Schüler als Volksheld Kleiner Chinese enttarnt Pilz-Vergifter

Ein Schüler in China soll mit Hilfe eines Studenten einen Lebensmittelskandal aufgedeckt haben. Die Hobby-Forscher fanden chemische Bleichmittel in Pilzen, berichtete eine Staatszeitung. Sie feiert den Elfjährigen für seinen mutigen Kampf für das "kollektive Wohlergehen".
Pilze (hier Stäublinge): Manchmal lässt man besser die Finger weg

Pilze (hier Stäublinge): Manchmal lässt man besser die Finger weg

Foto: dapd

Weil der Schüler Zhang Hao für sein Leben gern Pilze isst und sich sein Lieblingsessen nicht verbieten lassen wollte, soll der Junge einen Lebensmittelskandal in der chinesischen Hauptstadt Peking aufgedeckt haben - so berichtet es die englischsprachige staatliche Tageszeitung "China Daily".

Wegen Medienberichten über verunreinigte Lebensmittel hatte Zhangs Mutter dem Jungen das Pilzeessen verboten. Beunruhigt hatte die Mutter das Gerücht, dass auf Märkten der Hauptstadt angebotene Pilze mit leuchtenden Bleichmitteln behandelt worden sein sollen.

Der Sechstklässler Zhang hatte die Pilze der Zeitung zufolge gekauft und von einem Studenten der landwirtschaftlichen Hochschule in Peking untersuchen lassen. Mit Speziallampen wiesen die beiden unter einem Mikroskop gesundheitsschädliche Bleichmittel nach, die Pilzen bei Tageslicht ein schmackhafteres Aussehen geben sollen.

Eigentlich soll der Schüler Zhang gehofft haben, die Gerüchte um vergiftete Pilze zu widerlegen. Die zum Bleichen verwendeten Chemikalien können unter anderem Leberschäden, Hautallergien oder Asthma hervorrufen.

"Mutiger Teenager"

Chinesische Medien feiern nun den Elfjährigen dafür, dass er es mit Industrie und Behörden aufgenommen habe. Allerdings nutzt die Regierung Zeitungen oder TV-Sender auch gern dafür, dem Volk moralisch ins Gewissen zu reden oder Entwicklungen in Behörden anzuprangern. So könnte die Erfolgsgeschichte des wackeren kleinen Jungen auch eine gezielte Vorführung der lokalen für Lebensmittelsicherheit zuständigen Behörden sein. Die Pekinger Behörde für Industrie und Handel hatte zuvor zu den Gerüchten um vergiftete Pilze erklärt, 97,7 Prozent der Pilze könnten bedenkenlos verspeist werden. Außerdem seien die Ergebnisse des Schülers und des Studenten unwissenschaftlich.

Die Staatszeitung "China Daily" stellt sich daraufhin voll hinter die Ergebnisse des Schülers und verteidigt ihn als "mutigen Teenager", der die Verantwortungslosigkeit der Industrie- und Handelsbehörde aufgedeckt habe. Zhangs Forschung habe eine "weitere potentielle Bedrohung für unser kollektives Wohlergehen" ans Licht gebracht.

Chinas Lebensmittelindustrie wird immer wieder von Skandalen erschüttert. 2008 waren rund 300.000 Kinder durch Milchpulver erkrankt, das mit der Industriechemikalie Melamin verseucht war. In diesem Jahr wurden in China unter anderem pestizidverseuchte Brechbohnen und aus recycelten Abfällen produziertes Speiseöl entdeckt.

cht/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten