

65 Schüler sind an der öffentlichen Grundschule angemeldet, die Nereida Veliz in der Stadt Caucagua in Venezuela leitet. Am ersten Tag des neuen Schuljahres seien jedoch nur drei Schüler zum Unterricht gekommen, sagte die Rektorin der Nachrichtenagentur Reuters.
In einer Grundschule in der nordöstlichen Stadt Punto Fijo erschienen von 365 Kindern nur drei, sagte Mari Garcia von der regionalen Lehrergewerkschaft. "Es fehlen immer viele Schüler zum Beginn eines neuen Schuljahres, aber so auffällig war es noch nie."
Am Montag hat laut Bildungsministerium für Millionen Grundschülerinnen und -schüler an landesweit 30.000 Schulen der Unterricht wieder angefangen.
Das südamerikanische Land steckt jedoch in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Die extreme Inflation führt dazu, dass sich viele Menschen kaum noch Lebensmittel leisten können, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die medizinische Versorgung vielerorts am Boden. Hunderttausende sind bereits geflohen.
Das macht sich auch in den Schulen bemerkbar. In der Schule von Nereida Veliz in Caucagua rund 75 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Caracas gebe es keinen Strom und nur dreimal in der Woche fließendes Wasser, sagte die Rektorin. Die Schüler kämen vorwiegend wegen des staatlich gesponserten Schulessens.
Gewerkschaftssprecher Javier Tarazona aus dem Bundesstaat Táchira an der Grenze zu Kolumbien sagte, der Unterricht habe dort noch gar nicht begonnen - wegen Stromausfällen, schlechter Sanitäranlagen und Nahrungsmangel.
Viele Familien können Stifte, Bücher und Schuluniformen nicht mehr bezahlen. Zudem ist es für Kinder oft schwerer geworden, zur Schule zu kommen, weil öffentliche Busse nicht mehr fahren. "Ich habe mich sehr angestrengt, um meinem Sohn den Schulbesuch zu ermöglichen", sagte Omaira Bracho, 50, aus der Stadt Punto Fijo. Es sei hart gewesen, genug Geld für die Ausstattung wie Schuhe und Uniform aufzubringen.
Präsident Nicolás Maduro stellte die Lage in einer Fernsehansprache am Montag anders dar. Das Schuljahr habe gut begonnen, sagte er. "Ich will, dass Venezuela das beste Bildungssystem der Welt bekommt." Er zeigte Stifte, Hefte und Lineale vor, die an den Schulen verteilt würden.
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Eine Grundschule in Caucagua, Venezuela: Am Montag hat landesweit für mehrere Millionen Schüler der Primarstufe der Unterricht wieder begonnen.
Doch viele Stühle blieben leer. Schulleitungen und Gewerkschafter berichten, dass es für Familien zunehmend schwerer wird, ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Lehrerinnen gehen in Caucagua die Akten ihrer Schüler durch - und notieren, wer fehlt.
In Venezuela haben sich Lebensmittel extrem verteuert. Auch die schulische Ausstattung wie Bücher, Stifte und Schuluniform ist für viele Eltern unbezahlbar geworden.
Das Land steckt in einer schweren Wirtschaftskrise, Hunderttausende Menschen sind geflohen oder leiden unter Arbeitslosigkeit, Hunger und der schlechten medizinischen Versorgung.
"Willkommen zum Unterricht", steht an der Wand eines Klassenzimmers in Caucagua. Doch die Kinder, für die das Poster gedacht war, sind nicht erschienen.
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