Verpasste Prüfungen Studenten sollen Ärzte von Schweigepflicht entbinden

Hörsaal
Foto: Swen Pförtner/ dpaWenn Studenten nicht zu einer Prüfung antreten, weil sie angeblich krank sind, sorgt das bei Profs und deren Mitarbeitern oft für Skepsis. Wird da etwa simuliert? Irgendein Leiden vorgeschoben, obwohl in Wahrheit Unlust oder Disziplinlosigkeit dahintersteckt? Deswegen will es nun auch die Fachhochschule Stralsund etwas genauer wissen. Eine einfache Krankschreibung soll zukünftig nicht mehr ausreichen.
Stattdessen soll der Student seinen Mediziner von der Schweigepflicht entbinden und auf einem Formular genau aufschreiben lassen, unter welcher Krankheit er leidet, welche Symptome er hat und inwiefern sich das auf die Leistung in der Prüfung auswirken könnte.
Die Studenten sind entsetzt, der AStA befürchtet, die Weitergabe der Daten könne langfristig zu Nachteilen führen - etwa wenn sich ein Student an der FH irgendwann als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder studentische Hilfskraft bewerben will.
Auch der Datenschutzbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Dankert, sieht den Vorstoß der Hochschule kritisch: "Was die FH vorhat, geht so nicht. Studenten müssen nicht die komplette Diagnose offenlegen. Das ist viel zu intim."
Mit dem Formular wolle die FH vermutlich diejenigen Studenten herausfiltern, die sich vor Prüfungen drücken und sich unter einem Vorwand krankschreiben lassen möchten. Es sei falsch, alle unter Generalverdacht der Täuschung zu stellen, sagt Dankert. Unklar sei auch, wo solch sensible Daten aufbewahrt würden.
Wegen der Bedenken verhandeln Datenschützer und Uni nun über Alternativen, bis zu einer Einigung liegt der ursprüngliche Plan auf Eis. Ähnliche Vorstöße wie der in Stralsund sind unter anderem aus Jena, Freiburg und Kiel bekannt. Zum Teil kamen die Universitäten sogar damit durch.

Ausgabe 3/2016
Laberbude!
Anpacken statt quatschen: Wie Deutschlands Studenten Politik verstehen
Willst Du das Heft nach Hause bekommen?Abo-Angebote für StundentenDen UNI SPIEGEL gibt es kostenlos an den meisten Hochschulen.UNI SPIEGEL 3/2016: Heft-Download