Burschenschaften Verbindungen hofieren Rechte

Rechtes Gedankengut kommt in einigen Burschenschaften so gut an, dass der Verfassungsschutz ein Auge auf die Verbindungen geworfen hat. Die Uni Regensburg will den Teutonen nun das Verteilen von Flugblättern untersagen.
Von Alexander Hüsing

"Ehre, Freiheit, Vaterland" ist der Wahlspruch der Prager Burschenschaft Teutonia. Auf ihrer "Heimatseite" im Internet verkündet die Vereinigung ihr "akademisches Selbstverständnis": Unter anderem erwartet die Verbindung von ihren "Bundesbrüdern die Verwirklichung akademischer Werte wie Wissenschaftlichkeit, Wahrheit, Objektivität und intellektuelles Niveau".

Trotz dieser guten Vorsätze interessiert sich mittlerweile der Verfassungsschutz für die Teutonen und andere Burschenschaften. Seit einiger Zeit versuchten rechtsextreme Intellektuelle, über akademische Burschenschaften Einfluss an Universitäten zu gewinnen, so Bayerns Innenminister Günther Beckstein. Er appellierte an die studentischen Organisationen, Neonazis und anderen Wortführern des Rechtsextremismus nicht die Tür zu öffnen. Beckstein: "Die zahlreichen Burschenschaften und studentischen Korporationen dürften aber keinesfalls pauschal als rechtsextrem bewertet werden."

Flugblätter mit einem "ganz normalen Wehrmachtssoldaten"

Die Uni Regensburg hat ebenfalls genug vom rechten Treiben auf dem Campus: Die Hochschule will der Burschenschaft Teutonia das Verteilen von Flugblättern auf dem Uni-Gelände untersagen. Der Grund: Bereits vor zwei Jahren fiel die schlagende Verbindung durch geschmacklose Flugblätter auf. Zu einem Vortrag über "Stalingrad - Kampf und Untergang der 6. Armee" luden die Teutonen mit dem Konterfei eines Wehrmachtssoldaten am Maschinengewehr. Ein anderes Mal prangte ein BDM-Mädel auf einem Handzettel.

Eine eindeutige Bildsprache, die sich gerade Burschenschaften mit ihrem schlechten und vor allem rechten Image besser verkneifen sollten. Teutonia-Sprecher Sven Beckendorf weist den Vorwurf, NS-Propagandamaterial verwendet zu haben, weit von sich. Man könne aber darüber diskutieren, inwiefern das Flugblatt geschmacklos und übers Ziel hinaus geschossen sei. Der Soldat jedenfalls "war ein ganz normaler Wehrmachtssoldat".

Hanebüchene Verschwörungstheorien

Im vergangenen Oktober fielen die Teutonen erneut mit einem merkwürdigen Flugblatt auf. Unter dem Titel "Der große Bluff" verbreiteten sie eine hanebüchene Verschwörungstheorie: Unter anderem behaupteten die Bundesbrüder darin, dass es schlicht falsch sei, Angriffe auf Ausländer als rechtsextremistische Gewalttaten zu bezeichnen.

Häufig stünden nur "soziale Konflikte" oder "übermäßiger Alkoholkonsum" dahinter. Übergriffe von Ausländern auf Deutsche würden dagegen "totgeschwiegen". Stramm rechts geht es weiter: "Bis zum Jahre 2040 wird die deutsche Stammbevölkerung zu einer Minderheit im eigenen Land geworden sein."

Ende Mai der Eklat in Regensburg: Jürgen Schwab hält im Teutonia-Haus einen Vortrag zum Thema "Grundlagen nationaler Politik - Ist die BRD souverän?" Im bayerischen Verfassungsschutzbericht wird Schwab als "bekannter Rechtsextremist" geführt. Zudem ist er Redakteur beim NPD-Blatt "Deutsche Stimme".

Den Vorwurf, ein NPD-Hochschultrupp zu sein, weist Beckendorf zurück. Derzeit sei kein Teutone Mitglied einer rechten Partei. Zumindest bis vor kurzem allerdings waren zwei Burschenschafter in der NPD. "Mittlerweile sind sie aber aus der NPD ausgetreten", sagt Beckendorf. Ein weiterer Teutone mit NPD-Ambitionen wurde inzwischen "vom Bund entfernt".

Rechte Referenten in München

Unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehen neben der Teutonia die Burschenschaft Frankonia Erlangen und die Münchner Burschenschaft Danubia. Zu den Referenten im Danubia-Haus zählten unter anderem der ehemalige stellvertretende NPD-Parteivorsitzende Felix Buck, der französische Rechte Alain de Benoist und NPD-Anwalt Horst Mahler. Seit einigen Jahren bekennt sich der frühere RAF-Terrorist Mahler zum rechten Gedankengut. Erst vor wenigen Tagen haben Staatsanwaltschaft und Polizei Büros und Privaträume des Anwalts in Berlin durchsucht. Mahler soll antisemitische und ausländerfeindliche Texte ins Internet gestellt haben.

Für Ende Juni ist zudem ein Kurzreferat von Alexander von Webenau geplant. Der ehemalige Bundesvorsitzende des Nationaldemokratischen Hochschulbunds (NHB) will einen Vortrag über "Albert Leo Schlageter - Leben und Tod eines deutschen Helden" halten. Schlageter war Freikorpskämpfer und an der Zerschlagung der "Roten Ruhrarmee" beteiligt. 1922 wurde Schlageter Mitglied der NSDAP. Während der Ruhrbesatzung verurteilte ihn ein französisches Militärgericht zum Tode. Während der NS-Zeit wurde er als Märtyrer der Bewegung verehrt.

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