Akademiker im Glück Absolventen gelingt Traumstart in den Job

Studium - und dann? Absolventen können mit dem Start ins Berufsleben zufrieden sein
Foto: ddpDie Arbeitslosenquote ist noch niedriger, die Bezahlung noch besser - dementsprechend glücklich sind die jungen Akademiker: Hochschulabsolventen sind zuletzt sehr erfolgreich ins Berufsleben gestartet, das ergab eine Studie des Instituts für Hochschulforschung (HIS). (Studie als pfd) "Damit fällt der Berufsstart im Vergleich zum vier Jahre zuvor befragten Jahrgang 2005 noch besser aus", sagte Projektleiter Kolja Briedis.
Seit 1989 untersucht HIS alle vier Jahre die Situation von Akademikern nach dem Abschluss. Für die aktuelle Studie befragten sie bundesweit mehr als 10.000 Absolventen des Prüfungsjahrgangs 2009 ein Jahr nach dem Examen. Sie wollten unter anderem wissen, wie das Studium rückblickend verlaufen ist, ob sie im Ausland waren, sich weiter qualifiziert haben, und wie schnell sie einen Job gefunden haben. Darunter waren sowohl Absolventen von Unis als auch von Fachhochschulen, sowohl Absolventen mit traditionellen als auch mit Bachelor- und Master-Abschlüssen.
Das besondere daran: Da die Bologna-Reform an den Hochschulen weitgehend umgesetzt ist, lassen sich repräsentativ die Absolventen alter und neuer Studiengänge vergleichen. Wobei auch bei dieser Studie wieder Absolventen mit Staatsexamen, Diplom-, Magister-, kirchlichem oder künstlerischem Abschluss überwiegen.
Bachelor-Studenten nicht mobiler
Insgesamt bewerten die Absolventen ihr Studium positiver als bisher befragte Jahrgänge. "Somit ist eine Steigerung der Studienqualität zu verzeichnen", schreiben die Autoren der Studie. Das gilt auch für Bachelor-Studenten: Trotz der stark vorgegebenen Strukturen sehen zwei Drittel ihr Studium als gut gegliedert an.
Auch mit ihren Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie sich im Studium angeeignet haben, sind sie überwiegend zufrieden. Nach eigener Einschätzung verfügen etwa 77 Prozent der Absolventen über ein hohes Maß an Methodenkompetenz und zwei Drittel über (sehr) gut ausgeprägte Selbstorganisationsfähigkeiten. Während sich in diesen Kategorien die Absolventen besser bewerten als in den Vorjahren, haben sich die Wirtschafts-, Fremdsprachen- und EDV-Kenntnisse nicht gesteigert.
Interessanterweise besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen Bachelor-Absolventen und den Absolventen traditioneller Abschlüsse. "Angesichts der kürzeren durchschnittlichen Studiendauern und der Fokussierung auf den Erwerb eines breiten Grundlagenwissens sind die Einschätzungen der Bachelor-Absolvent(inn)en ein positives Indiz für den Reformprozess an deutschen Hochschulen", schreiben die Autoren der Studie.
Eines scheint aber bislang nicht gelungen zu sein: Bachelor-Absolventen sind nicht mobiler geworden - dabei war das ein zentrales Ziel der Reform. 38 Prozent der Uni-Studenten und 32 Prozent der FH-Studenten in traditionellen Studiengängen gingen während des Studiums ins Ausland, aber nur 29 Prozent der Bachelor-Studenten.
Kein Mangel an Masterstudienplätzen
Ein weiteres Ziel der Reform: Studenten sollten früher ins Berufsleben starten. Aber auch das wurde bisher eher nicht erreicht: Denn ein Großteil der Bachelor-Absolventen (66 Prozent FH und 85 Prozent Uni) plant nach dem ersten Abschluss ein weiteres Studium - meist wollen sie noch ihren Master machen. Die meisten Absolventen (80 bis 90 Prozent) wollen so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigern.
FH-Studenten in traditionellen Studiengängen hingegen streben meist keine weiteren akademischen Qualifikationen an, von ihren Kommilitonen an der Uni will ein gutes Drittel noch promovieren.
Von einem Master-Desaster kann aber keine Rede sein: Denn fast alle Bachelor-Absolventen (89 Prozent FH und 91 Prozent Uni) konnten den Master an ihrer Wunschhochschule und fast alle in ihrem Wunschfach (94 Prozent FH, 96 Prozent Uni) aufnehmen. "Hinweise auf einen generellen Mangel an Master-Studienplätzen für den Bachelor-Absolventenjahrgang 2009 gibt es demzufolge nicht", heißt es in der Studie.
Gute Bezahlung, kaum Arbeitslose
Die Absolventen des aktuell befragten Jahrgangs haben noch schneller einen Job gefunden als die der Jahrgänge zuvor. "Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Berufseinmündung sind demnach nicht zu erkennen", schreiben die Autoren.
Nach einem Jahr sind 80 Prozent der Fachhochschul- und 60 Prozent der Universitätsabgänger im Beruf; 60 Prozent der FH- und 37 Prozent der Uni-Absolventen in traditionellen Studiengängen sind sogar unbefristet und Vollzeit beschäftigt. Bei Bachelor-Absolventen liegt die Zahl etwas niedriger: 49 Prozent der FH- und 30 Prozent der Uni-Absolventen haben eine unbefristete Vollzeitstelle. Damit hat sich der Trend zu befristeten Arbeitsverträgen bei diesem Jahrgang nicht fortgesetzt. Absolventen arbeiten auch fast nie in Übergangsjobs oder Praktika.
Sechs von zehn Absolventen sehen sich im Hinblick auf die berufliche Position als auch in fachlicher Hinsicht angemessen beschäftigt. Bachelor-Studenten sind hingegen nicht ganz so zufrieden: 49 Prozent der erwerbstätigen FH- und 31 Prozent der Uni-Bachelors üben eine adäquate Beschäftigung aus. "Die beruflichen Einsatzmöglichkeiten für Bachelors befinden sich dagegen zum Teil noch in der Entwicklung", so interpretieren die Autoren das Ergebnis.
Nur vier Prozent der Hochschulabsolventen sind ein Jahr nach ihrem Abschluss arbeitslos, bei den Bachelor-Absolventen sind es sogar noch weniger: nur drei (FH) und zwei (Uni) Prozent. Entsprechend zuversichtlich zeigen sie sich: Rund 70 Prozent aller befragten Absolventen bewerten ihre berufliche Zukunftsperspektive mit "gut" - so viele wie in keinem befragten Jahrgang zuvor.
Auch das Brutto-Jahreseinkommen hat sich positiv entwickelt, denn es ist im Vergleich zur letzten Befragung deutlich gestiegen: FH-Absolventen mit traditionellen Abschlüssen verdienen in einer Vollzeitstelle rund 36.450 Euro und Uni-Absolventen 36.750 Euro. Wobei sie Einstiegsgehälter je nach Fach nach wie vor deutlich variieren: So verdienen Absolventen der Humanmedizin (48.900 Euro) doppelt so viel wie diejenigen mit Magisterabschluss (25.150 Euro). Das Gehalt von Bachelor-Absolventen liegt zehn bzw. 26 Prozent darunter: Mit einem FH-Abschluss verdienen sie 32.700 Euro, mit einem Uni-Abschluss 27.100 Euro.
Die grundsätzliche Zufriedenheit der Absolventen drückt sich noch einmal deutlich in der letzten Frage aus: Fast alle würden noch einmal studieren. Ob sie das gleiche Fach noch mal studieren würden, hängt davon ab, wie schnell sie einen Job gefunden haben.
Allerdings zeigt sich auch hier, dass die Bologna-Reform anscheinend noch reformbedürftig ist: Denn nur etwa 60 Prozent der Bachelor-Studenten würden sich noch einmal für diesen reformierten Studiengang einschreiben. Bei den traditionellen Studiengängen sieht die Akzeptanz anders aus: Rund 80 Prozent dieser Absolventen würden sich noch einmal für den Abschluss entscheiden.