Schule in Lüneburg Aufregung um eine verschobene Weihnachtsfeier

Empörung im Netz: Ein Lüneburger Gymnasium soll seine Weihnachtfeier wegen der Beschwerde einer muslimischen Schülerin verschoben haben. Jetzt äußert sich der Direktor dazu.
Weihnachtsmarkt in Lüneburg (Symbolbild)

Weihnachtsmarkt in Lüneburg (Symbolbild)

Foto: Philipp Schulze/ dpa

In den sozialen Netzwerken ist die Empörung über eine Schule in Lüneburg groß. Angeblich sollte die Beschwerde einer muslimischen Schülerin über christliche Lieder zur Absage einer verpflichtenden Weihnachtsfeier geführt haben. Nun meldet sich der Schulleiter des Johanneums zu Wort: "Die Behauptung ist unzutreffend", teilte Friedrich Suhr, mit.

Unter anderem hatte der NDR berichtet , die Schule habe aus Rücksicht auf die Muslimin die Weihnachtsfeier auf den Nachmittag verlegt, damit die Teilnahme freiwillig sei. Die Schülerin soll demnach im vergangenen Jahr Kritik am Singen christlicher Lieder geübt haben, da dies nicht mit ihrem Glauben vereinbar wäre.

Weihnachtslieder sind erlaubt

Suhr wies diesen Zusammenhang nun in einer Pressemitteilung zurück: "Der berichtete Vorfall mit der muslimischen Schülerin sei im verpflichtenden Fachunterricht entstanden, als eine Lehrkraft das Singen von Weihnachtsliedern ansetzen wollte. "Dieser Vorfall war dann der Ausgangspunkt für meine Bitte um sensible Handhabung im Pflichtunterricht", heißt es in der Mitteilung.

Damit setzt Suhr die Vorgaben in Paragraf 3 des Niedersächsischen Schulgesetzes um, der besagt, "in Erziehung und Unterricht ist die Freiheit zum Bekennen religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen zu achten und auf die Empfindungen Andersdenkender Rücksicht zu nehmen".

Der sensible Umgang gelte natürlich auch bei verpflichtenden Weihnachtsfeiern. Dies sei aber ausdrücklich kein generelles Verbot, christliche Lieder in der Schule zu singen.

Dass die Weihnachtsfeier in diesem Jahr am Nachmittag stattfinde, habe wiederum personelle Gründe. Für das kommende Jahr sei sie wieder verpflichtend geplant. "Hier liegt keine grundsätzliche Entscheidung über eine Abschaffung vor", heißt es weiter in der Mitteilung.

NDR bleibt bei Darstellung der Redaktion

Der NDR steht indes zu seiner Darstellung der Geschichte. "Die Kritik der Schülerin hat die Debatte um die Weihnachtsfeier ausgelöst", sagte die Leiterin des NDR-Studios Lüneburg, Regine Schramm, dem SPIEGEL. Aus diesem Grund sei die Feier später schließlich auch verschoben worden.

Schulen können laut der Pressesprecherin der Schulbehörde selbst entscheiden, welche Feste sie feiern möchten und ob diese während der Unterrichtszeit verpflichtend für alle stattfinden oder am Nachmittag freiwillig besucht werden können.

"Wenn die Veranstaltung Pflicht ist, raten wir den Schulen, religiöse Inhalte nur maßvoll einzusetzen", sagt Sprecherin Bianca Schöneich unter Verweis auf Paragraf 3. Die Feier solle dann nicht den Charakter eines Gottesdienstes haben.

Liedgut als Integrationshilfe

Allerdings hält die Schulbehörde "die Vorweihnachtszeit mit ihren Bräuchen und ihrem Liedgut" für eine gute Gelegenheit, damit Migranten die "Kultur des Gast- oder aufnehmenden Landes" kennenlernen. Das gehöre zu einer "gelingenden Integration".

Die Behörde berät Schulen, wenn sie bei der Auslegung des Gesetzes Unklarheiten haben. Das komme aber selten vor: Nur etwa eine Handvoll Schulen benötigten pro Jahr Rat. Weshalb der Fall in Lüneburg so hochgekocht ist, könne sie sich nicht erklären, sagt Schöneich. Vergleichbare Vorkommnisse seien ihr nicht bekannt.

sun
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