Campus-Wörterbuch Das kleine Uni-ABC

Anwesenheitspflicht
Anders als in der Schule gibt es fürs Fernbleiben bei Vorlesungen keinen Eintrag ins Klassenbuch. Das ist eine feine Sache, verleitet aber auch zum Liegenbleiben, wenn morgens der Wecker klingelt. Nach der Zwischenprüfung ist dann Schluss mit dem studentischen Lotterleben. Denn in Hauptseminaren sind Anwesenheitslisten fast überall obligatorisch. (Siehe auch: Langzeitstudent)
Assistent (kurz: Assi)
Leibeigener des Professors. Die Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter und Assistenten sind befristet und dienen der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. In der Regel sollen Assis deshalb ihre Doktorarbeit oder Habilitation schreiben. Doch der Alltag ist zermürbend: Statt wacker an der Dissertation zu werkeln, haben sie eine Kaffeefilter-Allergie und die goldene Ehrennadel für 25.000 Normalkopien. (Siehe auch: Dissertation, Habilitation)
Asta
Kürzel für Allgemeiner Studierenden-Ausschuss. Der Asta (an ostdeutschen Hochschulen meist Studierendenrat) wird von der Mehrheit des Studentenparlaments gewählt. Er vertritt studentische Interessen und bietet allerhand Dienstleistungen an: vom Semesterticket für freie Fahrt in Bus und Bahn über Kulturveranstaltungen bis zur Beratung in allen Studienangelegenheiten. Viele, aber längst nicht alle Asten haben sich zum Dachverband fzs zusammengeschlossen. (Siehe auch: Studentenparlament)
Auslandssemester
Studienphase an einer Hochschule im Ausland, die dort erworbenen Scheine werden meist angerechnet. Auslandssemester bringen Lebenserfahrung und Sprachkenntnisse. Außerdem lernt man Leute kennen, die Jacques, Igor oder Cathy heißen. Infos gibt es zum Beispiel beim DAAD und beim Akademischen Auslandsamt der Uni. (Siehe auch: DAAD)
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Special Auslandsstudium
Auswahlverfahren
"In Deutschland gibt es nur zwei Institutionen, die jeden Bewerber nehmen müssen: Gefängnisse und Universitäten", zürnen manche Bildungspolitiker. In den USA dagegen können Hochschulen ihre Studenten frei auswählen. Auch in Deutschland erhalten die Hochschulen allmählich größere Entscheidungsfreiheit. Reformer erhoffen sich davon mehr Wettbewerb um die besten Studenten, Kritiker befürchten die Aushöhlung des Rechts auf die freie Hochschulwahl, die aber durch den Numerus clausus ohnehin eingeschränkt ist.
Bachelor
Kurzstudiengang nach angelsächsischem Vorbild. Zusammen mit dem auf den Bachelor aufbauenden Master-Abschluss soll er bis 2010 das traditionelle deutsche System von Diplom und Magister ersetzen. Erst wehrten sich die deutschen Unis nach Kräften, inzwischen stellen sie ihre Studiengänge um. So sollen die Studienzeiten kürzer und zugleich die Chancen deutscher Absolventen auf dem internationalen Arbeitsmarkt besser werden. (Siehe auch: Master)
Bafög
Kürzel für das Wortungetüm Bundesausbildungsförderungsgesetz: Staatliche Finanzspritze für Studenten aus weniger wohlhabenden Familien, wird monatlich ausgezahlt und für die Dauer der Regelstudienzeit bewilligt. Der Höchstsatz beträgt inzwischen 585 Euro. Der Haken: Nach dem Studium muss man die Hälfte des Geldes zurückzahlen (bei Beginn des Studiums nach dem 1. April 2001 allerdings höchstens 10.000 Euro) und steht oft vor einem gigantischen Schuldenberg - keine schönen Aussichten beim Start ins Berufsleben.
Surftipps: Bafög-Rechner ; Infos der Studentenwerke und des Bundesbildungsministeriums
Belegbogen
Liste der besuchten Veranstaltungen. Der Bogen wird ins Studienbuch eingeheftet, das wiederum muss man zum Abschluss des Grund- und Hauptstudiums vorzeigen. Aber der erfahrene Studienhase weiß: Das Studienbuch kontrolliert niemand wirklich, sogar die gestrenge Dame mit der randlose Brille vom Prüfungsamt wirft nur einen gelangweilten Blick auf die Fleißarbeit.
Campus
Gesamtanlage einer Universität. Die sieht manchmal sehr hübsch aus - Bonner Studenten etwa residieren im kurfürstlichen Schloss mit Hofgarten, Chemnitz Studenten in einem Hauptgebäude im Stil der Gründerzeit. Anderswo dagegen erinnern marode Eingangshallen, blätternder Putz und waschbetonierte Höfe eher ans ehemalige Grenzdurchgangslager Friedland.
Cum laude
Lateinisch, heißt auf deutsch: "Mit Lob". Was ziemlich eindrucksvoll klingt, ist aber nur die drittbeste Note bei der Beurteilung einer Doktorarbeit. Die Höchstnote "Summa cum laude" ist selten und bedeutet "mit höchstem Lob".
Cum tempore (c.t.)
Lehrveranstaltungen an der Universität beginnen oft erst ein akademisches Viertelstündchen später, weil der Professor noch sein Mittagsschlaf hält. Dann steht die Abkürzung "c.t." hinter der Ankündigung im Vorlesungsverzeichnis. Den Studenten kann's eigentlich egal sein, die kommen ohnehin immer zu spät und quetschen sich mit hochrotem Kopf in die letzten Bänke.
Von D wie Dekan bis E wie Exmatrikulation
DAAD
Deutscher Akademischer Austauschdienst: Der DAAD kümmert sich mit seinen Programmen und Stipendien darum, dass ausländische Studenten nach Deutschland kommen. Und umgekehrt. (Siehe auch: Auslandssemester)
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Special Auslandsstudium
Dekan
Häuptling eines Fachbereichs oder einer Fakultät. Kein Professor hat Lust auf den Job, weil er mit mächtig Bürokratie und wenig Ruhm verbunden ist. Dennoch meldet man sich freiwillig oder zumindest fast freiwillig, weil jeder mal drankommen muss. Wer sich weigert, dem drohen Fakultätskeile.
Dies academicus
Eigentlich der Tag, an dem die Uni sich selbst mit Veranstaltungen, Vorträgen und festlichen Reden feiert. Für Studenten ist der Dies academicus jedoch vor allem ein Tag zum Ausschlafen, alle Seminare und Übungen fallen aus. Darum laufen in vielen Uni-Städten am Vorabend auch traditionell ausschweifende Studentenpartys - carpe diem.
Dissertation (kurz Diss)
Doktorarbeit auf akademisch. Die dauert in der Regel drei bis fünf Jahre, ist gern armdick und der Nachweis wissenschaftlicher Exzellenz. Außerdem ist die Diss die Bedingung, um später mal Professor zu werden. (Siehe auch: Cum laude)
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Erstsemester
Studienanfänger. Sie ziehen noch ihre Lieblingspullis an, schreiben in Vorlesungen alles mit und haben neue Ledertaschen, ein Geschenk der Eltern. Später schreiben sie nicht mehr mit und werden routiniert und ein bisschen zynisch, wie alle anderen Studenten auch. (Siehe auch: Grundstudium)
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Glosse "Der Erstsemester"
Examensarbeit
Abschließende Hausarbeit von um die 100 Seiten, fast immer Teil der Prüfungen. Je nach Fach bedeutet das offiziell drei, sechs oder zwölf Monate harte Arbeit und eiserne Disziplin. Real brauchen viele Studenten deutlich länger: Man sitzt am Schreibtisch und schreibt, während die Freunde feiern gehen. Das Leben ist eben manchmal grausam. Aber nichts befreiender als der Fußmarsch zum Copy-Shop, um die fertige Arbeit binden zu lassen.
Existenzgründung
Gründung einer eigenen Firma, allein oder mit Partnern. So ändern sich die Zeiten: Früher galt als lebensmüde, wer sich selbstständig machte. Heute preisen Politik und Wirtschaft die Existenzgründer - als mutige Visionäre, Motor der Konjunktur und Hoffnungsträger. Abseits der Klischees ist die Selbstständigkeit gerade in den ersten Jahren ein nervenzehrendes Geschäft. Beratung gibt es unter anderem bei den Arbeitsämtern.
Exmatrikulation
Abmeldung von der Hochschule: Steht an, wenn das Studium abgeschlossen ist oder man schon nach drei Semestern einen formidablen Job fürs Leben gefunden hat. Oder man hat vergessen, den Semesterbeitrag zu zahlen. Dann empfiehlt sich ein Spurt zur Universitätskasse.
Von F wie Fachschaft bis H wie Hörsaal
Fachschaft
Ähnlich wie früher die Schülervertretung. Fachschafter sitzen gern auf Sperrmüll-Sofas, trinken Kaffee und geben Studenten Rat bei Problemen im Studienalltag. Wer hartnäckig nachfragt, bekommt auch Tipps, welche Professoren besser zu meiden sind, weil sie launisch sind oder in Prüfungen unberechenbare Fragen stellen.
Forschungssemester
Professoren müssen Studenten ausbilden, aber auch selbst Forschung betreiben. Im Idealfall geht beides Hand in Hand. Hin und wieder dürfen Professoren für ein ganzes Semester die Last der Seminare, Prüfungen und Gremiensitzungen abwerfen und sich der reinen Wissenschaft widmen - selbst hartnäckige Hörsaal-Verweigerer, Forschungsnieten und andere akademische Tiefflieger.
Fußnote
Belegstelle für ein Zitat. Diese Technik beim wissenschaftlichen Arbeiten lernt man in Einführungen und Proseminaren. Ist das Prinzip durchschaut, scheint alles ganz einfach: Autor, Titel, Verlagsort, Jahr und Seitenzahl. Dennoch verzweifeln viele Studenten an den Ausnahmeregeln für Aufsätze, Bibliographien oder Sammelbände. Wie überall im Studium gilt: Übung macht den Meister.
Globalhaushalte
Instrument zur Hochschulfinanzierung: Universitäten bekommen von der Landesregierung nicht mehr abgezähltes Geld für jeden Fachbereich, sondern können über die Verteilung weitgehend selbst bestimmen. Das Ziel ist klar: Die Selbstverantwortung der Hochschulen soll gestärkt werden.
Grundstudium
Knochenmühle des Studiums. In den ersten Semestern lernt man die wichtigsten wissenschaftlichen Techniken und die Grundlagen des Fachs. Das ist meist mit viel Arbeit, kniffligen Klausuren und Prüfungen verbunden. Im Hauptstudium werden die erlernten Techniken angewandt und verfeinert.
Habilitation
Letzte Hürde auf dem Weg zur Professur. Sie besteht aus einer Abhandlung ("opus magnum"), der Doktorarbeit vergleichbar, und einer Fragestunde durch die Professoren der Fakultät. Die rot-grüne Bundesregierung versuchte, die Habilitation bundesweit durch Juniorprofessuren zu ersetzen, um den Ausbildungsweg zu verkürzen und selbstständigeres Arbeiten zu ermöglichen. Einige Bundesländer und das Verfassungsgericht spielten aber nicht mit. (Siehe auch: Dissertation, Assistent, Cum laude)
Hilfskraft (auch Hiwi)
An den Fachbereichen gibt es immer reichlich zu tun. Kopieren, Kaffee kochen, Koffer schleppen - das ist der klassische Dreikampf studentischer Hilfskräfte. Außerdem dürfen die Hiwis Bücher aus Bibliothek holen, Post sortieren, Vorlesungen vorbereiten. Und so nebenher einen Blick hinter die akademischen Kulissen werfen. Empfehlen kann man sich dafür durch enormen Eifer in Proseminaren. Die Jobs als Packesel der Wissenschaft sind aber oft miserabel bezahlt.
Hörsaal
Bevorzugter Veranstaltungsort mit Klappstühlen und kleinen Tischen. Die Bilder ähneln sich überall: Vorn steht der Dozent und spricht von Lautverschiebungen oder Molekülen. In den engen Hörsaalbänken drängeln sich unterdessen viel zu viele Studenten. Mitunter klagen sie über das Touristenklasse-Syndrom, können auf Stützstrümpfe gegen die Thrombosegefahr jedoch getrost verzichten. Denn nach eineinhalb Stunden lockt schon die Cafeteria.
Von I wie Immatrikulation bis K wie Kolloquium
Immatrikulation
Einschreibung an einer Hochschule und meist Stress pur: Erst warten die Erstsemester stundenlang. Sind sie dann endlich an der Reihe, haben sie bestimmt irgendwas vergessen - das Abiturzeugnis, den Personalausweis oder die Krankenkassen-Bescheinigung.
Internationaler Studentenausweis (ISIC)
Die ISIC-Karte gibt es beim örtlichen Asta und hilft Sparen. Wer ins Ausland fährt, bekommt im Kino, Schwimmbad oder Museum verbilligten Eintritt. Nachteil: Türsteher in angesagten Pariser Diskotheken lachen hämisch über die kleine grüne Chipkarte und verriegeln die Tür.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Schnäppchenführer "Hauptfach Schnorren"
Juso-Hochschulgruppe
Jungsozialisten, die der SPD nahestehende Studentengruppe. Wie ihr rechtes Pendant, der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), gibt es die Juso-Hochschulgruppe schon ewig - eine Spielwiese für Nachwuchsfunktionäre. Entsprechend kindisch geht es in den Sitzungen des Studentenparlaments mitunter zu: Ständig wirft man sich gegenseitig Beleidigung, Geldverschwendung oder Vorbereitung eines Angriffskrieges vor. Die Gruppen nennen das Studentenpolitik, die studentische "Basis" ächzt derweil entnervt. (Siehe auch: Asta, RCDS)
Kanzler
Heimlicher Herrscher der Universität, Chef der Verwaltung und mithin Dienstherr aller nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter. Er hebt oder senkt den Daumen, wenn es um freie Seminarräume und Hörsäle geht. (Siehe auch: Rektor, Dekan)
Kolloquium
Versammlung ambitionierter Wissenschaftler. Man hält Vorträge und diskutiert anschließend darüber in wohl gesetzten Worten. Vorteil: Die akademische Elite ist unter sich, fernab vom studentischen Pöbel. Entsprechend hoch ist die Dichte an Lesebrillen und Einstecktüchern.
Von L wie Langzeitstudent bis N wie Numerus clausus
Langzeitstudent
Kommt jemand im Studium nicht voran, kann es dafür viele Gründe geben: Man muss nebenher arbeiten, kommt mit den Anforderungen nicht zurecht oder hat schlicht Prüfungsangst. Deshalb bitten Universitäten ihre Sorgenkinder mitunter zu Beratungsgesprächen und versuchen, ihnen Wege zum Studienabschluss zu ebnen. Derweil drohen die Landesregierungen mit Studiengebühren.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Glosse "Der Langzeitstudent"
Latinum
Dass Gallien früher mal in drei Teile unterteilt war, weiß man noch aus der Schule. Mit dieser Feststellung beginnt Julius Cäsar sein epochales Werk "De bello gallico". Wer hoffte, mit dem Abitur sei auch die Beschäftigung mit antiken Sprachen erledigt, sollte die Studienordnung genau durchlesen. An den Unis ist Latein, die tote Sprache, quicklebendig - noch immer verlangen viele Fächer ihren Studenten den Nachweis passabler Lateinkenntnisse ab. Möge ihnen der Himmel auf den Kopf fallen.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Quiz "Reicht Ihr Latein zum Angeben?"
Lehrverpflichtung
Professoren müssen pro Woche in der Vorlesungszeit eine bestimmte Anzahl von Lehrstunden abzuleisten, an Universitäten zum Beispiel acht Wochenstunden. Doch nicht immer ist die Lehrmoral intakt. Manche Dozenten bieten sogar mehr Veranstaltungen an, andere hingegen nutzen angenehme Fluchtwege: Sie spezialisieren sich zum Beispiel auf Kolloquien zu abwegigen Themen, Blockseminare tief in den Semesterferien oder Wochenend-Oberseminare mit persönlicher Einladung. (Siehe auch: Kolloquium, Forschungssemester)
Master
International verbreiteter Titel, der etwa dem deutschen Diplom entspricht. Im Zuge der Internationalisierung des Studiums bieten immer mehr deutsche Universitäten den Master an, der auf dem Bachelor-Abschluss aufbaut. (Siehe auch: Bachelor)
Matrikelnummer
Die Matrikel ist das Verzeichnis aller Studenten einer Hochschule. Jeder Student erhält bei der Einschreibung seine individuelle Nummer. Die sollte man sich merken, weil man sie immer mal wieder auf Scheinen und Formularen eintragen muss. Vergesslichen hilft ein Blick auf den Studentenausweis.
Mensa
Das Hochschul-Restaurant. Die tägliche Speisung der hungrigen Massen mit Formfilets, Salzkartoffeln und "Panzerplatte" (paniertes Schnitzel) nennt sich Stammessen. Als Alternative gereicht werden gern Nudelgerichte, seit BSE auch überall Speisen "mit ohne Fleisch". Die Preise sind erfreulich niedrig, weil der Staat die Studentenfütterung mitfinanziert. Besser schmeckt es dadurch aber auch nicht, schwören langjährige Mensabesucher.
Neugründungen
Als nach dem Krieg die Studentenzahlen stiegen, wurde fix eine ganze Reihe neuer Universitäten gegründet - wie in Augsburg, Bamberg, Bochum, Bielefeld oder Düsseldorf. Gebaut wurde vornehmlich mit Beton, was heute manchen Erstsemester erschreckt. In den Uni-Rankings schneiden die neueren Hochschulen jedoch oft formidabel ab.
Nobelpreis
Der begehrteste Wissenschaftspreis der Welt. Den Nobelpreis gibt es für Medizin, Physik, Chemie und einige andere Disziplinen. Meist bekommen ihn Amerikaner oder Franzosen. Hin und wieder klingelt aber auch in Deutschland das Telefon, und das schwedische Auswahlkomitee ist dran. Dann gibt es Blumen von den Assistenten und Glückwünsche aus aller Welt.
Numerus clausus
Zulassungsbeschränkung bei stark nachgefragten Studiengängen. Die Abiturnote entscheidet, wer die begehrten Plätze erhält. Der Rest muss warten, manchmal mehrere Semester. Derweil kann man die Studienentscheidung noch einmal überdenken. Vielleicht Germanistik statt Jura? Oder Hoch- und Tiefbau statt BWL? (Siehe auch: ZVS)
Von O wie Oberseminar bis Q wie Quatsch
Oberseminar
Aussterbende Veranstaltungsart. Zumeist auf Einladung des Professors versammeln sich im Oberseminar die talentierten Studenten und diskutieren über alles, was im akademischen Alltag zu kurz kommt. (Siehe auch: Kolloquium)
Orchideenfach
Universitätsdisziplin, die eher schwach nachgefragt wird oder sich mit exotischen Sachverhalten beschäftigt. Festlandkeltisch gehört dazu, die Kristallologie oder die Forstwissenschaft.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Serie "Orchideenfächer"
Praktikum
Die Semesterferien nutzen schlaue Studenten, um via Interrail europäische Züge unsicher zu machen oder bereits erste Berufserfahrungen zu sammeln. Diese Chance bieten Praktika bei Unternehmen. Bezahlt allerdings werden die ersten Schritte in die raue Berufswelt meist ausgesprochen mau.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Praktikumsbörsen
Psychologische Beratung
Rettungsanker bei akuten Problemen. Eine Beratungsstelle gibt es an fast jeder Hochschule. Sie hilft zum Beispiel, wenn Studenten aus nackter Panik vor der Prüfungsanmeldung zurückschrecken.
Quatsch
Goldene Regel für alle Examenskandidaten: "Ich darf auch Quatsch schreiben!" in Großbuchstaben auf ein Blatt Papier schreiben und über den Schreibtisch hängen. Immer mal wieder drauf blicken, wenn man dumpf brütet und die Arbeit nicht recht voran geht. (Siehe auch: Psychologische Beratung)
Von R wie Ranking bis wie S wie Studentenparlament
Ranking
Umfrage mal unter Studenten, mal unter Professoren und Personalchefs. Oder alles zusammen. Heraus kommt eine Rangliste der Hochschulen. Gefragt wird zum Beispiel nach Betreuung, Ausstattung und Qualität der Lehre. Merkwürdig dabei: Häufig gewinnen Universitäten, die auch mit einem Spitzenplatz in den Tauschbörsen für Studienplätze auftauchen. In der Rubrik "Biete" wohlgemerkt.
Bei SPIEGEL ONLINE: Die große und das letzte SPIEGEL-Ranking (1999)
RCDS
Ring Christlich-Demokratischer Studenten, die konservativen Kollegen der Juso-Hochschulgruppe und ebenfalls immer mittendrin in den schönsten Handgemengen profilneurotischer Jungfunktionäre. Trotz unermüdlicher Versuche gelingt es dem RCDS nur selten, linke Asten zur Erfrischung in die Opposition zu schicken. (Siehe auch: Juso-Hochschulgruppe)
Rektor
Der Rektor oder Präsident steht an der Spitze der Hochschule und wird aus den Reihen der Professoren gewählt. Er repräsentiert die Universität nach außen - mal als Grüßaugust, mal als beinharter Wissenschaftsmanager. (Siehe auch: Kanzler)
Repetitorium
Notwendiges Übel in den Rechtswissenschaften. Um das Examen zu bestehen, lassen sich fast alle Jura-Prüflinge den Stoff zuvor von teuren Privatpaukern eintrichtern. Warum diesen Job nicht die Uni selbst erledigt? Man hat vor vielen Jahren aufgehört zu fragen.
Schein
Leistungsnachweis. Gibt es bisweilen für reine Anwesenheit und ein schlaues Gesicht, meist aber für Referat, Klausur oder Hausarbeit.
Semesterwochenstunden (SWS)
Unterrichtsstunden, die pro Woche in einem Semester besucht werden müssen. Die genaue Zahl steht in der Studienordnung. Wer sich strikt daran hält, kann das Studium in der Regelstudienzeit abschließen. Eine Semesterwochenstunde dauert in der Regel 45 Minuten, die meisten Veranstaltungen haben also einen Umfang von zwei SWS.
Sprechstunde
Wöchentlich oder seltener bitten die Professoren für wenige Stunden zur persönlichen Audienz über Hausarbeiten und anstehende Prüfungen in ihre Dienstzimmer. Früh kommen lohnt sich immer. Sonst hockt man schnell einige Stunden auf dem Flur, bis schließlich ein Jüngling mit süßem Lächeln aus dem Zimmer schreitet und den Wartenden beiläufig verkündet, er habe sich mit dem Professor "festgequatscht."
Studentenparlament
Beschlussfassendes Gremium der Studentenschaft. Fernab weltlicher Zwänge vereinen sich hier Profilneurotiker von links und rechts, spielen Parlament und üben sich in den Riten der Erwachsenen. Angiften, verdächtigen, verleumden, dem Gegner die Vorbereitung eines Angriffskrieges nachweisen: alles Faschos außer Mami. Und hinterher, hehe, war alles nur Spaß. (Siehe auch: Asta, Juso-Hochschulgruppe, RCDS)
Von T wie Talar bis V wie Vorlesungsverzeichnis
Talar
Traditionelle Arbeitsbekleidung akademischer Würdenträger. Seit 1968 ist das wehende Kleid allerdings etwas aus der Mode. Damals riefen langhaarige Protestler vom "Muff von 1000 Jahren unter den Talaren". Seither gibt die Professorenschaft sich gelüftet. Aber: Bei Abschlussfeiern kehren die Talare inzwischen zurück, und manchen Gelehrten kann man mit den Anreden "Magnifizenz" oder "Spektakbilität" wieder schmeicheln.
Teilzeitstudium
Alleinerziehende Mütter oder Berufstätige haben oft wenig Zeit. Manche Universitäten erlauben darum ein Studium nur halbtags oder nur an einigen Tagen.
Tutor
Studentische Hilfskraft, die Studienanfängern praktische Tipps und Hilfestellungen gibt: wie man bibliographiert, wo die Seminarbibliothek ist, warum man für Fußnoten nicht die Schuhgröße kennen muss. (Siehe auch: Erstsemester)
Übung
Lehrveranstaltung, bei der wissenschaftliche Methoden praktisch angewendet werden - unter Anleitung von Assistenten. (Siehe auch: Vorlesung)
Universitätsbibliothek
Zur wissenschaftlichen Arbeit gehört zwangsläufig die Lektüre anderer wissenschaftlicher Arbeiten. Die Universitätsbibliothek, kurz Uni-Bib, macht Bücher und Zeitschriften jedem Studenten zugänglich. Auch wenn manche Bibliothek vermuten lässt, hier würde gerade ein Dokumentarfilm über die Mangelwirtschaft in der Sowjetzone gedreht.
Verbindung, studentische
Auch Burschenschaft oder Korporation genannt: Verein meist konservativer Fechtbrüder. Unter Ausschluss von Frauen und Ausländern wohnt man zusammen und trägt komische Mützen. Mitunter schwingen die Herren den Säbel. Ansonsten trinken sie viel, singen gern die erste Strophe der Nationalhymne und starren alte Landkarten an, auf denen Deutschland noch Preußen heißt. Es gibt rechtsradikale, aber auch liberale Studentenverbindungen.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Glosse "Der Burschenschafter"
Vorlesung
Veranstaltungsart. Der Professor steht vorn und doziert, die Studenten hören zu. Das ist mal spannend, wenn der Professor ein Entertainer ist oder die Materie interessant. Das ist mal ermüdend, wenn der Professor nuschelt oder nur das Manuskript seines Buches herunterleiert. (Siehe auch: Hörsaal, Übung)
Vorlesungsverzeichnis, kommentiertes
Register aller Veranstaltungen. Wer allerdings den dicken Komplettwälzer mit uni-weiter Übersicht kauft, ist selber schuld. Kenner holen sich das Kompendium des eigenen Fachbereichs, in dem die Professoren ihre Veranstaltungen ausführlich kommentieren und Literaturtipps geben.
Von wie wie Wohngemeinschaft bis Z wie ZVS
Wohngemeinschaft
Studentisches Zweckbündnis gegen hohe Mieten. Ideal funktioniert die WG, wenn der Putzplan eingehalten wird, Svenja morgens freundlich grüßt, Kalle nicht bis vier Uhr nachts seine Death-Metal-CDs durchhört und Peter seine Unterhosen im eigenen Zimmer deponiert. Normal ist: Keiner spült ab, die Klotür schließt nicht richtig. Und in der Küche frühstückt einer, den keiner kennt.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Glosse "Die WG" und Börse Schöner Wohnen - WGs, Wohnungsmarkt, Wohnheime
Wohnheim Letzter Ausweg für Wohnungssuchende: Die subventionierten Zimmer der Wohnheime sind konkurrenzlos billig, bieten aber oft maximal 15 Quadratmeter und ein Weltraumklo ohne Ecken und Kanten. Gegen die grassierende Wohnungsnot starten manche Studentenwerke auch hübsche Experimente, in München zum Beispiel mit Wohn-Würfeln.
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Wohnen im Würfel - Quadratisch, praktisch, eng
Zettel
Das wichtigste Kommunikationsinstrument an der Hochschule. Auf Zetteln werden am schwarzen Brett Jobs und Wohnungen angeboten, auf Zetteln muss sich eintragen, wer bestimmte Seminare besuchen will. Zettelwissenschaft eben.
ZVS
Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen, zuständig für stark nachgefragte Studiengänge wie Medizin oder Psychologie. Oft wird die Dortmunder Behörde als letzte Bastion der bildungspolitischen Planwirtschaft geschmäht. Deshalb soll die ZVS ihren Aktionsradius verkleinern, indem die Hochschulen neue Studenten selbst auswählen. (Siehe auch: Numerus clausus)
Bei UniSPIEGEL ONLINE: Studienplatztausch-Börse