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Weibliche Azubi unter Männern: Johanna und die 20 Kerle

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Weibliche Werkstatt-Azubi Johanna schraubt sich glücklich

Johanna Burger liebt Öl und Motoren, trotzdem wollte zunächst keine Werkstatt sie als Lehrling einstellen. Sie blieb hartnäckig und lernt jetzt doch noch KfZ-Mechatronikerin - als einzige Frau unter 20 Männern. Geht das gut?

Allein unter Männern, Johanna Burger kennt das gut. Die langen, blonden Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Gesicht ist dezent geschminkt, die Nägel sind farblos lackiert. Das erkennt man sogar durch das Motorenöl hindurch, das an ihren Händen klebt. Sie trägt einen Blaumann und einen dicken, ausgewaschenen Kapuzenpulli darüber. Burger arbeitet als Kfz-Mechatronikerin. In der Werkstatt im bayerischen Amberg, etwa 50 Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt, ist sie die einzige Frau unter 20 Männern.

Von 61.713 Kfz-Mechatroniker-Azubis waren 2011 nur 663 Frauen. In anderen typischen Männerberufen sieht es ähnlich aus: Nur 30 der 3999 neuen Ausbildungsverträge für Maurer wurden von Frauen abgeschlossen. Bei den Zimmerleuten waren von 6939 Azubis nur 99 weiblich. "Speziell die Handwerksberufe sind und bleiben eine Männerdomäne", sagt Susanne Walter vom Bundesinstituts für Berufsbildung. Zuletzt hatte auch eine Studie von Walters Institut belegt, dass sich die Dinge nur sehr langsam verschieben.

Johanna Burger hatte zunächst Schwierigkeiten, überhaupt einen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechatronikerin zu finden. "Mich hat niemand genommen", sagt sie. Viele Betriebe hätten Bedenken gehabt, einen weiblichen Azubi auszusuchen. Burger gab deshalb zunächst klein bei und lernte Arzthelferin. Ein Jahr lang arbeitete sie in dem Beruf. "Aber das wollte ich nicht mein Leben lang machen", sagt sie. Also fing sie mit 21 Jahren ein weiteres Mal an, Bewerbungen zu schreiben. Kfz-Mechatronikerin war ihr Traumberuf. "Dafür wäre ich auch nach Hamburg gegangen", sagt sie.

Mit Fachwissen überzeugen

Nicht nur die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist für Frauen, die in einem von Männern dominierten Job arbeiten wollen, schwierig. Viele kassieren im Berufsalltag von den Kollegen gelegentlich einen Machospruch, sagt etwa Manuel Tusch, Psychologe und Coach aus Köln. Oder es kommt ein ahnungsloser Kunde, der sich nicht von einer Frau bedienen lassen will. Wichtig sei es dann, freundlich und gelassen zu bleiben und nicht hilflos oder gar verbittert zu wirken, rät Tusch.

Außerdem sollten Frauen in einem Job mit starkem Männerüberschuss mit Fachwissen überzeugen und gleichzeitig einen lockeren Umgang mit den Kollegen pflegen. Tusch empfiehlt, sich schon vor Ausbildungsbeginn mit der Situation auseinanderzusetzen und sich ein paar passende Sprüche für unangenehme Situationen einfallen zu lassen.

Von Vorteil sei es auch, nicht dauernd zum Thema zu machen, dass man in dem Beruf in der Minderheit ist. Die Energie investiere man besser ins Lernen. So können Auszubildende punkten und an den anderen vorbeiziehen. Müssen junge Frauen sich vom Chef oder den Kollegen immer wieder blöde Sprüche anhören, sollten sie das offene Gespräch suchen. "Wenn das nicht funktioniert, kann man sich an neutrale Vertrauenspersonen wenden." Ein Ansprechpartner können die Handwerkskammern sein.

"Lieber beiße ich die Zähne zusammen"

Johanna Burger hatte in ihrer Werkstatt mit den männlichen Kollegen keine Probleme. Sie bekam schließlich einen Ausbildungsplatz in Amberg. "Alle waren sehr aufgeschlossen und haben mich von Anfang an akzeptiert", sagt sie. Das bestätigt auch ihr Ausbildungsleiter Markus Beer und sagt: "Wenn jemand seine Arbeit kann, macht es keinen Unterschied, ob da ein junger Mann oder eine junge Frau vor mir steht."

Burger versucht allerdings auch, ihren männlichen Kollegen keine Steilvorlagen zu liefern. Das gilt zum Beispiel beim Reifenschleppen im Frühjahr und Herbst, das körperlich anstrengend ist. Da fragt sie niemanden, ob er ihr hilft. "Lieber beiße ich die Zähne zusammen."

Foto: SPIEGEL ONLINE


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Von Verena Wolff/dpa/lov/cht
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