Muslimische Schüler in England
Wer Bart trägt, muss draußen bleiben
Bartverbot an einer katholischen Schule in England: Weil sie sich nicht rasieren wollen, hat ein Rektor zwei muslimische Jungen vom Unterricht ausgeschlossen. Diskriminierung oder konsequente Auslegung der Kleiderordnung?
Online-Auftritt der Mount Carmel Roman Catholic High School: Bärte unerwünscht
Der erste Bartwuchs ist ein besonderes Ereignis im Leben vieler junger Männer. Mit Stolz präsentierten sie den frühen Flaum als Zeichen des Erwachsenwerdens. Ernste Probleme bekamen nun zwei englische Schüler, die sich weigerten, ihren Bart zu rasieren. Ihre Schule schloss die beiden muslimischen Schüler kurzerhand vom Unterricht aus: Die 14-Jährigen dürfen seit einem Monat nicht mehr am regulären Unterricht an der Mount Carmel Roman Catholic High School teilnehmen, wie der "Lancashire Evening Telegraph" berichtete.
Die Schule verwies auf ihre strengen Bekleidungsvorschriften, die das Tragen von Bärten ebenso verbietet wie falsche Fingernägel, künstliche Bräune, Make-up und gefärbte Haare. Schulleiter Xavier Bowers sagte dazu in einem Interview mit der Zeitung, Ausnahmen von dieser Regel könnten nicht gemacht werden. "Wir an dieser Schule glauben, dass es wichtig ist, hohe Standards in allen Aspekten des schulischen Lebens aufrechtzuerhalten, auch was das Erscheinungsbild und das Tragen von Uniform angeht."
Strenge Regeln für Erscheinungsbild und Uniform
Eine Verwandte eines Jungen, die namentlich nicht genannt werden wollte, hält die Bestrafung der beiden für Diskriminierung. "Nur weil sie aus religiösen Gründen ihre Bärte nicht rasieren können, werden sie jeden Tag sechseinhalb Stunden in die Isolation geschickt. Sie haben sich diese Schule ausgesucht, weil sie in ihrer Nachbarschaft liegt und gute Bewertungen hat." Seit Beginn des Schuljahres werden die Teenager in einem schuleigenen "Lernförderzentrum" unterrichtet - strikt getrennt von ihren Mitschülern.
Ihm sei die Entscheidung, die Schüler vom normalen Unterricht auszuschließen, nicht leicht gefallen, sagte Rektor Bowers. Er habe sich jedoch informiert und Gespräche mit muslimischen Religionsgelehrten geführt. "Es steht nichts im Koran über das Tragen von Bärten. Es ist eine Entscheidung, die die Jungen selbst getroffen haben."
Einem BBC-Bericht zufolge meint Professor Mohammed Abdel Haleem vom Institut für Orient- und Afrikawissenschaften an der Universität London, das Tragen von Bärten sei eine Frage der Interpretation. Da der Prophet Mohammed einen Bart getragen haben soll, eiferten viele gläubige Muslime diesem Vorbild nach.
Die Eltern der beiden Schüler haben sich in einem Brief an die Schulleitung über die Suspendierung ihrer Kinder beschwert. Derzeit führt die Schule Gespräche mit ihnen und dem örtlichen Moscheenverband, um eine Lösung in dem Fall zu erreichen. Bis dahin bleiben die beiden Bartträger weiter vom normalen Unterricht ausgeschlossen.