Affäre um Doktorarbeit
Plagiatsopfer kritisiert Guttenberg
Aus einem Leitartikel von Klara Obermüller wurde in Karl-Theodor zu Guttenbergs Doktorarbeit abgeschrieben - jetzt kritisiert die Schweizer Journalistin den Ex-Verteidigungsministers scharf: Dessen Versuch, die Aufklärung der Uni Bayreuth zu behindern, sei grotesk und undemokratisch.
Ex-Minister Guttenberg: Auch die Kanzlerin drängt zur Aufklärung
Foto: dapd
Frankfurt am Main -
Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) will die Veröffentlichung des Prüfberichts der Universität Bayreuth zu seiner Doktorarbeit juristisch verhindern. Die Kritik an seinem Verhalten wird nun immer lauter: "Was Guttenberg macht, ist grotesk", sagte die Schweizer Journalistin Klara Obermüller der "Frankfurter Rundschau". Er habe ein sehr eigenartiges Krisenmanagement und mache einfach alles falsch. Verklagen wolle sie Guttenberg derzeit zwar nicht. "Aber ich bin absolut der Meinung, dass er die Universität den Bericht veröffentlichen lassen muss."
Guttenbergs Versuch, die Veröffentlichung zu verhindern "riecht mir stark nach Sonderrecht", sagte Obermüller. "Das gefällt mir nicht, es ist sehr undemokratisch." In seiner Doktorarbeit hatte Guttenberg unter anderem auch einen halben Leitarktikel der Journalistin Obermüller über insgesamt 86 Zeilen lang abgeschrieben, ohne die Quelle ein einziges Mal zu nennen.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drängt
zur Aufklärung durch den ehemaligen Verteidigungsminister. Dieser habe volle Unterstützung zugesagt, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. "Die Bundeskanzlerin erwartet, dass das gilt." Merkel gehe davon aus, dass Aufklärung stattfindet - in welcher Form, das sei Sache der Universität Bayreuth.
Führende Vertreter der Wissenschaft forderten die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts. "Wer in der Öffentlichkeit Ruhm erfahren hat, muss damit umgehen, dass auch sein Fehlverhalten öffentlich wird", sagte Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbands, SPIEGEL ONLINE. Guttenberg müsse sich bewusst sein, dass er seine eigene Universität brüskiere, wenn er gegen die Veröffentlichung vorgeht. "Die Universität muss eine Möglichkeit erhalten, öffentlich darzustellen, wie sie mit diesem Fall umgeht."
Auch Margret Wintermantel, Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, sprach sich für die Veröffentlichung aus. "Die Universität Bayreuth sieht sich zu Recht verpflichtet, nachvollziehbar darzulegen, dass und wie sie mit großer Gewissenhaftigkeit in diesem Fall aufklärt", sagte sie SPIEGEL ONLINE.
Guttenberg will verhindern, dass der Untersuchungsbericht der Universität Bayreuth veröffentlicht wird, seine Anwälte argumentieren
mit dem Persönlichkeitsrecht ihres Mandanten. Die Universität setzt dem entgegen, dass die Menschen eine umfassende Information über die Untersuchung erwarten könnten. Sie will die Untersuchung notfalls auch gegen den Willen von Guttenberg veröffentlichen.
Die Prüfungskommission der Uni Bayreuth, die die
Plagiatsvorwürfe intern untersucht, kam offensichtlich zu der Einschätzung, dass der Ex-Minister bei seiner Dissertation bewusst getäuscht haben müsse. Noch ist der Bericht aber nicht veröffentlicht.