Nachwuchsprobleme bei der Bundeswehr: Noch nicht einmal jeder zweihundertste junge Mann hat Interesse am freiwilligen Wehrdienst. Das zeigen Reaktionen auf eine Briefaktion des Verteidigungsministeriums.
Wehrpflichtige in der Grundausbildung (2010): Der freiwillige Dienst kommt nicht so gut an
Foto: Peter Steffen/ dpa
Nein, rund läuft es nicht beim Umbau der
Bundeswehr. Vor allem der neue freiwillige Wehrdienst, über den der Nachwuchs künftig rekrutiert werden soll, interessiert junge Männer kaum: 498.000 wurden im März und April angeschrieben, nach Angaben des Verteidigungsministeriums äußerten nur rund 1800 Interesse.
Das sind weniger als 0,4 Prozent. Trotzdem sieht das Ministerium keinen Grund zur Beunruhigung. "Wir müssen nicht in Panik verfallen", sagte ein Sprecher. Auch wenn die Zahlen zeigten, "dass die Freiwilligen nicht in Massen kommen".
Anfang Januar waren die letzten Wehrpflichtigen eingezogen worden. Im März und April kamen insgesamt 2749 Freiwillige zur Bundeswehr. Der neue freiwillige Wehrdienst startet aber erst zum 1. Juli. Entscheidend sei, wie stark der Zulauf dann sei, so der Sprecher.
Ein ähnliches Bild hatte sich bereits Anfang des Jahres ergeben: 160.000 junge und gemusterte Männer wurden schon damals angeschrieben. Die ernüchternde Resonanz: Rund 7000 junge Männer antworteten, sie würden einen Dienst in der Bundeswehr erwägen - was an sich noch keine Zusage ist. Doch notwendig wären rund 16.000 pro Jahr. Es ist also, kommt es nicht zu einer deutlichen Verbesserung, demnächst mit einer gewaltigen Lücke bei der Truppenstärke zu rechnen.
Ein Ministeriumssprecher sagte, für eine endgültige Beurteilung des Interesses am freiwilligen Wehrdienst müsse die Änderung des Wehrrechts abgewartet werden, die zum 1. Juli in Kraft treten soll. Dann würden die Kreiswehrersatzämter auch bei jungen Frauen für den freiwilligen Wehrdienst werben.