Nahkampf-Verkehr Busfahrer sperrt Kinder wegen Mandarinenschalen ein

Eine Mandarinenschale flog durch den Bus, da rastete der Busfahrer aus: Er hielt am Straßenrand, sperrte die Türen zu und brüllte die mitfahrenden Schulkinder 20 Minuten lang an. Am Ende gestand ein 12-Jähriger unter Tränen die Tat. Der Busfahrer strafte den Jungen hart.

Mittag, Schulschluss am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium und an der Hauptschule in Neufahrn bei München: Die Kinder drängen in den Bus der Linie 691, der Fahrer gibt Gas, dann fliegt eine Mandarinenschale durch den Bus und prallt an die Frontscheibe.

Zu viel für den Busfahrer - 20 Meter vor der nächsten Haltestelle fährt er an den Straßenrand, baut sich vor seinen minderjährigen Fahrgästen auf und brüllt die Schulkinder an. Der Bus fahre nicht weiter, bis der Mandarinenschalenwerfer sich stelle, diktiert der Fahrer seine Bedingungen.

So soll es laut einer Mutter eines der im Bus mitfahrenden Kinder gewesen sein, berichtet die Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Bericht der Münchner Tageszeitung "tz" . Obwohl mehrere Kinder weinten und Panik gehabt hätten, habe der Fahrer sich geweigert, weiterzufahren oder die Türen zu öffnen.

"Ich lass mich nicht beschmeißen! Hier kommt keiner raus!"

Eltern, die von ihren eingeschüchterten Kindern per Handy alarmiert wurden, hätten den Wutausbruch des Fahrers am Telefon mit angehört. Nachdem eine Mutter mit ihrem Auto zu dem stehenden Bus gefahren war, um die Tochter wegen eines wichtigen Arzttermins abzuholen, habe der Mann sich geweigert, das weinende Kind aussteigen zu lassen. Der Mann hat sie laut "tz" durch ein Fenster angeschrien: "Ich lass mich doch nicht beschmeißen! Hier kommt keiner raus!" Daraufhin habe der Fahrer Gas gegeben und die Kinder erst an der übernächsten Haltestelle aussteigen lassen.

Erst bei diesem Stopp habe sich ein 12-jähriger Schüler zu seiner Tat bekannt. Der Junge sei Klassensprecher und nicht als Störenfried bekannt - doch diese Meriten nutzten dem Jungen wenig: Der Busfahrer nahm ihm zur Strafe sein Jahresticket für die Busfahrt ab, berichtet die "tz".

Der Bus eines privaten Unternehmens war in der rund 20 Kilometer von München entfernten Gemeinde im Auftrag des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) unterwegs. Bei den Verkehrsbetrieben war bis zum Nachmittag über den Vorfall noch nichts bekannt, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Man wolle sich aber am Montag darum kümmern.

Die "tz" hingegen erfuhr vom MVV, die Schüler hätten Scheibenvorhänge heruntergerissen und die Mandarinen-Schale "gezielt" auf den Mann geworfen. Der Busfahrer habe durch sein Verhalten eine Verkehrsgefährdung verhindert.

lis/dpa
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