
Brutale Aufnahmerituale in den USA: Folter unter Studenten
Brutale Rituale an US-Unis Studenten wegen Tod eines Trommlers angeklagt
Mit Eiswasser übergossen, mit Urin eingerieben und mit Elektroschocks gequält: Immer wieder müssen Studenten an US-Unis grausame Prüfungen bestehen - meist wenn sie einer Studentenverbindung beitreten wollen. Sie sollen dabei ihre Loyalität beweisen, doch manchmal enden die Rituale in Folter, bei der Studenten sterben. In Florida wurden nun 13 Personen wegen eines solchen demütigen Aufnahmerituals, "hazing" genannt, angeklagt. Sie sollen den Studenten Robert Champion so lange getreten und geschlagen haben, bis er starb.
"Wir können die Teilnahme an Hazing beweisen und einen Tod", sagte der zuständige Staatsanwalt Lawson Lamar am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Es sei aber nicht klar, welcher Schlag oder Tritt tödlich gewesen sei. Deswegen werde niemand wegen Mordes oder Totschlags angeklagt. Die Mutter des Toten, Pam Champion, sagte: "Ich dachte, sie würden ein schärferes Signal senden."
Ihr 26-jähriger Sohn Robert führte als Tambourmajor die Trommler der bekannten Blaskapelle "Marching 100" der Florida A&M Universität. Sie hatte zum Beispiel den Staat Florida bei der Antrittsparade des amerikanischen Präsidenten Barack Obama repräsentiert und beim Super Bowl gespielt.
Sechs Jahre Gefängnis
Robert starb im vergangenen November nach einem Footballspiel in Orlando, bei dem die Band aufgetreten war. Er wurde bewusstlos in einem geparkten Bus gefunden - mit Prellungen an der Brust, an Armen, Schultern und am Rücken, sagte der Staatsanwalt. Wie Champion dorthin kam, wurde nicht bekannt. Er starb an inneren Blutungen. Zeugen sagten, dass er womöglich zusammengeschlagen wurde, weil er die Aufnahmerituale der Band ablehnte, vielleicht auch, weil er schwul war.
Bei einem der Rituale der Blaskapelle müssen Studenten laut der Anklageschrift eine Strecke laufen, während die anderen sie treten und schlagen. Wer hinfällt, muss noch mal von vorne anfangen. Bei einem anderen Ritual drücken Studenten ihren Kommilitonen ein Kissen aufs Gesicht und stellen Fragen. Bei einer richtigen Antwort nehmen sie das Kissen kurz vom Gesicht, bei einer falschen Antwort drücken sie weiter, und es folgt sofort die nächste Frage.
Nicht nur die Mutter hätte sich eine härtere Anklage gewünscht, auch Tamara Lave, Jura-Professorin an der Uni Miami, sagte: "Der Staatsanwalt hatte in diesem Fall die Möglichkeit etwas zu tun, ein schärferes Signal zu senden, ein verdientes Signal, das dem Verhalten entspricht."
Den Angeklagten drohen bis zu sechs Jahren Gefängnis. Elf von ihnen sollen Studenten sein, zwei vermutlich Uni-Mitarbeiter. Ihre Namen sollen erst bekanntgegeben werden, wenn alle verhaftet sind.
Roberts Mutter wünscht sich, dass mit den Tod ihres Sohnes die Aufnahmerituale aufhören: "Wir hoffen, dass wir diesen Fall dazu nutzen können, um Hazing zu beenden", sagte sie "USA Today".