Bachelor und Master Kein Zutritt zur Meisterklasse?
Ein Erlass aus dem Düsseldorfer Wissenschaftsministerium sorgt seit einigen Tagen für Furore. Nicht jeder Absolvent eines Bachelor-Studiengangs, heißt es in dem Schreiben an die NRW-Hochschulen, könne "aus kapazitativen Gründen" seine Hochschul-Karriere fortsetzen: "Damit werden voraussichtlich mehr als 50 Prozent derjenigen, die ein Bachelorstudium an einer Universität aufgenommen haben, ein Masterstudium absolvieren können". Bei Bachelor-Absolventen von Fachhochschulen könnten "etwa 30 Prozent" weiterstudieren.
NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft (SPD) verteidigt die Pläne: "Unsere Hochschulen sind durch das Grundgesetz und ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts verpflichtet, ausreichende Ressourcen für die Erstausbildung - also zunehmend in Bachelorstudiengängen - zu reservieren." Es handele sich um eine "flexible Regelung". Der Erlass lege ausdrücklich "keine Quote" fest, sondern sei nur ein Orientierungsrahmen für die Hochschulen.
Das sehen die zahlreichen Kritiker ganz anders. Vom linken studentischen Dachverband fzs bis zum konservativen Deutschen Hochschulverband (DHV), der Lobby der Universitätsprofessoren, sind sie sich einig: Die Übergangsquote muss weg. "Jeder Bachelor sollte selber entscheiden können, ob er weiter studieren möchte", sagt Steffi Geyer vom fzs, "solche Prozentzahlen dienen nur der Selektion und Elitenbildung."
"Bildungspolitiker wollen nur sparen"
Hinzu komme, dass der Bachelor als Abschluss in der Wirtschaft noch gar nicht anerkannt sei, so Steffi Geyer. Absolventen eines solchen "Schmalspur-Studiums" müssten deshalb auf jeden Fall die Möglichkeit zur Weiterqualifizierung haben.
"Die Studierenden werden mit einem Schnell- und Billigstudium abgespeist", sagt auch DHV-Präsident Bernhard Kempen im SPIEGEL-ONLINE-Interview: "Wenn wir an den Universitäten nach sechs Semestern Schluss machen müssen und nur für eine auserwählte Schar weniger Studierender noch ein Master-Studium draufsetzen können, dann ist das das Ende." Ziel der Bildungspolitiker sei es, unter dem Deckmantel der Bachelor- und Master-Einführung an den Universitäten weiter zu sparen.
In Nordrhein-Westfalen ist Wahlkampf, da sucht man Munition. Prompt nutzte der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) den Düsseldorfer Erlass, um über die sozialdemokratische "Planwirtschaft" an Rhein und Ruhr zu schimpfen.
Bei seiner schnell verschickten Pressemitteilung hatte der CDU-nahe Studentenverband allerdings übersehen, dass im konservativ regierten Niedersachsen schon im Mai vergangenen Jahres ein Rundbrief des Wissenschaftsministeriums klar stellte: "Die Kapazität für konsekutive Master-Studiengänge soll grundsätzlich auf höchstens 50. v.H. der Bachelor-Absolventenzahl bemessen werden" - ein parteispezifisches Problem ist die Master-Quote offensichtlich nicht.