Spickzettel 4.0 Britische Lehrer klagen über Schummel-Uhren

Tech-Firmen haben Smartwatches mit Software ausgestattet, die Schülern beim Spicken helfen soll. Die "cheating watch" hat einen besonderen Clou - und sorgt in Großbritannien für Ärger.
Spicken mit der Smartwatch?

Spicken mit der Smartwatch?

Foto: JOHN MACDOUGALL/ AFP

Die Werbung ist eindeutig: "Diese Uhr wurde extra mit einer speziellen Software ausgestattet, um in Prüfungen zu betrügen", heißt es in einer Produktanzeige eines großen Onlinehändlers. Die Uhr eigne sich perfekt, um heimlich Notizen lesen zu können, weil man vorab Texte, Bilder und Videos darauf abspeichern könne.

Der winzige Bildschirm der Smartwatch funktioniert wie ein digitaler Spickzettel. Der Clou: Wird der Lehrer auf das unerlaubte Abgucken aufmerksam, können die Prüflinge einen "Notknopf" betätigen. Dann ändert sich das Display. Statt Text ist wieder eine Zeitanzeige zu sehen - als wäre nichts gewesen.

Ein anderer Anbieter preist sein Produkt als "erste Uhr für leichtes Lernen" an, inklusive Anschluss für einen drahtlosen Mini-Kopfhörer. So können sich Schüler beispielsweise während einer Prüfung vorab aufgenommene Podcasts ins Ohr sagen zu lassen. Dass solche Methoden nicht korrekt sind, weiß der Anbieter offenbar - und distanziert sich vorsichtshalber. "Durch den Verkauf dieses Gerätes sind wir nicht verantwortlich für dessen Anwendung."

Bei britischen Lehrern und Dozenten ist der Ärger bereits riesig. Schüler und Studenten würden sich mit den Smartwatches auf unfaire Weise Vorteile verschaffen, heißt es in einem Bericht von BBC News . Die Empörung richtet sich dabei allerdings mehr gegen die Firmen, die solche "cheating watches" anbieten, als gegen die Prüflinge selbst.

Schulleiter warnt vor einem "Albtraum"

Es sei unverantwortlich, solche Hilfsmittel an Schüler oder Studenten zu verkaufen, die unter Druck stünden, erwischt und von all ihren Prüfungen ausgeschlossen werden könnten, sagte der britische Schuldirektor Joe Sidders der BBC. Mit immer mehr solcher mobilen Mini-Geräte in Prüfungen umzugehen, könne zu einem "Albtraum" werden. Und: Mancher Schüler würde durch die neue Technik überhaupt erst zum Schummeln verleitet.

Aber Professoren und andere Prüfer kennen die neuartigen Tricks offenbar und haben ihre Regeln bereits verschärft. Bereits vor dem Verkaufsstart der Apple Watch im vergangenen Jahr hatten einige Londoner Hochschulen mitgeteilt, dass sie alle Armbanduhren in Prüfungsräumen verbieten wollen.

Andere setzen auf verstärkte Untersuchungen. "Mein Mikrobiologie-Professor kontrolliert bei jedem Test die Uhren. Wenn sie nicht altmodisch und analog sind, müssen sie in die Handy-Kiste", schreibt die Studentin Abigail Lauze auf der Facebook-Seite der BBC.

"Es geht nicht mehr darum, alles auswendig zu wissen"

Auf Facebook löste der jüngste Bericht über die Schummeluhren eine hitzige Debatte  aus. Einige Leser kritisierten, der Sender habe Tausende Schüler und Studenten mit seinem Bericht erst darauf aufmerksam gemacht. Andere hielten die Aufregung für überflüssig. Es sei sowieso an der Zeit, dass man bei Prüfungen Bücher zulasse, schrieb zum Beispiel Deepak Panjmani. "Es geht in Prüfungen nicht mehr darum, alles auswendig zu wissen. Es geht darum Begründungen zu kennen, Zusammenhänge zu verstehen und Lösungen zu finden."

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fok
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