Ethnien Weiße Schüler an US-Schulen erstmals in der Minderheit

Schulkinder in Virginia, USA: Die neue Zusammensetzung bringt Probleme mit sich - und Chancen
Foto: CorbisDie Zusammensetzung der Schülerschaft in den USA wandelt sich. Weiße Schüler sind zu Beginn des neuen Schuljahres im Herbst erstmals in der Minderheit. Nur noch 49,8 Prozent aller Schüler an öffentlichen Schulen gehören der amerikanischen weißen Ethnie an, wie eine Erhebung des National Center for Education Statistics im Auftrag der US-Regierung ergeben hat.
Zwar stellen Weiße weiterhin die größte gesellschaftliche Gruppe an den Schulen im Land. Doch zusammengenommen sind die Minderheiten in der Mehrheit - zusammen stellen sie 50,2 Prozent. Ein Viertel von ihnen stammt aus Lateinamerika, 15 Prozent sind Afroamerikaner, weitere fünf Prozent kommen aus Asien oder von den Pazifischen Inseln.
Schülerschaft spiegelt die Demografie der Zukunft
Der Wandel in der Demografie an Schulen spiegelt die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft wider. Das für die Volkszählung in den USA zuständige Census Bureau prognostiziert, dass die ethnischen Minderheiten die weiße Bevölkerung in den USA 2043 zahlenmäßig übersteigen werden.
Die verschiedenen Gruppen wachsen dabei unterschiedlich stark: Während ein starker Zuwachs bei Schülern hispanischer Herkunft zu verzeichnen ist, sinken die Geburtenzahlen von Schwarzen, Weißen und Asiatisch-Stämmigen in den USA.

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Die veränderte Zusammensetzung der Bevölkerung erfordert auch einen neuen Umgang mit sensiblen Themen: Einwanderung, Armut und soziale Ungleichheit. Denn: Mehr Diversität bedeutet in den USA auch, dass die Gesellschaft ärmer wird. Laut "Huffington Post" lebt ein Viertel aller Latinos und Afroamerikaner in den USA unterhalb der Armutsgrenze von 24.000 US-Dollar (umgerechnet etwa 18.000 Euro) im Jahr.
Und die Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen machen sich bereits im Kindergartenalter bemerkbar: Schwarze und hispanische Kinder sowie Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner verfügen beim Eintritt in den Kindergarten über ein durchschnittlich geringeres Vorwissen als weiße und asiatisch-stämmige Kinder. Dieser Rückstand zieht sich häufig durch die gesamte Schullaufbahn: Sie schneiden in standardisierten Tests schlechter ab und haben dadurch schlechtere Möglichkeiten, höhere Klassen oder Abschlüsse zu erreichen.
Diesen Zustand hält Erziehungsminister Arne Duncan für nicht hinnehmbar und ruft zu mehr Solidarität auf: "Wir können nicht sagen, dass es die Kinder anderer Leute sind. Es sind unsere Kinder."
Schulkantinen sollen alle Geschmäcker treffen
Doch nicht immer ist die Arbeit der Behörden notwendig, um die Diversität der Schülerschaft abzufedern. Manche weiße Eltern suchten bewusst nach einer Schule in ihrem Wohngebiet mit einer heterogenen Schülerschaft, weiß Barry Tomasetti, Leiter des Schulbezirks Kennett im US-Staat Pennsylvania. "Sie haben erkannt, dass auch die Welt da draußen nicht homogen ist", sagt er.
Kennet liegt an der Ostküste, 60 Kilometer westlich von Philadelphia, und ist nur ein Beispiel dafür, wie Schulen in den USA der veränderten Zusammensetzung ihrer Schülerschaft begegnen. Tomasetti erklärt: "Wir mögen unsere Diversität."
Mit neuen Konzepten will er Spannungen zwischen den Schülern abbauen. Weil das gemeinsame Lernen nicht immer reibungslos verläuft, mobilisierte Tomasetti Gelder für englische Sprachkurse. Um alle Kinder in den Schulalltag zu integrieren und ihnen ein gleichberechtigtes Fortkommen zu ermöglichen, gibt es in Kennett in den Sommerferien Kurse in Mathematik und Englisch für die Schüler. Bei Elternabenden vermitteln Übersetzer zwischen Eltern und Lehrern. Und die Kantinen der Schulen im Bezirk bemühen sich um einen ausgewogenen Speiseplan, der den Geschmack aller Schüler trifft.
Tomasettis Ziel: "Wir erwarten, dass alle Kinder Erfolg haben."
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Textes wurden falsch übersetzte beziehungsweise missverständliche Begriffe benutzt. Wir haben den Text korrigiert und bitten um Entschuldigung.