Marseille Politikerin plant Anti-Kalaschnikow-Mauer für Schule

Samia Ghali
Foto: Claude Paris/ APIn Marseille diskutieren Politiker ein Problem, von dem man eher dachte, es sei typisch für Kriegsgebiete: Wie schützt man Schüler davor, in eine Schießerei zu geraten?
Vor allem im Norden der Stadt, im 15. und 16. Arrondissement, wird regelmäßig geschossen. Erst am vergangenen Wochenende sind drei Menschen im Kugelhagel gestorben.
Die sozialistische Senatorin Samia Ghali schlägt nun vor, in den Problemvierteln der Stadt hohe Schutzmauern zu errichten. Konkrete Vorschläge gebe es für eine Schule, sagte siein einem Interview mit BFM TV . "Es gibt Leute, die in den Straßen das Schießen mit ihren Kalaschnikows üben." In der betreffenden Schule fänden sich regelmäßig frische Einschusslöcher. Mit einer "Anti-Kalaschnikow-Mauer" könne man sicherstellen, dass keine Schulkinder zufällig getroffen würden.
Über den Bau ist noch nicht abschließend entschieden. Ghali ist für aufsehenerregende Forderungen bekannt. So forderte sie schon im Jahr 2012, in Marseille Soldaten im Kampf gegen Drogenhändler einzusetzen.
Drogenhandel als größter "Arbeitgeber"
Die Kulturhauptstadt des Jahres 2013 kämpft seit Jahren gegen Ghettobildung und Perspektivlosigkeit. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 25 Prozent. Im Norden Marseilles gilt der Drogenhandel als größter "Arbeitgeber". Auch die Schießerei vom Wochenende rechnet die Polizei einer Bandenstreitigkeit im Drogenmilieu zu.
Die große Verbreitung von Kalaschnikows in der Region verschärft die Probleme. Angeblich zirkulieren Hunderte Maschinengewehre des Typs AK-47. Die meisten stammen aus Restbeständen der serbischen Armee aus Zeiten des Jugoslawienkriegs. Das Waffengeschäft ist für viele Drogendealer in Marseille offenbar ein lukrativer Nebenerwerb.
Die Reaktionen der Eltern auf den Vorschlag einer Anti-Kalaschnikow-Mauer sind durchwachsen. BFM TV zitiert eine Mutter, die von ihrer Wohnung aus eine Schießerei beobachtet hat. Sie fürchtet, ihre Kinder könnten Opfer von Querschlägern werden und findet die Idee einer Schutzmauer gut. Andere wehren sich gegen den Vorschlag, ihre Kinder "wie Gefangene einzusperren".