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Lexikon der Jugendsünden: Geschmacksverirrungen in neon-türkis

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Lexikon der Jugendsünden Teenageroberschenkel in engen Schläuchen

Sie gehörten zu den hässlichsten Modetrends des Jahrzehnts. Es gab sie in pink-metallic, neon-türkis, lachsfarben - und für Omas Geburtstag sogar mit Spitzenborte. Lisa Seelig und Elena Senft sammelten diese und andere Jugendsünden. Diesmal: R wir Radlerhosen.

Einer der scheußlichsten Modetrends, die es je gegeben hat: Teenageroberschenkel steckten in hautengen Schläuchen, die über dem Knie endeten. Dazu ein XXL-T-Shirt und Turnschuhe mit Socken.

Dabei handelte es sich nicht um eine nationale Verfehlung, sondern um einen internationalen Stil, denn sogar in "Beverly Hills, 90210" trug man Radlerhose, teilweise sogar in der Variante knielange Radlerhose mit kurzem Rock darüber. Die Radlerhose war eine Uniform und alternativlos. Ebenso wie die Leggings wurden Radlerhosen gerne in irritierenden Farben (pink-metallic, neon-türkis, lachsfarben oder bicolor pro Bein) aus irisierendem Material getragen.

Obwohl es genug männliche Vorbilder gab (zum Beispiel Milli Vanilli), war die Radlerhose ein fast ausschließlich weibliches Phänomen, Jungs trugen sie nur beim Fußball, im Lagenlook mit kurzen Shorts darüber. Die Radlerhose war kein dankbares Kleidungsstück wie etwa das XXL-Shirt, mit dem sie gern kombiniert wurde: In den hautengen Polyamid-Hosen schwitzte man entsetzlich.

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Peinlichkeiten von früher: Das Lexikon der Jugendsünden

Foto: © Kevin Coombs / Reuters

Ähnlich wie das Bauchfrei-Diktat führte die Radlerhose dazu, dass die etwas Kräftigeren eine unglückliche Figur abgaben, sich darum aber überhaupt nicht scherten. Im Gegenteil, kombiniert mit klobigen Turnschuhen (etwa L. A. Gears, die bei jedem Schritt leuchteten) kamen stämmige Waden und Oberschenkel noch besser zur Geltung.

Eltern hassten die Radlerhose, die im Sportunterricht, im Kino und zu Partys getragen wurde, und sahen ihre Chance, ihr Kind aus der Radlerhose zu bekommen, bei festlichen Anlässen wie Familienfeiern. Dass man in einem solch "sportlichen" Aufzug nicht zu Omas siebzigstem Geburtstag auflaufen konnte, ließ man natürlich nicht gelten. Für solche Fälle hatte man ja schließlich noch die Radlerhose mit Spitzenborte.

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