Sekte "Zwölf Stämme" Prügelnde Lehrerin zu zwei Jahren Haft verurteilt

Marina P. (rechts) zusammen mit ihrem Anwalt Alexander Knief vor dem Landgericht Augsburg
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpaEine Lehrerin der Sekte "Zwölf Stämme" ist zu zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden, weil sie regelmäßig ihre Schüler verprügelt hat. Gegen die 56-Jährige wurde direkt Haftbefehl erlassen, sie wurde noch im Gerichtssaal festgenommen. Der Vorsitzende Richter des Landgerichts Augsburg begründete dies mit Fluchtgefahr.
In der ersten Instanz war die prügelnde Lehrerin vom Amtsgericht bereits zu zweieinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt worden. Dieses Urteil schwächte das Landgericht jetzt leicht ab. Dennoch muss damit erstmals ein Mitglied der Sekte wegen der Züchtigung von Kindern ins Gefängnis.
Die Frau hatte im Prozess zugegeben, dass sie als Lehrerin der sekteneigenen Schule ihre Schüler verprügelt hatte. Die Jugendschutzkammer sprach sie deshalb unter anderem der gefährlichen Körperverletzung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen schuldig.

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Im September 2013 hatte die Polizei wegen der Prügelvorwürfe rund 40 Kinder aus den Gemeinschaften der Sekte im schwäbischen Klosterzimmern bei Deiningen und im mittelfränkischen Wörnitz geholt und in Heimen sowie Pflegefamilien untergebracht.
Im Laufe der Jahre ist die Sekte immer wieder mit deutschen Behörden und Gesetzen in Konflikt geraten. Dabei ging es um Vorwürfe der systematischen Kindesmisshandlung; außerdem weigerten sich die Sektenmitglieder immer wieder, ihre Kinder in öffentliche Schulen zu schicken.
Vor einiger Zeit hatte die Gemeinschaft deshalb angekündigt, Deutschland zu verlassen und sich in Tschechien und anderen europäischen Nachbarländern niederzulassen.

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