Make-up Unterricht in England
Schminkt euch das ab
Mathe gehört auf den Stundenplan, Biologie, Geschichte - aber Styling? Ja, muss eine katholische Schule in Großbritannien gedacht haben und heuerte eine professionelle Visagistin an. Sie zeigte Schülerinnen, wie sie sich die Wimpern tuschen und welcher Lidschatten passt. Die Eltern sind empört.
Schule des Lebens: Wer den perfekten Lidschatten haben will, der muss üben (Symbolbild)
Foto: Corbis
Es war als praktische Lebenshilfe für junge Frauen gedacht: Wie trägt man Lippenstift richtig auf, welche Wimperntusche passt am besten zu welchem Anlass, wie kaschiert man Pickel? Doch nun sorgt der Make-up-Kurs an der katholischen High Mount St. Mary School in Leeds für mächtig Ärger. Denn das Pilotprojekt, bei dem 14-jährige Mädchen von einer professionellen Visagistin Styling-Tipps bekommen, finden nicht alle Eltern hübsch.
Ein Frauenbild wie aus den sechziger Jahren, schimpfen Kritiker. "In einer Zeit, in der das öffentliche Interesse an der Sexualisierung von Kindern und Jugendlichen immer größer wird, ist es unverantwortlich, Make-up-Stunden zu geben", polterte der Family Education Trust, eine englische Organisation für Familien- und Bildungsthemen, in der englischen Zeitung "Mirror". "Eltern schicken ihre Töchter nicht zum Schminken in die Schule, sondern damit sie eine anständige Ausbildung bekommen."
Offenbar hatten Schülerinnen der Mount St. Mary's die Schminkstunden selbst bei der Schulleitung angeregt und um fachkundige Kosmetik-Tipps gebeten. Daraufhin wurde eine professionelle Visagistin engagiert, die sich auf Mode-Tipps für Kinder spezialisiert hat. In einer Probestunde vor 20 Mädchen präsentierte Lane verschiedene Make-up-Lektionen und zeigte, wie man sich als 14-jähriges Mädchen heute stylen kann.
Lidschatten nicht Kernkompetenz
Elterngruppen kritisierten den Schmink-Kurs als unangemessen für Kinder. Außerdem betreffe der richtige Lidschatten nicht die Kernkompetenz der Lehranstalt: Eine Make-up-Beratung zu unterrichten sei völlig unangebracht. "Das ist etwas, was Eltern ihrem Nachwuchs zu Hause beibringen sollten", sagte der Vater einer achtjährigen Tochter.
Sue Carluccio, stellvertretende Schulleiterin der Mount St. Mary's, hält die Vorwürfe für etwas dick aufgetragen. Gegenüber dem britischen Boulevardblatt erklärte sie: "Es geht darum, sich ein vernünftiges Make-up auftragen zu können und sich keine drei Zentimeter dicke Schicht ins Gesicht zu kleistern." Außerdem hätten die Schüler die Erlaubnis der Eltern gebraucht, dass sie länger bleiben dürfen. Deswegen hätten sie gedacht, die Eltern seien einverstanden. Carluccio fügte an: "Ich bin Mathe-Lehrerin und würde von einem Kind auch nicht erwarten, dass es Algebra-Gleichungen gleich lösen kann, ohne es vorher einmal geübt zu haben. Warum sollte es hier anders sein?"
Die Schule sei davon überzeugt, dass ein ordentliches Make-up den Mädchen nicht nur mehr Selbstbewusstsein gebe, sondern auch einen guten Eindruck bei Praktika oder College-Bewerbungen machen könnte.