Geschäftsidee
Studenten korrigieren für Lehrer Klassenarbeiten
Ein Start-up aus den USA bietet Lehrern an, das Korrigieren von Klassenarbeiten auszulagern. Für zehn Dollar pro Stunde sollen Studenten die Arbeit übernehmen.
Klassenarbeiten nerven. Nicht nur viele Schüler, sondern auch viele Lehrer. Stunde um Stunde verbringen sie mit dem Anstreichen von Fehlern. Ein Start-up aus Chicago hat daraus eine Geschäftsidee entwickelt: Lehrer können das lästige Korrigieren nun an Lehramtsstudenten auslagern - für rund zehn Dollar pro Stunde. Der Service richtet sich auch an deutsche Pädagogen, die Fächer wie Englisch oder Mathematik unterrichten.
Die gestellte Aufgabe und Infos über die Klasse schicken die Lehrer an "The Graide Network" und bekommen daraufhin Kandidaten vorgeschlagen, die für sie das Korrigieren übernehmen könnten. Die Lehrer suchen sich einen Studenten aus, scannen die Arbeiten ihrer Schüler ein und laden sie hoch. Drei bis vier Tage später bekommen sie die Arbeiten korrigiert und mit individuellem Feedback versehen zurück.
Eine gute Idee, meint Nina Toller. Sie unterrichtet an einem Gymnasium in Duisburg Englisch, Geschichte und Latein. "Ich würde enorm entlastet", sagt sie. "Und in der gewonnenen Zeit, in der ich eben nicht korrigiere, könnte ich mich auf wichtigere Dinge konzentrieren, mehr auf die Schüler eingehen und intensiveren Unterricht vorbereiten."
Reguläre Klassenarbeiten und Klausuren würde sie nicht einsenden, aber "jede größere schriftliche Aufgabe, zum Beispiel einen Englisch-Aufsatz". Das sei doch auch für die Schüler gut, meint sie: "Sie würden die Aufgaben schneller zurückkriegen - und korrigiert von einem Muttersprachler."
Aber können Lehrer den Dienst in Deutschland überhaupt nutzen? Aus Sicht des Unternehmens: jederzeit. Rechtlich sieht es allerdings anders aus - schon aus Gründen des Datenschutzes.
"Eine Vergabe der Korrekturen von Klassenarbeiten an ein kommerzielles Korrekturunternehmen ist in Deutschland undenkbar", sagt Torsten Heil, Sprecher der Kultusministerkonferenz. "Die Leistungsbewertung ist eine der Kernaufgaben von Lehrerinnen und Lehrern. Nur sie wissen, was genau im Unterricht vermittelt und welche Vorarbeit geleistet wurde und nur sie können die Schülerleistung daran wirklich messen."
Nina Toller ist sich dessen bewusst. Auf ihrem Blog hat sie eine Diskussion zu dem Thema angeregt. "Ich würde die korrigierten Aufsätze ja weiterhin lesen und sie den Schülern nicht einfach so wieder zurückgeben", sagt sie. "Für mich bleibt die Frage, ob ich durch diese kleine Entlastung nicht mehr für die Schüler tun könnte."