Massendemo gegen US-Waffenlobby "Wie damals beim Vietnamkrieg"
TIME's new cover: The school shooting generation has had enough https://t.co/4YI173gqTx pic.twitter.com/7yFEXuVjyb
— TIME (@TIME) March 22, 2018
Sie sind 17, sie haben einen Amoklauf an ihrer Schule überlebt. Und sie organisieren gerade ein politisches Event, wie es Amerika seit Jahren, vielleicht seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. Kein Wunder, dass das "Time"-Magazin die Teenager Jaclyn Corin, Alex Wind, Emma González, Cameron Kasky und David Hogg diese Woche auf seine Titelseite genommen hat. Zu ihrem "March for Our Lives", einer Demonstration, die an diesem Samstag in Washington stattfindet, erwarten Beobachter nach Informationen der Nachrichtenagentur AP eine Million Teilnehmer.
Das Magazin spricht in seinem Artikel von der "Generation School Shooting", die genug davon hat, dass in Amerika alle paar Monate jemand in eine Schule geht, um dort mit Sperrfeuer Dutzende Menschen zu töten. Die fünf Gesichter auf der Titelseite sind inzwischen weit über Amerika hinaus bekannt, weil sie sich so offen mit der US-Waffenlobby anlegen. Nachdem am 14. Februar ihre Schule in Parkland, Florida, von einem Massenmörder heimgesucht wurde, waren sie es, die am lautesten strengere Waffengesetze forderten.
Damit rütteln sie am Selbstverständnis vieler Amerikaner, für die das Tragen einer Schusswaffe zu den Grundfreiheiten jedes US-Bürgers zählt. Schon viele Politiker haben sich erfolglos an schärferen Gesetzen versucht, zuletzt auch Barack Obama in seiner Zeit als US-Präsident.
Kundgebungen in Deutschland
Doch die Eigendynamik, die der "March for Our Lives" entwickelt, gibt den 17-Jährigen die Hoffnung, dass es dieses Mal etwas werden könnte - obwohl mit Donald Trump ein Präsident regiert, der selbst für die Verhältnisse der republikanischen Partei besonders waffenfreundlich ist.
So wird es nicht bei der geschätzten Million Teilnehmer in der Hauptstadt bleiben. Rund 830 Schwesterveranstaltungen verzeichnet derzeit die Internetseite für den March , Demonstrationen in den gesamten USA, aber auch weltweit. Darunter London, Paris, Straßburg. In Deutschland gibt es Meldungen aus Hamburg, München, Berlin, Bonn, Frankfurt am Main, Wiesbaden und Friedrichshafen.
Für die Hauptkundgebung in Washington machen sich viele Prominente stark, darunter der TV-Moderator Jimmy Fallon. Die Proteste seien dazu da, der Regierung zusammen mit den Jugendlichen laut und klar zu sagen, dass man Veränderungen beim Waffenrecht fordere: "Unsere Zukunft spricht, und wir sollten zuhören."

"March for Our Lives": Promis protestieren gegen Waffengewalt
Auch Komikerin Amy Schumer will dabei sein, Regisseur Michael Moore, der mit dem Protest "die Waffenlobby NRA und alle ihre gekauften Politiker zur Strecke bringen" will, die Sängerinnen Miley Cyrus und Ariana Grande sowie George und Amal Clooney. Das prominente Ehepaar hat für die Aktion angekündigt, 500.000 Dollar zu spenden.
Vier Millionen Dollar eingesammelt
Insgesamt vier Millionen Dollar haben die Organisatoren inzwischen eingesammelt, hauptsächlich über Kleinspenden. Viele Amerikaner unterstützen die Aktionen, indem sie Leuchtreklamen zur Verfügung stellen, Stühle an Kundgebungsplätzen oder eine der 2000 öffentlichen Toiletten, die in Washington eingeplant sind.
Professionelle Hilfe bekommen die 17-Jährigen der Parkland-Schule von anderen Interessengruppen, darunter Women's March und Everytown for Gun Safety. Allerdings sind sie bedacht darauf, sich nicht von anderen vereinnahmen zu lassen. Bereits jetzt werfen ihnen viele Republikaner und NRA-Unterstützer vor, Marionetten der Linken zu sein. Verschwörungstheoretiker behaupten gar, dass es sich bei den bisherigen Demonstrationen großenteils um bezahlte Schauspieler handele.
Alex Wind, einer der Überlebenden aus Parkland, betont, worum es ihm wirklich geht: "Wir Schüler sind es einfach satt, dass Massenmord und Code-Red-Übungen an den Schulen inzwischen als Normalität gesehen werden, mit der wir leben sollen." Und Winter Minisee, eine 17-jährige Schülerin, die sich in New York gegen die Waffenlobby engagiert, sagt: "Entscheidende Veränderungen in der US-Geschichte sind von der Jugend herbeigeführt worden, zum Beispiel die Bürgerrechtsbewegung oder die Opposition zum Vietnamkrieg."