Entwicklung schreitet weiter voran, schon bald wird das Mobiltelefon durch die Google-Brille ersetzt. Wir werden lernen müssen, damit Unterricht zu gestalten."

Mona Steininger, Preisträgerin beim SPIEGEL-Schülerzeitungswettbewerb:
"An meiner Schule sind Handys generell auf dem Schulgelände verboten, und ich frage mich schon seit Jahren: warum eigentlich? Natürlich kann es nicht sein, dass im Unterricht alle mit dem Handy dasitzen, aber warum denn nicht in der Mensa oder im Oberstufenraum?"

Christoph Matschie (SPD), Kultusminister von Thüringen:
"Ein generelles Handyverbot wäre weltfremd und übrigens gesetzlich nicht umsetzbar. Handys und Smartphones sind Bestandteil der Lebenswirklichkeit junger Menschen. Sie können - und sollen! - nicht einfach aus dem Alltag verbannt werden. Natürlich gibt es eine klare Grenze, und die lautet: Während des Unterrichts sind Handys tabu. Die Telefone müssen ausgeschaltet werden. Lehrer können Verstöße unterbinden, indem sie das Handy einsammeln und es erst nach Schulschluss oder Stundenschluss wieder heraus geben."
Und was sagen Sie?
In Teil 1 fragten wir die Schulverbesserer:
In Teil 2 fragten wir die Schulverbesserer: