Ganztagsschulen und G8 Schülern fehlt die Zeit für Sport

Selten so sportlich? Viele Schüler haben zu wenig Zeit für Bewegung
Foto: Daniel Naupold/ picture alliance / dpaFrüher gingen Kinder in den Verein. Fußball, Hockey, Tennis, Karate, das Sportangebot war vielfältig - und ist es noch. Doch inzwischen haben Schüler viel weniger Zeit, um außerhalb der Schule ihren Hobbys nachzugehen.
Sie trieben weniger Sport und das habe gefährliche Folgen, warnen die Autoren des Kinder- und Jugendsportberichts, der am Freitag in Essen vorgestellt wurde. Wer sich selten bewege, leide öfter an motorischen Störungen, Haltungsschäden und Übergewicht.
Der Grund liege in den jüngsten Reformen des Schulsystems: In fast allen Bundesländern müssen Gymnasiasten den Lernstoff nun in zwölf Jahren bis zum Abitur bewältigen. Außerdem wurde der Ausbau der Ganztagsschulen im vergangenen Jahrzehnt extrem vorangetrieben. Etwa jeder dritte Schüler verbringt mittlerweile den ganzen Tag in der Schule.
Eltern und Pädagogen versprechen sich davon, dass Kinder besser betreut und gefördert werden. Das bedeutet aber auch: weniger Freizeit, mehr Hausaufgaben, mehr Stunden am Schreibtisch, weniger Sport.

Jugendliche kämen nur noch selten an schulfreien Nachmittagen in Vereine, teilen die Studienmacher mit. "Der Verein muss heute dorthin gehen, wo die Jugendlichen sind: in die Schule."
Fast die Hälfte aller Sportvereine kooperiere zwar schon mit einer Schule oder einer Kindertagesstätte. Doch das sei oft keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, monieren die Forscher. Meist gehe es lediglich um organisatorische Absprachen. Die Schulen stellten Turnhallen und finanzielle Mittel zur Verfügung, aber es gebe keine gemeinsamen Ziele und Konzepte. Die Vereine müssten inhaltlich mehr in den Schulsport eingebunden werden.

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Für den Kinder- und Jugendsportbericht haben 25 Forscherteams an deutschen Hochschulen den aktuellen Wissensstand zu dem Thema zusammengetragen. Sie widmen sich auf 640 Seiten auch anderen Aspekte wie dem Leistungssport, Trendsport und der Integration durch Sport. Eigene Daten erhoben sie für den Bericht nicht. Die Auswertung wurde von der Krupp-Stiftung gefördert und erschien zum dritten Mal.