Sächsische Panzerknacker Tresor mit Abituraufgaben geklaut

Aus einem Gymnasium im sächsischen Oelsnitz ist ein Tresor mit Prüfungsaufgaben und Abiturarbeiten spurlos verschwunden. Das Kultusministerium schickte Ersatzaufgaben an alle Gymnasien des Landes, und einige Schüler müssen vielleicht erneut zur Prüfung antreten.

Acht Computer und ein Datenvideoprojektor im Wert von rund 21.000 Euro, dazu ein Tresor mit brisantem Inhalt - die Täter, die am Wochenende in ein Oelsnitzer Gymnasium eindrangen, hatten an der Beute schwer zu schleppen. In der 70 bis 80 Kilo schweren Stahlkiste lagerten fünf bereits korrigierte Englischklausuren, für die ein Oelsnitzer Lehrer die Zweitkorrektur vornehmen sollte. Außerdem befanden sich im Tresor auch Abituraufgaben für Nachholprüfungen in Mathematik und Englisch, wie die Chemnitzer Zeitung "Freie Presse" berichtet.

Dass die Einbrecher auch Abituraufgaben stahlen, war offenbar Zufall und nicht geplant - nach Einschätzung der Polizei hatten sie es auf den vermeintlich wertvollen Inhalt des Safes abgesehen. Das sächsische Kultusministerium musste sofort reagieren und gab für die Prüfungen im Mathe-Grundkurs und Englisch-Leistungskurs am Dienstag und Mittwoch in Windeseile neue Aufgaben aus - per Kurier und an alle Gymnasien des Landes, bei denen Abiturienten zur Nachprüfung antreten mussten.

Weit kniffliger ist der Fall mit den bereits korrigierten Englischklausuren. Sie sind verschwunden und werden wohl nie wieder auftauchen. Eine inzwischen eingesetzte Arbeitsgruppe soll schnell eine Lösung für die fünf betroffenen Abiturienten finden. Noch sei "keine Entscheidung getroffen", ob sie beispielsweise abermals zur Klausur oder zu einer mündlichen Nachprüfung antreten müssen, sagte Petra Loss, Sprecherin des Regionalschulamtes Chemnitz.

Bereits im Juni 2000 war Sachsen von einem veritablen Abiturskandal erschüttert worden: Vor den Abiturprüfungen hatten elf Schüler sich Prüfungsunterlagen gekauft, die offenbar aus der Druckerei eines Gefängnisses in Waldheim geschmuggelt worden waren. Ein Jahr später musste die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen zwei Tatverdächtigte allerdings einstellen; die Vorwürfe gegen die Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Waldheim ließen sich nicht beweisen.

Das Land druckt die Aufgaben aber längst an einem anderen Ort, hält das Zwischenlager geheim - und hat offenbar auch für andere Abiturpannen Notfallpläne in der Schublade, wie der Oelsnitzer Safe-Raub zeigt.

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