OECD-Bildungsbericht Ausbildung schützt fast so gut vor Arbeitslosigkeit wie ein Studium

Auszubildender
Foto: Wolfram Kastl/ picture alliance / dpaEin Studium ist die beste Lebensversicherung, so hieß es lange. Inzwischen schützt eine Berufsausbildung jedoch fast genauso gut vor Arbeitslosigkeit, zeigt eine neue OECD-Studie: 25- bis 34-Jährige mit einer abgeschlossenen betrieblichen Ausbildung kommen in Deutschland auf eine fast genauso hohe Beschäftigungsquote (83 Prozent) wie ihre Altersgenossen mit einem Hochschulstudium (87 Prozent).
"Denjenigen, die nicht studieren möchten, bieten Berufsqualifikationen einen sicheren Weg in die Beschäftigung", heißt es im Bericht "Bildung auf einen Blick", den die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, am Dienstag vorgestellt hat. Die Statistiker haben darin Daten aus den Bildungssystemen in 35 OECD-Staaten sowie aus elf weiteren Ländern zusammengetragen.
Dieser internationale Vergleich fällt aus deutscher Sicht auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die frühkindliche Bildung und Betreuung wird immer beliebter. Besuchten 2005 nur etwa 17 Prozent der Kinder unter drei Jahren eine Krippe, lag der Wert 2016 bereits bei 37 Prozent. Dabei gilt: Je höher der Bildungsstand der Mütter, desto häufiger wird die U-3-Betreuung genutzt.
- Dazu passt, dass auch die Zahl der Kinder, die im Alter von drei bis fünf Jahren eine Kindertagesstätte besuchen, gestiegen ist: von 88 Prozent im Jahr 2005 auf 95 Prozent im Jahr 2016. Gleichzeitig hat sich das Betreuungsverhältnis in der Vorschulbildung deutlich verbessert.
- Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland ist im OECD-Vergleich auffallend niedrig. Jeder zehnte 15- bis 29-Jährige ist hierzulande betroffen. Allerdings ist das Risiko ungleich verteilt: Unter den im Ausland geborenen jungen Erwachsenen liegt die Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent. Diese vergleichsweise hohe Zahl sei auf die Zuwanderung von jungen Geflüchteten zurückzuführen, mutmaßen die Forscher.
- Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen verlassen die Schule mit einem Sekundarbereich-II-Abschluss - also einem höheren Schul- oder einem Berufsabschluss. Aber: 13 Prozent der 15- bis 34-Jährigen haben diesen Abschluss nicht. Sie haben auf dem Arbeitsmarkt massive Probleme. So ist das Risiko einer Arbeitslosigkeit bei ihnen fünfmal höher als bei denjenigen mit Abschluss.
- Nach wie vor steigt das Interesse an einem Studium: "Deutlich mehr als die Hälfte aller jungen Erwachsenen nimmt ein Hochschulstudium auf", stellen die Bildungsforscher fest.

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Doch trotz der positiven Entwicklungen gibt es nach wie vor Kinder und Jugendliche, die innerhalb des Bildungssystems auf der Strecke bleiben. Einer der Faktoren ist das Geschlecht: Zwar haben Mädchen innerhalb des Bildungssystems bessere Chancen auf einen hochwertigen Abschluss, auf dem Arbeitsmarkt werden sie bei den Einstellungschancen und beim Gehalt aber von den Männern überholt. Im OECD-Durchschnitt beträgt der Gender Pay Gap bei Akademikern etwa 26 Prozent.
Größere Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben auch Menschen, die im Ausland geboren wurden. Das spiegelt sich sowohl bei den Beschäftigungsquoten als auch beim Einkommen wider. Und auffällig ist in Deutschland die nach wie vor hohe Zahl von 13 Prozent der Jugendlichen, die ohne höheren Schul- oder Berufsabschluss das Bildungssystem verlassen. Ändere Länder bekommen das deutlich besser hin: Vorbildlich seien hier die Tschechische Republik, Korea, Polen und Slowenien, heißt es in dem Bericht.
Betrachtet man die Gesamtausgaben pro Schüler, fällt im internationalen Vergleich vor allem ein Land auf: Luxemburg führt diese Liste mit deutlichem Abstand an. Den größten Anteil machen dabei die Kosten für Schulen und Lehrkräfte aus, hinzu kommen Dienstleistungen wie Psychologen oder Sozialarbeiter und die Ausgaben für Projekte in der Bildungsforschung. Die deutschen Ausgaben pro Schüler lagen dabei auch deutlich über dem OECD-Durchschnitt, heißt es im Bericht.
Im internationalen Vergleich sehr gut sei in Deutschland die Bezahlung der Lehrerinnen und Lehrer. Der Bericht bezeichnet die Lehrergehälter in Deutschland als wettbewerbsfähig, verweist aber auch darauf, dass sie "tendenziell das generelle geschlechtsspezifische Lohngefälle" abbilden. Abgesehen von Luxemburg, das seinen Lehrkräften konkurrenzlos hohe Gehälter zahlt, gehören deutsche Lehrer mit ihrem Einkommen dennoch zur OECD-Spitzengruppe.
Kritisiert wird im OECD-Bildungsbericht wie bereits in den vergangenen Jahren, dass Deutschland den Lehrern auf den verschiedenen Bildungsstufen keine vergleichbaren Gehälter zahlt. Das Einkommen in der Grundschule liege elf Prozent niedriger, was sich negativ auf die Attraktivität der Jobs und auf die Wettbewerbsfähigkeit des Lehrerberufs auswirke. Auf die in mehreren Bundesländern geführten Debatten über eine Erhöhung des Einstiegsgehalts für Grundschullehrer geht der OECD-Bericht nicht ein.