Dekker bei Ankunft: "Ich lebe ganz normal"
Foto: Jerry Lampen/ dpaOft dreht sich bei 18-Jährigen alles um Schulabschluss, Job, die erste eigene Wohnung oder eine große Reise. Laura Dekker hat sich jedoch ihren größten Wunsch bereits erfüllt. Sie umrundete - ganz allein - als jüngster Mensch überhaupt die Welt, sie wurde als Segelmädchen weltberühmt. Nach 27.000 Seemeilen und 17 Monaten erreichte sie 2012 die niederländische Karibikinsel St. Maarten.
"Ich lebe ganz normal", sagt sie jetzt am Telefon, mittlerweile hat sie ihren 18. Geburtstag gefeiert, und vor wenigen Tagen jährte sich der Tag ihres Ankommens zum zweiten Mal. Sie lebt jetzt in Neuseeland, dort wurde sie auch geboren, während eines Segeltörns ihrer Eltern - einem Niederländer und einer Deutschen. "Ich fühle mich hier wohl", sagt sie, auch wenn sie ihre Familie in den Niederlanden vermisse.
Seit einem Jahr wohnt sie mit ihrem deutschen Freund Daniel an der neuseeländischen Küste auf ihrem zwölf Meter langen Boot "Guppy". Mit Seefahrerromantik habe das aber nicht so viel zu tun. "Ein Boot ist billiger als ein Haus", sagt sie. Ihre Zeit verbringt sie mit "Reisen, Segeln, Jobben - ganz normal eben".
Doch was heißt schon normal? Hollywood wollte einen Film über sie drehen, sie bekam Interviewanfragen aus aller Welt. Im vergangenen Herbst erschien das Buch "Ein Mädchen, ein Traum". In den USA kam ein kleiner, aber gelobter Dokumentarfilm über ihre Reise in die Kinos. Den Rummel mag sie nicht. "Ich habe die Reise nicht gemacht, um berühmt zu werden", sagt sie leicht genervt. Sie habe immer nur eins gewollt: segeln.
Doch schon vor dem Start ihrer großen Fahrt wurde sie bekannt. Das Jugendamt schaltete sich ein, Richter beschränkten das Sorgerecht der Eltern, eine Psychologin untersuchte Laura, einem Segelprofi musste sie zeigen, dass sie ihr Boot im Griff hat. In den Niederlanden entbrannte ein Streit, ausgetragen an Kneipentischen, in Segelclubs und auf den Meinungsseiten der Zeitungen: Darf die das? Gefährdet der Mammuttörn die Entwicklung des Kindes? Was, wenn sie kentert, sich verletzt, auf Piraten trifft? In einer Umfrage vom "Algemeen Dagblad" sagten 77 Prozent: Nein, die darf das nicht.
Schließlich durfte sie aber doch. Allerdings hinterließ der erbitterte Rechtsstreit Narben bei der blonden jungen Frau. "Ich versuche, nicht daran zu denken", sagt sie. "Meine Reise hat sicher geholfen. Aber überwunden habe ich es noch nicht."
Die Reise hat sie reifer gemacht. Mit Gleichaltrigen könne sie nicht so viel anfangen, sagt sie. "Meine früheren Freundinnen leben in einer ganz anderen Welt." Während ihrer Reise hatte sie an Bord zwar auch Schulwissen gebüffelt, wenn Wind und Wellen es zuließen, doch nach ihrer Rückkehr hatte sie keine Lust, ihre Abschlussprüfung zu machen. "Es kommt nicht darauf an, was auf so einem Papier steht, sondern was man im Kopf hat."
Inzwischen habe sie aber die Zulassungsprüfung für die neuseeländische Universität bestanden, sagt Dekker. Theoretisch könnte sie nun studieren und ihren Traumberuf lernen: Kapitänin. Doch damit will sie sich Zeit lassen. Ein neuer Traum lockt: "Ich würde gerne um Kap Hoorn segeln und nach Alaska." Gerade die südamerikanische Landspitze Kap Hoorn ist gefürchtet und gilt als schwieriges Segelziel. Doch auch dieses Abenteuer würde sie allein wagen. "Aber wenn jemand mit will, warum nicht?"
Laura Dekker: Ein Leben zur See
Laura Dekker war 14, als sie allein um die Welt segeln wollte. Ein niederländisches Gericht verbot die Reise zunächst - Laura floh in die Karibik, Polizisten schickten sie zurück. Schließlich gaben die Behörden nach: Die Eltern sollten entscheiden. Sie ließen Laura lossegeln. Mit 16 war sie am Ziel: Als jüngste Solo-Seglerin hatte sie die Welt umrundet.
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Rekordreise: Insgesamt hat sie 27.000 Seemeilen hinter sich gelassen. Unterwegs feierte Dekker ihren 16. Geburtstag und bloggte regelmäßig von ihrer Reise.
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