Alkohol-Exzesse Wie US-Studenten sich um den Verstand saufen
Skurrile Trinksitten gibt es an Universitäten fast überall in der Welt. Die Jungakademiker an ehrwürdigen britischen Nobel-Hochschulen wie in Oxford und Cambridge etwa liefern sich regelrechte Wettkämpfe beim Bierkonsum; auch bei der "bizutage" als Einführungsritual für französische Uni-Neulinge fließt reichlich Alkohol.
An den amerikanischen Hochschulen indes geht es noch etwas heftiger zu: 44 Prozent der 12 Millionen amerikanischen Nachwuchsakademiker sind "exzessive Alkohol-Konsumenten". Das zeigt eine Untersuchung, die das National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism an der Universität Harvard in Auftrag gegeben hat. Demnach kommen jährlich rund 1400 US-Studenten im Suff ums Leben. Davon sterben 1100 im Straßenverkehr, die übrigen fallen aus Fenstern, ertrinken oder wachen nach einer durchzechten Nacht einfach nicht mehr auf. Eine halbe Million Hochschüler landet alkoholbedingt im Krankenhaus.
21 Glas Whiskey am 21. Geburtstag
Damit endet die Liste noch längst nicht: Über 600.000 amerikanische Studierende werden jährlich in den USA von betrunkenen Kommilitonen angegriffen, 400.000 haben ungeschützten Sex, 70.000 Studentinnen werden vergewaltigt oder sexuell belästigt - alles nach zu viel Alkohol. Jeder vierte Student sieht einen Zusammenhang zwischen übermäßigen Alkoholgenuss und Problemen am College.
Erschreckende Zahlen - in ihrer aktuellen Ausgabe fragt die "Zeit" nach den Gründen für das Gebecher an den Unis. Experten nennen die laxe Erziehung, aber auch den gleichgültigen Umgang der Colleges mit dem Problem der Saufwut ihrer Studenten. Eine Rolle spielt offenbar auch, dass Alkoholkonsum in den USA erst ab 21 Jahren erlaubt ist. Und dass die gerade volljährigen Studenten deshalb erst recht über die Stränge schlagen.
Die bizarre Freizeitgestaltung bestimmen zu einem erheblichen Teil die Studentenverbindungen (Fraternities) mit. Diese Bruder- und Schwesternschaften sind für einige besondere Trinksitten berühmt-berüchtigt, etwa für das "21 for 21"-Spiel, bei dem die Studenten 21 (in Worten: einundzwanzig) Glas Whiskey an ihrem 21. Geburtstag trinken müssen. Wer nicht mitmacht, gilt als Außenseiter. Das Motto: Saufen, bis der Arzt kommt. Wenn er denn rechtzeitig kommt - bereits in mindestens fünf Bundesstaaten gab es bei diesem merkwürdigen Ritual Todesopfer, wie die "Zeit" berichtet.
"Spring Break": Saufen im Bikini

Spring Break 2002: Tequila als Begrüßungsgetränk
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Spring Break-Party: Schöne Mädchen und betrunkene Jungs
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Spring Break: Nie ohne mindestens einen "Wet T-shirt Contest"
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Spring Break in Cancun: Wenn das die Eltern sehen könnten
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Spring Break: Nach Unmengen Bier braucht Josh, 22, eine Pause am Strand
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Nachtclub in Cancun: Studentin Janelle Kanovich, 22, bei der Tequila-Infusion
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Badevergnügen in Cancun: Zeit zum Relaxen finden nur wenige
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Spring Break 2001: Ohne Bier geht nichts
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Rückzug aufs Zimmer: Aufdonnern für den Abend
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Ihren Höhepunkt finden die Alkoholexzesse alljährlich im März. Dann nämlich findet der so genannte "Spring Break" statt: Die Universitäten der Vereinigten Staaten schließen für eine Woche, und Hunderttausende von Studenten sammeln sich in den Strandorten Floridas und Mexikos zum Party-Marathon. 24 Stunden wird durchgefeiert - und durchgesoffen.
Delirium tremens: Immer im Frühjahr treffen sich US-Studenten zu exzessiven Partys an den Stränden Floridas und Mexikos - klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Am meisten trinken die "Freshmen", die Neulinge an den Colleges, Jungs immer noch mehr als Mädchen, vielleicht um ihre Unsicherheit in der neuen Umgebung zu kompensieren. Zu den größten Trinkern zählen ausgerechnet die Sportler. Zivilisierter dagegen verhalten insbesondere Studenten an religiösen Unis und an Colleges, die vorwiegend von Schwarzen besucht werden.
Warum sich die Amis so gerne ihre Gehirnzellen wegspülen, klärt die Studie jedoch nicht. Aufklärung tut not. Denn "der Schaden, den Studenten sich und anderen durch exzessives Trinken zufügen, übersteigt die Erwartungen der meisten", warnt Ralph W. Hingson, Professor für Sozialforschung in Boston.