Hilfe bei Hausaufgaben "Helikoptermütter können ihren Kindern schaden"

Sie wollen Ihrem Kind bei den Mathe-Hausaufgaben helfen? Laut einer Studie ist das nicht immer eine gute Idee - zumal wenn Sie selbst das Fach nicht besonders mögen.

Ob es Kindern in der Schule hilft, wenn sich Eltern mit ihnen für bessere Noten reinhängen, hängt davon ab, wie motiviert die Eltern sind. Das haben Wissenschaftler vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen herausgefunden.

Die Forscher schreiben in der Fachzeitschrift "Child Development":  Kinder, deren Eltern sich für Mathe interessieren und die sich selbst für gut in Mathe halten, waren in dem Fach besser als Kinder, deren Eltern sich wenig für Mathematik erwärmen können und die davon selbst wenig Ahnung haben.

Das hat allerdings laut Studie nichts damit zu tun, wie viele Stunden die Eltern täglich mit den Kindern über den Hausaufgaben brüten.

Bildungsforscher Ulrich Trautwein und sein Team werteten Fragebögen von 1500 Neuntklässlern und ihren Eltern aus. Die Daten waren im Rahmen einer groß angelegten Mathematik-Studie 2012 und 2013 in Baden-Württemberg erhoben worden.

Viel hilft nicht immer viel

Die Schüler sollten ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen und über ihren Arbeitsaufwand und ihr Interesse für das Fach Mathematik berichten. Nach fünf Monaten wurden sie erneut befragt, außerdem wurden ihre Leistungen und Noten ausgewertet.

Die Eltern mussten beantworten, ob sie bei den Hausaufgaben helfen, wie sie ihre eigenen mathematischen Fähigkeiten einschätzen, wie viel Unterstützung ihre Kinder brauchen, wie viel Zeit und Energie sie dafür aufbringen und ob der Familie Mathematik grundsätzlich wichtig ist.

Die Wissenschaftler seien in ihrer Annahme bestärkt worden, dass nicht die Unterstützung per se zu besseren Leistungen führe, teilte die Universität am Montag mit. "Die besten Entwicklungen fanden sich bei Kindern, deren Eltern eine hohe Wertschätzung der Mathematik besaßen und die ihre eigenen Fähigkeiten als hoch einschätzten", sagte Autorin Isabelle Häfner.

"Diese Kinder erzielten eine höhere Leistung, egal, ob die Eltern ihnen nun konkret bei den Schulaufgaben halfen oder nicht." Deshalb sei es problematisch, gute oder schlechte Leistungen der Kinder nur darauf zurückzuführen, ob die Eltern sie bei ihren Aufgaben unterstützen, sagte Häfner.

Die ungünstigsten Bedingungen waren denn auch in Familien zu finden, in denen die Eltern ihre Kinder zwar intensiv unterstützten, selbst aber kein Interesse an Mathematik hatten und sich in dem Fach auch nicht gut auskannten. Deren Kinder hatten nicht nur schlechtere Noten, sondern konnten sich auch nicht für Mathe begeistern.

"Helikoptermütter können ihren Kindern schaden, wenn sie sich selbst nicht für das jeweilige Fach interessieren, in dem sie ihre Kinder unterstützen wollen", sagte Häfner.

Kennen Sie Helikoptereltern?
Foto: Westend61/ Getty Images/Westend61

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lov
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