Tablet-Pilotversuch in den USA Schüler knacken iPad-Schutzsystem

iPad-Nutzung in der Schule: Schüler hacken sich durch die Sicherheitsvorkehrungen
Foto: John Bazemore/ AP"iPads raus, Klassenarbeit!", wird es möglicherweise so schnell nicht mehr lauten im Schul-Distrikt Los Angeles. Der Plan nämlich, alle dortigen 600.000 Schüler mit einem iPad-Tabletrechner auszurüsten, könnte an der technischen Gewandtheit des Nachwuchses scheitern.
Nur eine Woche nach dem Start des Milliarden-Dollar-Projekts hatten laut "LA Times" allein 300 Schüler einer einzigen Schule herausgefunden, wie man die Software-Sperren der Schul-Pads umgehen und so beliebige Websites aufrufen und Apps installieren kann. Die Schulbehörde setzte daraufhin den Schuleinsatz der iPads auf Pause . In einem Memo erklärten zwei Beamte: "Außerhalb des Bezirks-Netzwerks […] könnten die Nutzer beliebige Inhalte und Apps herunterladen und unkontrolliert im Internet surfen. Da das oberste Gebot die Sicherheit der Schüler ist, darf dieses System auf keinen Fall überwunden werden."
Die Schüler hatten demnach schnell herausgefunden, dass man durch Anlegen eines neuen Nutzerkontos die Sicherheitsvorkehrungen des iPads ganz einfach umgehen konnte. Laut "LA Times" nutzten die Nachwuchs-Hacker die neue Freiheit, um Tweets abzusetzen, Freundschaften auf Facebook zu knüpfen und Online-Radio zu hören. "Ich glaub, das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was geschehen mag, wenn [der Hack] erst einmal auf Twitter, YouTube und anderen Social-Media-Angeboten gelandet ist", warnte Polizeichef Steven Zippermann in einem als vertraulich eingestuften Memo. Um unkontrollierbare Konsequenzen zu verhindern, müsse die Einführung der Pads verzögert werden.
Pionier-Schule in den Niederlanden setzt auf Pads
Auch in den Niederlanden soll der Weg in die schulische Zukunft mit Pads gepflastert sein - zumindest wenn es nach den Gründern der ersten Steve-Jobs-Schulen geht, die bald komplett auf Bücher verzichten wollen . Die Macher sollten sich vorsehen: Bis vor ein paar Jahren lasen Schüler im niederländischen Den Bosch regelmäßig und heimlich die E-Mails ihrer Lehrer mit, um so vorab an Prüfungsaufgaben zu kommen. Und auch in Deutschland eröffnet moderne Technik Schülern neue Möglichkeiten: Im Frühjahr 2012 drangen zwei Gymnasiasten in ihr Schulnetzwerk ein und verbesserten ihre Punktezahlen fürs Abitur. Als ihr kleiner Noten-Hack aufflog, mussten sie die Schule verlassen.
In Kalifornien sammelte der damalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger bereits 2009 erste Erfahrungen mit Computerklassen, Technikproblemen und der damit verbundenen Kostenexplosionen. Der Gouvernator träumte von der Zukunftsschule ohne Bücher, die Haushaltslage sorgte allerdings dafür, dass die Pläne nicht über den Status kühner Visionen hinaus kamen.
Der jüngste Vorfall in Los Angeles stärkt nun ebenfalls die Kritik an dem "Schüler ans Pad"-Projekt. Zuvor hatte die Schulbehörde schon einräumen müssen, dass man beim Kauf der Pads nicht an einen weiteren, riesigen Kostenpunkt gedacht habe, die Anschaffung von Tastaturen. Rund 38 Millionen Dollar würde die Zusatzanschaffung kosten .
Lesen Sie mehr über die digitale Schul-Revolution

So kämpfen Computerfirmen um die Klassenzimmer: Apple und anderen IT-Konzerne drängen auf den Bildungsmarkt. Das Kalkül: Wer seine Produkte im Klassenzimmer platziert, dem gehört die Zukunft. Doch nutzt die Digitalisierung den Schülern wirklich? mehr...