Besser, aber lange nicht gut genug - so lautet das Zwischenergebnis zu den bildungspolitischen Zielen in der Europäischen Union (EU), den die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel vorstellte.
Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich demnach in fast allen Bereichen verbessert, von der frühkindlichen Bildung in Vorschulen bis zur Hochschulbildung. Allerdings bleiben die Mehrheit der EU-Länder und somit auch die EU im Durchschnitt hinter den meisten für 2010 gesteckten Etappenzielen zurück.
Die EU-Länder verfehlten die selbst gesetzte Zielmarke bei der in den Pisa-Studien ermittelten Lesekompetenz ebenso, wie bei der der Abiturquote und, besonders deutlich, bei der Quote der Schulabbrecher. Im Durchschnitt verlässt demnach noch immer jeder siebte Jugendliche in der EU die Schule ohne Abschluss. Schlusslichter sind Malta und Portugal, wo rund jeder Dritte die Schule nicht abschließt.
"Bildungsniveau in Europa erheblich gestiegen"
Deutschland verbesserte sich den Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge zwar vor allem in den Bereichen Hochschulbildung, frühkindliche Bildung und beim Kampf gegen hohe Schulabbrecherzahlen. Bei der Erwachsenenbildung und der Abiturquote stagnieren die deutschen Werte dagegen und liegen unter dem europäischen Durchschnitt (siehe Tabellen). Das gilt auch für den Anteil von Hochschulabsolventen an der Gesamtbevölkerung zwischen 30 und 34 Jahren.
In dem Bericht vergleicht die Kommission die Fortschritte der 27 Mitgliedsstaaten im Hinblick auf die EU-Bildungsvorgaben. Außerdem werden die Zahlen mit denen aus der Türkei, Norwegen, Liechtenstein, Island, Kroatien und Mazedonien verglichen. Auf EU-Ebene sei nur eines der für das vergangene Jahr gesteckten fünf Zielmarken erreicht worden, sagte die griechische EU-Bildungskomissarin Androulla Vassiliou bei der Vorstellung des Berichts.
Die Kommissarin zeigte sich einerseits zufrieden, weil "das Bildungsniveau in Europa erheblich gestiegen" sei und mehr junge Menschen als vor zehn Jahren die Sekundarstufe und anschließend eine Hochschulausbildung abschlössen.
Das größte Problem bleibe im europäischen Raum aber der Schulabbruch: der Einer von sieben Jugendlichen verlässt die Schule ohne Abschluss. Mit Verweis auf die Pisa-Studien bemängelte Vassiliou auch, dass jeder fünfte Schüler mit 15 Jahren noch immer nicht gut lesen könne. Darum blieben die allgemeine und die berufliche Bildung europäische Kernziele bis zum Jahr 2020.
Vassiliou forderte die Mitgliedsstaaten auf, in den Bildungshaushalten trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation nicht zu kürzen. Bildungsausgaben seien "eine gute Investition in Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum", die sich langfristig auszahlten.
Die ehrgeizigen Ziele der EU-Bildungsminister bis zum Ende des Jahrzehnts lauten…
- … die Schulabbrecherquote unter 10 Prozent zu drücken und damit die Zahl der Schulabrecher in der EU um 1,7 Millionen zu senken (aktuell 14,4 Prozent),
- … die Hochschulabschlussquote der 30- bis 34-Jährigen auf mindestens 40 Prozent zu steigern; (aktuelle 32 Prozent),
- … frühkindliche Bildung für 95 Prozent der Kinder zwischen vier Jahren und Beginn des Pflichtschulalters zu gewährleisten (aktuell 92,3 Prozent),
- … den Anteils der 15-Jährigen mit unzureichenden Fähigkeiten beim Lesen, sowie in Mathe und in den Naturwissenschaften, auf weniger als 15 Prozent zu drücken (aktueller Wert für Lesekompetenz: 20 Prozent)
- …und die Teilnahme von mindestens 15 Prozent der Erwachsenen zwischen 25 und 64 Jahre am lebenslangen Lernen zu erreichen (aktuell 9,3 Prozent).
Einziges erreichtes Etappenziel der EU ist bislang die Quote der Studenten in mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen, den sogenannten Mint-Fächern zu steigern. Mit einem Zuwachs von 37,2 Prozent liegt das Wachstum in dieser Fächergruppe zwischen 2000 und 2008 um mehr als das doppelte über dem angestrebten 15-Prozent-Ziel. Besonders in Deutschland stieg die Neigung zu technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen rasant und verdoppelte sich im Lauf des vergangenen Jahrzehnts.
Lesen Sie in den folgenden Tabellen, wo Deutschland bei der Bildung im Vergleich zu seine Nachbarn steht - von der Vorschulbildung bis zum lebenslangen Lernen.
Vorschule: Deutschland überdurchschnittlich