Schlagabtausch im Bundestag Wanka verteidigt späte Bafög-Erhöhung

Bundesforschungsministerin Wanka (CDU) im Bundestag: "Ihr Pech"
Foto: Tim Brakemeier/ dpaBerlin - Die Bundesregierung verteidigt ihren Plan, das Bafög erst im Herbst 2016 anzuheben. Die Forderung der Grünen nach einer früheren Anhebung sei populistisch, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) im Bundestag und verteidigte in der ersten Lesung des Gesetzes die Koalitionspläne.
Wanka gab den Grünen selbst die Schuld an der späten Erhöhung der Beihilfe für bedürftige Schüler und Studenten. Die Bundesländer hätten sich jahrelang gegen eine Bafög-Novelle gewehrt. "Sie sind mittlerweile in sieben Landesregierungen - ihr Pech", sagte sie in Richtung der Grünen-Fraktion.
Schwarz-Rot plant, dass die Förderbeträge zum Herbst 2016 um sieben Prozent steigen, ebenso die Elternfreibeträge zur Berechnung der Förderung. Zuletzt wurde das Bafög 2010 angepasst. Seitdem stiegen zwar die Preise, das Bafög verharrte auf gleichbleibendem Niveau. So bewirkt die Inflation, dass sich die Empfänger mit jedem Jahr ohne Bafög-Erhöhung weniger von ihrer Unterstützung leisten können.
40.000 Studenten verlieren bis 2016 die Förderung
"Sie, Frau Wanka, verhängen der jungen Generation jetzt zwei weitere Bafög-Nullrunden", antwortete der Grünen-Hochschulexperte Kai Gehring auf Wankas Kritik im Plenum. Aufgrund von Preis- und Inflationsentwicklung seien sieben Prozent zu wenig. Das Bafög müsse um zehn Prozent steigen, schnellstmöglich, findet Gehring. "Angesichts dessen, dass sie die Erhöhung einfach mal so um zwei Jahre aussetzen, scheinen sie die Lebensrealität der Studierenden nicht so richtig vor Augen zu haben", sagte auch die Linken-Abgeordnete Nicole Gohlke.
Die Grünen hatten auf Basis von Zahlen der Bundesregierung berechnet, dass rund 60.000 Schüler und Studenten in den kommenden beiden Jahren aus der Ausbildungsförderung fallen. Grund ist, dass das Lohnniveau steigt, die Elternfreibeträge aber nicht. Weil ihre Eltern nach dieser Rechnung vermeintlich zu viel verdienen, sinkt die Zahl der geförderten Schüler und Studenten. Wanka wies die Zahl zurück. "Sie haben falsch gerechnet", sagte sie.
Auch SPD-Bildungsexperte Oliver Kaczmarek nannte die Zahl übertrieben. Die Grünen hätten sich bei ihrer Berechnung auf die knapp eine Million Bafög-Anträge bezogen. Die richtige Bezugsgröße wären aber die durchschnittliche Zahl der Bafög-Empfänger pro Jahr, nämlich 630.000. Doch auch mit dieser Zahl bleibt die Regierungsantwort für viele Bafög-Empfänger mit Eltern am Rande der Bemessungsgrenze unerfreulich: Nicht 60.000, aber 40.000 Studenten werden bis zum Inkrafttreten der Reform 2016 ihren Anspruch verlieren.
Bereits ab Januar 2015 will der Bund den bisherigen Länder-Anteil an den Bafög-Kosten übernehmen. Die Länder sparen dadurch rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. "Wir werden genau darauf achten, dass diese freiwerdenden Mittel auch tatsächlich in die Bildung investiert werden", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann.