Wir finanzieren dir das Medizinstudium, danach kommst du zu uns in die Provinz: Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt vergibt Stipendien gegen den Ärztemangel. Eingerichtet werden die neuen Studienplätze an einer Privatuni.
Medizinstudenten (Archivbild): Selbstverpflichtung zur späteren Arbeit in der Provinz
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Ungewöhnliche Nachwuchsförderung im Mangelfach: Weil ein Drittel der Allgemeinmediziner in den kommenden Jahren in den Ruhestand geht, finanziert die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt ab kommendem Jahr neue Medizinstudienplätze. Der Zusammenschluss der Kassenärzte will damit künftige Hausärzte für eine Arbeit in Sachsen-Anhalt gewinnen.
Die KV übernimmt sämtliche Studienkosten an der Privatuniversität Witten-Herdecke, also die Studiengebühren und die Kosten der Hochschule. "Im Gegenzug verpflichten sich die Studenten, künftig bei uns in Regionen mit Hausärztemangel zu praktizieren", sagte der Vorstandsvorsitzende der KV, Burkhard John, am Freitag bei der Vorstellung des Programms.
Auswirkungen erst in zehn Jahren
Ab 2016 würden in jedem Semester zwei Studienplätze finanziert. Kommen die Studenten ihrer Zusage, nach dem Studium zehn Jahre lang in Sachsen-Anhalt zu bleiben, nicht nach, müssen sie das Geld zurückzahlen. John sagte, mit dem neuen Angebot könne der Landärztemangel nicht gestoppt, aber doch zumindest gelindert werden. Tatsächlich wird es wegen der langen Ausbildung noch etwa zehn Jahre dauern, bis sich die neuen Ärzte in Sachsen-Anhalt niederlassen werden.
Die Uni Witten-Herdecke wird dafür die Zahl der Medizinstudienplätze aufstocken. "Auch wenn die Humanmedizin bei uns bereits voll ausgelastet ist, sind wir der Bitte der Kassenärztlichen Vereinigung gern nachgekommen, weil wir mit unserem Modellstudiengang einen - wenn auch kleinen - Beitrag zu der schwierigen Versorgungslage in Sachsen-Anhalt leisten wollen", so Uni-Präsident Martin Butzlaff. Da die KV die Kosten komplett übernehme, werde der Uni-Etat nicht zusätzlich belastet.