Schüler über Flüchtlinge "Das Thema ist uns wichtig"

Die Integration von Flüchtlingen stellt Schulen vor große Aufgaben. Kann das klappen? Betroffene Schüler sind laut einer neuen Umfrage skeptisch. Doch wer selbst Migranten kennt, bei dem steigt die Zuversicht.
Unterricht in Bayern: Mahmad (Mitte) aus Syrien nimmt an der Musikstunde teil

Unterricht in Bayern: Mahmad (Mitte) aus Syrien nimmt an der Musikstunde teil

Foto: Daniel Karmann/ picture alliance / dpa

An Katjas Schule in Franken sind die Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland kommen, ein großes Thema. Es gab eine Ausstellung, die über ihre Situation informierte. Eine Schülerin ging durch die Klassen und erzählte vom Engagement der Arbeitskreises Asyl in der Stadt. Und die Schülerzeitungsredaktion machte Flüchtlinge zu einem Schwerpunkt. "Das Thema erschien uns zu wichtig, als es mit einem Artikel abzuhaken", sagt die 15-jährige Katja. "Direkten Kontakt mit Flüchtlingen hatten wir allerdings an unserer Schule nicht, die konnte ich leider nur außerhalb sammeln."

Das könnte sich ändern. Mindestens 325.000 junge Flüchtlinge brauchen in diesem Jahr einen Platz an einer Schule, schätzt die Kultusministerkonferenz. Doch wie gut ist das Bildungssystem darauf vorbereitet? Eine repräsentative Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeigt nun: Eine große Mehrheit ist eher skeptisch, ob die Schulen für vielen jungen Flüchtlinge gewappnet sind.

53 Prozent der Befragten sind demnach der Meinung, das deutsche Schulsystem sei nicht so gut auf eine wachsende Anzahl von Schülern mit Migrationshintergrund vorbereitet. 21 Prozent sehen die Schulen sogar eher schlecht aufgestellt. Das Umfrageinstitut Forsa hatte von Ende Oktober und bis Anfang November 1000 Menschen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren befragt. In Auftrag gegeben hatte die Erhebung der wirtschaftsnahe Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gemeinsam mit den SOS Kinderdörfern und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Tatsächlich sind bei der Integration der Flüchtlinge in die Schulen noch viele Fragen offen.Die Länder suchen händeringend nach Deutschlehrern für Willkommensklassen, der Chef des Philologenverbandes überlegte,ob zu viele Migranten in einer Klasse den Leistungen der übrigen Schüler schaden könnten.

Fragt man die jungen Menschen nach Lösungen, ohne dabei Antwortmöglichkeiten vorzugeben, nennen sie denn auch als erstes einen besseren Betreuungsschlüssel (35 Prozent), mehr Sprachförderung (24 Prozent) und mehr speziell geschulte Sprachlehrer (22 Prozent). Alles richtig, alles wichtige Punkte, über die gerade viel diskutiert wird.

Aufschlussreich werden die Ergebnisse, wenn man die Befragten mit und ohne Migrationshintergrund vergleicht. Junge Menschen, die selbst aus dem Ausland oder aus Zuwandererfamilien stammen, sind deutlich optimistischer als der Rest: 31 Prozent der Befragten mit ausländischen Wurzeln gehen davon aus, dass das deutsche Schulsystem gut oder sehr gut auf einen wachsenden Migrantenanteil vorbereitet sind. Unter den jungen Menschen ohne Migrationshintergrund sagen das nur 22 Prozent.

Ganz ähnlich ist das Bild, wenn man Befragte mit vielen und mit wenigen ausländischen Mitschülern vergleicht. Von denen, die eine Klasse mit vielen oder sehr vielen Zuwandererkindern besuchen, glauben 29 Prozent, dass die Schulen hierzulande gut bis sehr gut auf mehr Migranten vorbereitet sind. Unter denen, die kaum Kontakt zu Migranten in ihrer Klasse haben, sind es dagegen nur 19 Prozent. Es gilt offenbar: Persönliche Erfahrung mit Migranten stimmen zuversichtlicher - trotz aller Herausforderungen.

Die Forsa-Befragung hat zudem ermittelt, wie gerecht junge Menschen das Schulsystem halten. Das Ergebnis muss zu denken geben: 55 Prozent der 14- bis 21-Jährigen bezweifeln, dass Kinder im Großen und Ganzen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Bildungschancen haben.

Bemerkenswert dabei: Je jünger die Befragten sind, desto größer ist ihr Zutrauen darin, dass es in der Schule gerecht zugeht. Unter den 14- bis 16-Jährigen ist noch eine Mehrheit von 53 Prozent dieser Ansicht. Bei den 19- bis 21-Jährigen sind es dagegen nur 37 Prozent, die überwiegende Mehrheit glaubt nicht an die Chancengleichheit in der Schule.

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