Bundesländer im Bildungsvergleich Ost schlägt West

Abgeschlossene Berufsausbildung, Studienberechtigung: Die Menschen in Ostdeutschland sind höher qualifiziert als die Bürger im Westen. Das geht aus Daten der OECD hervor. Über-55-Jährige stehen besonders gut da.
Foto: Daniel Karmann/ dpa

Nirgendwo gibt es so viele gut Qualifizierte wie in Sachsen und Thüringen: 95 beziehungsweise 96 Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben hier mindestens eine Studienberechtigung oder eine abgeschlossene Berufsausbildung erlangt. Die beiden Länder liegen damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 87 Prozent.

Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht "Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2019", der am Mittwoch von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder vorgestellt wurde.

Insgesamt liegen demnach alle östlichen Bundesländer über dem bundesweiten Schnitt. In den westdeutschen Bundesländern haben weniger Menschen eine mittlere oder hohe Qualifikation: in Bremen etwa 81 Prozent, in Schleswig-Holstein 87 Prozent. Bayern erzielte mit 89 Prozent die höchste Quote im westdeutschen Vergleich.

In der am Mittwoch veröffentlichten Auswertung geht es um Bildungsindikatoren, die von der OECD bereits am Dienstag auf internationaler Ebene vorgestellt worden waren (Informationen zur OECD-Studie "Education at a Glance" finden Sie hier). Die neuen Daten ermöglichen jetzt einen direkten Vergleich der Bundesländer untereinander.

Den Schwerpunkt legen die Statistiker dabei auf die hochqualifizierende Bildung, den sogenannten tertiären Bereich - gemeint sind damit Hochschulabschlüsse. Untersucht wurde außerdem, wie viele Menschen in einem Bundesland welchen Bildungsabschluss erreicht haben. "Wir machen damit die Bildung zwischen den Bundesländern, aber auch gemessen am internationalen Status quo, vergleichbar", sagt Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts.

Ältere Ostdeutsche besser qualifiziert

Bei einem näheren Blick auf Ostdeutschland unterscheidet sich der Bildungsstand je nach Alter deutlich: Die ältere Bevölkerung ist dort höher qualifiziert als die jüngere. Während bei den 55- bis 64-Jährigen in einigen Ländern fast alle eine mittlere oder hohe Qualifizierung besitzen, sind es bei den 25- bis 34-Jährigen zwischen 87 und 92 Prozent.

In den östlichen Ländern haben vergleichsweise viele der heute Älteren hochwertige Bildungsabschlüsse erworben, etwa im Fachschulwesen der DDR, erklären die Studienautoren den Unterschied.

Sachsen liegt regelmäßig vorn

Sachsen liegt auch in anderen Bildungsvergleichen regelmäßig vorn. Im diesjährigen arbeitgebernahen "Bildungsmonitor" erzielte das Land im Schnitt die meisten Punkte - mit deutlichem Abstand vor dem zweitplatzierten Bayern. Berlin, Brandenburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen stehen nah beieinander am Schluss.

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Auch der am Mittwoch vorgestellte Bericht zeigt: Insgesamt schreiben sich immer mehr Studierende an den Hochschulen ein. Sechs von zehn Menschen eines Altersjahrgangs nahmen 2017 ein Hochschulstudium oder eine vergleichbare Berufsausbildung auf, wie etwa einen Meisterkurs.

Seit 2006 hat sich diese Quote bundesweit von 43 Prozent auf 60 Prozent erhöht. Die Anfängerquoten unterscheiden sich allerdings von Bundesland zu Bundesland erheblich: Während sich in Berlin 92 Prozent an eine Hochschule einschrieben, waren es in Schleswig-Holstein gerade einmal 39 Prozent.

Die Quote der gut Qualifizierten hängt stark von Studierendenzahlen ab - und die wiederum von der Zahl der Hochschulen pro Bundesland und davon, wie beliebt diese Hochschulen bei Studienanfängern und Gaststudierenden sind. "Während also Berlin oder auch das Land Sachsen von hohen Studienanfängeranteilen aus anderen Bundesländern sowie aus dem Ausland profitieren, verliert beispielsweise Schleswig-Holstein im Saldo Studienanfängerinnen und -anfänger an andere Bundesländer", so Georg Thiel.

Gemischtes Zeugnis für Deutschland

In einem internationalen Vergleich hatte die OECD Deutschland kurz zuvor ein gemischtes Zeugnis ausgestellt: Die Lehrergehälter lägen zwar im Vergleich zu anderen OECD-Staaten hoch, pro Kopf investiere das Land aber unterdurchschnittlich viel in grundlegende Bildungsleistungen für Studenten.

Und auch bei der Bezahlung von Arbeitnehmern gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Gerade einmal 72 Prozent des mittleren Gehalts eines männlichen Hochschulabsolventen erhält eine Akademikerin demnach in Deutschland. Diese Zahl liegt unter dem OECD-Durchschnitt von 77 Prozent.

Mit Material von dpa
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