Österreich Schüler spielen "Die Welle" nach - Staatsanwaltschaft ermittelt

Ausschnitt aus dem Kinofilm "Die Welle"
Foto: DPA/Constantin FilmverleihDie Lehrerin einer Klasse in der Neuen Mittelschule Zurndorf im österreichischen Burgenland hatte im März im Deutschunterricht "Die Welle" besprochen. Das Buch basiert auf einem wahren Experiment an einer High School in den USA. Im Jahr 1967 hatte dort der Geschichtslehrer Ron Jones versucht, seinen Schülern zu zeigen, wie leicht es ist, sich von den Ideen der Nationalsozialisten beeinflussen zu lassen - bis das Experiment aus dem Ruder lief.
Die Schüler in Zurndorf haben sich, nachdem sie das Buch gelesen hatten, auch den gleichnamigen Film angeschaut, und die Lehrerin ging davon aus, dass sie das Thema verstanden hatten. Doch einige Schüler begannen damit, Szenen des Films in den Pausen nachzuspielen, wie die österreichische Nachrichtenseite Kurier.at berichtet.
Demnach übernahmen einige Schüler die Rolle von SS-Männern und andere die Rolle der Juden. Die "Juden" wurden laut dem Bericht als "Drecksjuden" beschimpft, umhergeschubst und in einem Lagerraum für Turngeräte "eingesperrt". Offenbar soll sich zudem ein Schüler als "Führer" etabliert, einen eigenen Gruß ausgedacht und diesen auch von seinen Mitschülern eingefordert haben.
Die Schüler spielten ihre Rollen über mehrere Tage in den Pausen. Lehrer sind dabei offenbar zunächst nicht eingeschritten. Erst als sich die Schüler immer lauter anbrüllten, griff eine Lehrerin ein, und die stellvertretende Direktorin alarmierte die Polizei.
Dies rief das Landesamt für Verfassungsschutz auf den Plan. Die Verfassungsschützer untersuchten den Fall und schrieben einen Bericht an die zuständige Staatsanwaltschaft in Eisenstadt. Darin heißt es, niemand sei verletzt oder eingesperrt worden. Der Fall sei aufgeklärt.
Dennoch ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen die strafmündigen Schüler, die sich an dem Rollenspiel beteiligt hatten, wie Staatsanwalt Johann Fuchs dem SPIEGEL bestätigte. "Es besteht der Verdacht der Wiederbetätigung, also der propagandistischen Verherrlichung von Symbolen des NS-Regimes." Das Verfahren ist noch nicht eingestellt.