Internationaler Vergleich Deutsche Lehrer sind privilegiert
Deutsche Lehrer werden mit Privilegien überhäuft, freuen sich über 14 Wochen Ferien im Jahr und müssen sich dank ihres Beamtenstatus auch nicht über eine mögliche Arbeitslosigkeit Sorgen machen. So lauten einige der Vorurteile, denen sich heimische Pädagogen immer wieder ausgesetzt sehen. Wie es im internationalen Vergleich tatsächlich um das Wohl deutscher Lehrer steht, hat nun die OECD untersucht.
Anlass für die Erhebung war der Umstand, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre fast jeder zweite Lehrer in den Mitgliedsstaaten pensioniert wird - was zu massiven Umwälzungen an den Schulen führen wird.
"Im Bezug auf die Schüler-Lehrer-Relation und die Klassengröße haben die Lehrer hierzulande weitgehend die gleichen Arbeitsbedingungen wie ihre Kollegen in anderen OECD-Ländern", so ein Ergebnis der Studie für Deutschland. Lediglich in den weiterführenden Schulen seien die Klassen um einen Schüler größer als im Gesamtdurchschnitt der Industrieländer.
Auch den Vergleich der Arbeitszeiten müssen Deutschlands Lehrer nicht scheuen: Mit 1708 Stunden im Dienste der Bildung liegen sie hier sogar knapp über dem OECD-Durchschnitt. Doch die Studie fand durchaus einige Bereiche, in denen die Arbeitsbedingungen für Lehrer in Deutschland stark von denen in anderen Ländern abweichen.
So liegt etwa ihre Bezahlung um rund 40 Prozent über dem Schnitt der verglichenen Industrieländer. Als noch dramatischer beschreiben die Autoren Unterschiede bei der Einstellungspraxis. Während in zwei von drei OECD-Ländern die Schulen selbstständig entscheiden, wen sie einstellen oder entlassen wollen, trifft in Deutschland diese Entscheidungen das Schulamt. Zwar gibt es in vielen Bundesländern offene Einstellungsverfahren, in die auch die betroffenen Schulen eingebunden werden - allerdings spielt diese Form in Deutschland noch immer eine untergeordnete Rolle gegenüber der Bedeutung von Schulbehörden.
Ein weiteres Privileg, das die Studie deutschen Lehrern attestiert, ist ihr Beamtenstatus: Während sich in den östlichen Bundesländern nur zwei von zehn Lehrern der Unkündbarkeit erfreuen, sind es in den westlichen Bundesländern stolze neun von zehn.
"Aber auch Lehrer im Angestelltenverhältnis sind nach 15 Dienstjahren unkündbar, sofern sie das Mindestalter von 40 Jahren erreicht haben", kommentiert das Institut der deutschen Wirtschaft kritisch die Ergebnisse der OECD-Studie. In den übrigen Ländern der Europäischen Union sei der Beamtenstatus auf Lebenszeit eher eine Ausnahme.