Mathe-Genie 24-Jähriger wird Deutschlands jüngster Professor

Eine Habilitation war schon nicht mehr nötig: Aufgrund seiner außergewöhnlichen akademischen Leistungen wurde Peter Scholze mit nur 24 Jahren zum jüngsten Mathematikprofessor Deutschlands berufen. Nach Stationen in Paris und Harvard lehrt der Algebra-Crack nun in Bonn.
Prof. Dr. Peter Scholze: Noch Fragen?

Prof. Dr. Peter Scholze: Noch Fragen?

Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Wenn man ihn so anschaut, auf der Suche nach Spuren der Genialität, könnte hinter dem offenen Lächeln und den braunen Locken auch ein langjähriger Soziologiestudent stecken. Oder einer, der gerade viele Länder bereist hat und definitiv mehr Zeit mit Kumpels verbringt als in der Bibliothek. Aber Peter Scholze ist 24 Jahre alt und wohl der jüngste Professor mit einem Lehrstuhl in Deutschland.

In diesem Wintersemester tritt das Mathematik-Genie eine W3-Professur, das ist die höchste Besoldungsstufe, an der Universität Bonn an. Stolz berichtet die Uni, der gebürtige Berliner gehöre trotz seines jungen Alters schon zu den brillantesten Vertretern seines Fachs weltweit. Scholze ist Experte auf dem Gebiet der arithmetisch-algebraischen Geometrie und übernimmt nun eine von fünf Hausdorff-Professuren, benannt nach dem Mathematiker Felix Hausdorff, des Bonner Exzellenzclusters für Mathematik. Nach Angaben der Hochschule hatten mehrere Universitäten um das Ausnahmetalent gebuhlt.

Der junge Elite-Forscher hat bereits auf der Überholspur studiert: Nachdem er bereits bei internationalen Mathematik-Olympiaden dreimal Gold und einmal Silber gewonnen hatte, kam Scholze 2007 zum Mathematikstudium nach Bonn. Dort absolvierte er seinen Bachelor in nur drei Semestern, für den Master brauchte er gerade mal zwei. Anfang des Jahres legte er bei dem Mathematiker Michael Rapoport in Bonn seine Promotion ab. Zudem verbrachte der junge Wissenschaftler mehrere Monate an internationalen Zentren der Mathematik, darunter in Paris und Harvard.

Eine Habilitation war nicht mehr nötig

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Akademische Überflieger: So jung - und schon Professor?

Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Seit 2011 ist er außerdem Research Fellow des Clay Mathematical Institute, einer internationalen Stiftung mit Sitz in Cambridge (USA) und Oxford. Das fünfjährige Stipendium gilt als eine der renommiertesten Auszeichnungen für junge Mathematiker. Es ermöglicht, Forschungsvorhaben an einem beliebigen Ort der Welt zu verfolgen. Selbstredend publizierte Scholze zudem bereits in den renommiertesten internationalen Zeitschriften.

Eine Habilitation musste er wegen seiner überdurchschnittlichen Leistungen nicht extra ablegen. "Ich freue mich schon auf die Arbeit in Bonn, das ich im Studium kennen und schätzen gelernt habe", sagt Scholze. Mit seiner Ernennung stößt er nun sogar Ostap Okhrin vom Thron, der im Jahr 2008 im Alter von 24 Juniorprofessor der Mathematik und damals Deutschlands jüngster Professor wurde. Während ein Juniorprofessor nämlich einen befristeten Vertrag bekommt und damit noch auf dem Weg zu einer richtigen Professur ist, hat ein W3-Professor wie Scholze bereits zumeist einen eigenen Lehrstuhl und Mitarbeiter.

Auch wenn er es eilig hat, so schnell zieht es Scholze nun doch nicht an den Rhein: Weil er derzeit noch das amerikanische Clay-Fellowship-Programm genießt, hat ihn die Universität noch für einige Zeit beurlaubt. Im Sommersemester 2013 soll er die erste Lehrveranstaltung anbieten, und wird dann auch Studenten und Prüflingen gegenübersitzen, die schon die Schulbank gedrückt haben, als Scholze noch im Sandkasten spielte.

lgr/dpa/dapd
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