Amsterdam - Laura Dekker wollte partout allein rund um den Globus segeln. Doch niederländische Familienrichter durchkreuzten ihren Rekordversuch. Frühestens im Sommer 2010 dürfe die erst 14-Jährige in See stechen, entschieden sie. Der Trubel um das Mädchen, dessen Vater es bei dem Vorhaben immer unterstützt und dadurch für großes Aufsehen gesorgt hatte, legte sich.
Doch dann verschwand Laura Dekker: Sie ist offenbar von Zuhause ausgerissen - und nun von der Polizei auf der Karibikinsel St. Maarten entdeckt worden. Das berichteten der niederländische Sender NOS und die Zeitung "De Volkskrant" am Sonntag. Sie beriefen sich auf die Polizei auf St. Maarten und die niederländische Jugendschutzbehörde.
Ob die Schülerin insgeheim zu ihrer verbotenen Solo-Weltumseglung aufbrechen wollte, ist unklar. Dagegen spricht jedoch, dass ihr Segelboot "Guppy" nach ihrem Verschwinden weiter im Jachthafen lag.
Die Polizei in Utrecht hatte zuvor mitgeteilt, dass die Eltern des Mädchens ihr Kind vermisst gemeldet hätten. Die Polizei bat um internationale Hilfe bei der Suche nach Dekker, ging nach eigenen Angaben aber nicht von einem Verbrechen aus.
Niederländische Zeitungen hatten berichtet, dass die 14-Jährige am Donnerstag 3500 Euro von ihrem Konto abgehoben habe und danach nicht mehr zu ihrem Vater zurückgekehrt sei, bei dem sie bislang wohnte. Ihr Verhalten habe mit dem vom Gericht verhängten Verbot zu tun, heißt es. Laura sei seelisch in eine "negative Spirale" geraten, erklärte jetzt ein Familiensprecher. "Sie hatte das Gefühl, dass alle gegen sie waren. Was immer wir sagten, sie glaubte nicht daran, dass man ihr die Weltumseglung doch noch erlauben würde." Ihr Verschwinden sei für die Familie dennoch völlig überraschend, versicherte der Sprecher. "Das sieht nach einer Ein- oder Zwei-Personen-Aktion aus."
Laura Dekker wollte bereits als 13-Jährige allein die Welt umsegeln, wurde jedoch vom Gericht in Utrecht daran gehindert. Zugleich wurde sie der staatlichen Fürsorge unterstellt, da ihr Vater, selbst ein passionierter Segler, das Vorhaben seiner Tochter uneingeschränkt unterstützte.
Das Familiengericht hatte Ende Oktober angeordnet, dass Laura noch mindestens bis zum 1. Juli unter der Vormundschaft des Amtes für Kinderschutz bleiben muss. Sie durfte aber weiter bei ihrem Vater wohnen, der ihre geplante Weltreise gut hieß. Das Gericht hatte Lauras geschiedenen Eltern ausdrücklich untersagt, das Mädchen in See stechen zu lassen. Als Hauptgrund gab es an, dass ein so schwieriger Solo-Segeltörn derzeit noch "Lauras Gesundheit und ihre geistige Entwicklung gefährden" könne. Die amtliche Vormundschaft soll dafür sorgen, dass genug Zeit ist "zu prüfen, ob die Reise ausreichend vorbereitet ist, und zu überwachen, dass Laura nicht auf unverantwortliche Weise startet".
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Das Mädchen mit "Meersalz im Blut": Die 13-jährige Laura Dekker wollte allein um die Welt segeln. "Ich weiß, was ich tue", sagte sie. Familienrichter sahen es allerdings anders - und entschieden, wenn dann dürfe sie frühestens im Juli 2010 aufbrechen. mehr
Familiengericht in Utrecht: Die Richter äußerten vor allem Bedenken wegen der Risiken auf hoher See und befürchten, so ein langer und gefährlicher Törn könnte "Lauras Gesundheit und ihre geistige Entwicklung gefährden".
Laura mit ihrem Vater Dick Dekker (l.) und ihrem Anwalt: Die 14-Jährige selbst ist fest davon überzeugt, dass sie die Weltumseglung meistern kann, ihr Vater ebenfalls. Die Mutter allerdings hält nichts von dem Abenteuer.
Die 14-jährige Holländerin (mit ihrem Vater, l., und ihrem Anwalt) durfte nicht starten. Sollte das Gericht im Juli 2010 zustimmen, könnte sie immer noch die jüngste Solo-Weltumseglerin werden.
Ihr Plan sorgte nicht nur in den Niederlanden, sondern auch weltweit für Aufsehen. Offenbar haben TV-Sender hohe Summen geboten, um die Tour streckenweise als Reality-Show live übertragen zu dürfen. Nun sorgte die Schülerin mit ihrem Verschwinden für Schlagzeilen - wenige Tage später wurde sie in der Karibik gefunden.
Großer Traum: Schon mit sechs Jahren steuerte Laura Dekker, heute 14, eine Jolle, als Zehnjährige segelte sie auf dem offenen Meer.
Ein Schiff wird kommen: Die Yacht "Guppy", mit der Laura starten wollte, war bereits im Frühherbst für den Start vorbereitet - doch dazu sollte es nach dem Einschreiten holländischer Behörden vorerst nicht kommen.
In den Niederlanden sorgte der Plan für große Schlagzeilen. Vor allem weil eine Weltumseglung gefährlich ist, wird in der alten Seefahrernation heftig debattiert. Die Schulbehörde bremste Laura aus anderen Gründen: Zwei Jahre soll der Segeltörn dauern - aber in den Niederlanden gilt die Schulpflicht. Lehrerkontakt und Hausaufgaben via Internet überzeugten das Familiengericht nicht.